Erstes Treffen des OpenData Networks

Am Mittwoch hat das neu gegründete OpenData Network zu einem ersten Treffen eingeladen. Dabei sollte es vor allem um einen inhaltlichen Austausch gehen. Mit dabei war neben den Machern diverser eDemokratie-Projekte auch die Verantwortliche für den Internetauftritt des Bundestages, Maika Jachmann.

Urs Kleinert, der unter anderem hinter Wahlversprechen.info steckt, zeigte bereits zu Anfang in einem Impulsreferat auf, dass vorwiegend zwei Ansätzen zum OpenData-Gedanken existieren. Einerseits sei es möglich, vorhandene Daten einfach zu nehmen und zu nutzen. Andererseits könne man auf politischer Ebene Überzeugungsarbeit leisten, Daten freizugeben.

Der erste Ansatz habe bereits zu einer Reihe recht beeindruckender Beispiele geführt. Er habe allerdings Grenzen, weil man existierende Dokumente analysiere, dort vorhandene Daten herausziehe („scrape“) und verarbeite. Die verwendeten Standards änderten sich teils häufig, und wenn die Ersteller der Dokumenten das Scraping bemerkten, könnten sie die Arbeit erschweren oder gar mit Klagen zu unterbeinden versuchen.

Die Anwendung der beiden Strategien sei gegensätzlich, so Kleinert. Wenn man bereits jemandes Seite gescrapet habe, sei es schwer, später die zweite Strategie zu verfolgen und ihn zur Freigabe der Daten zu überreden. Das OpenData Network solle allerdings ein Forum für Vertreter beider Positionen sein und einen Austausch zwischen ihnen ermöglichen.

Zu Anfang des Treffens wurden einige Projekte vorgestellt, die sich an der ersten Strategie orientieren. Dabei wurde deutlich, dass ein großes Problem darin besteht, dass es keine Standards für Datenformate gibt. Klas Roggenkamp berichtete von den Erfahrungen bei der Suche nach Geodaten zu Wahlkreiszuschnitten während der Entwicklung von Wahl.de. Auf eine Anfrage an den Bundeswahlleiter hin sei man von Instanz zu Instanz weitergereicht worden, letztlich habe man die entsprechende Datenbank selbst erstellt.

Daniel Dietrich erklärte es zu einer Mindestvoraussetzung, dass man seine Daten anderen Projekten zur Verfügung stellt. Später wurde angeregt, eine Liste zu schaffen, die Quellen von Daten für Projekte im Bereich Demokratie-APIs versammelt.

Auch die restriktive oder schlicht unklare Lizenzierung vieler Datenquellen wurde immer wieder als Problem benannt. So berichete Stefan Wehrmeyer, der Entwickler des Bundestaggers, dass er sich Redemanuskripte aus dem Bundestag einfach nehme – in der Annahme, dass keine Klage folgen werde. Besonders kompliziert ist die lizenzrechtliche Situation bei Geodaten, wo bisher noch keine einheitliche Linie existiert.

Letztlich gibt es laut einem Teilnehmer zwei Lizenzthematiken. Für die erste Strategie des „Nutzens und Nehmens“ lautet die Frage „dürfen wir?“. Verfolge man die zweite Strategie, müsse sie lauten: „Welche wollen wir?“

Matthias Spielkamp von irights.info erklärte, aus journalistischer Sicht sei „alles interessant“. Darin pflichtete ihm Matthias Bauer bei: Man könne durchaus fordern, dass alle Daten veröffentlicht werden, und zwar möglichst maschinenlesbar.

Daniel Kinzler von Wikimedia Deutschland setzte sich ebenfalls dafür ein und forderte, dass alle öffentlichen Daten unter wie in den USA unter Public Domain fallen sollten. Wenn scrapen von einer Datenquelle erwünscht, das bereitstellen einer API aber zu aufwändig sei, könne man in Richtung Microformats gehen, was das Parsen von Dokumenten vereinfachen würde.

Daniel Dietrich wies an dieser Stelle daraufhin, dass man Daten möglichst an der Quelle abgreifen sollte. Wenn man Daten scrape, müsse man sie pflegen. Daten von anderen Projekten zu nutzen, reiche diese Aufgabe des Pflegens nur weiter.

Der zweite Teil des Abends war der Frage gewidmet, wie man Transparenz und OpenData auf die polische Agenda bekommen könne. Klas Roggenkamp meinte dazu: „Wir zeigen was geht, und zwar relativ schnell und gut“. Beispielsweise, indem man Standardformate dafür definiere, wie man Daten gerne aufbereitet hätte. Als ein möglicher Startpunkt dafür wurde der Working Draft „Publishing Open Government Data“ des World Wide Web Consortiums genannt.

Andererseits herrschte Konsens darüber, dass man Politiker direkt ansprechen müsse. Bei der Überzeugungsarbeit könnten „coole Pilotprojekte“ mit einzelnen Ministerien oder Stadtverwaltungen helfen, meint Daniel Dietrich. Zudem sei geplant, im nächsten Jahr den Wettbewerb Apps for Democracy nach Deutschland zu bringen.

Maika Jachmann erklärte gegen Ende des Treffens, der “erste Schritt” im Dialog mit der Bundestagsverwaltung sei mit diesem Abend getan. Sie hatte bereits vorher erklärt, dass es ein längerer Prozess sei, dass wir über den Sinn einer Datenöffnung informieren müssen und dass wir mit knappen Ressourcen wirtschaften, denn es handelt sich um Steuergelder. Deshalb sei Aufklärung zu Open Data wichtig, um bei den Verantwortlichen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass in der Bevölkerung ein Bedürfnis vorhanden ist.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

6 Ergänzungen

  1. Auf jeden Fall war es eine recht interessante Veranstaltung und ich bin gespannt, was sich daraus entwickelt.

    Frau Jachmann machte jedenfalls auf mich, gerade auch im persoenlichen Gespraech, einen recht interessierten Eindruck. Und sie scheint offen fuer Verbesserungsvorschlaege zu sein.

    Was das Bewusstsein fuer OpenData bzw. auch OpenAccess schaffen angeht, kann ich eigentlich nur bestaetigen, dass man ruhig mal seinen Abgeordneten ansprechen und ihm/ihr freundlich Hilfe bei entsprechenden Themen anbieten sollte. Zumindest bei einem Rostocker MdB hat dies zu einem aufklaerenden Gespraech zwischen MdB und Netzaktivisten gefuehrt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.