Erste Ergebnisse: Wen wählen?

Alvar Freude hat für diesen Bundestagswahlkampf wieder seine Plattform „Wen wählen?“ in einer neuen Version aufgelegt. Bei WEN WÄHLEN? wurden alle Kandidaten zum 17. Deutschen Bundestag gebeten, ihre Meinung zu 56 Thesen kund zu tun. Die ersten Ergebnisse sind jetzt da:

Knapp 1000 Kandidaten haben zumindest einen Teil beantwortet, zum jetzigen Zeitpunkt haben 735 Kandidaten die Eingabe komplett abgeschlossen, dazu gehören zum Beispiel auch Kontaktdaten. Am fleißigsten waren dabei die Grünen, gefolgt von der Linkspartei, FDP und SPD. Viele Kandidaten haben bei der Beantwortung der Thesen auch eine Begründung abgegeben. Genauer: Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben die Kandidaten über 16000 (sechzehntausend!) einzelne Begründungen abgegeben! Einige davon sind zwar Copy&Paste von Vorlagen der Partei (und das trotz gegenteiliger Bitte), andere sind aber teilweise durchaus interessant.

In einem Blog-Beitrag hat Alvar Freude die Ergebnisse einiger netzpolitischer Thesen analysiert. Das ist ganz interessant. Aus dem Fazit: Der rechtsfreie Raum im Wahlkampf.

Insgesamt sind die Kommentare sehr interessant, auch die prozentuale Verteilung der Meinungen der Kandidaten. Wer Zeit hat, soll sich einfach mal die Begründungen durchlesen. Insgesamt geht das Konzept von WEN WÄHLEN? gut auf: die einzelnen Kandidaten sollen ihre eigene Meinung darlegen können. Leider klappt das nicht überall, insbesondere wenn sich die Kandidaten stark an von der Parteispitze vorgegebene Musterantworten halten. Es ist aber aber auch zu sehen, dass in einigen Punkten weiterhin vollkommenes Unverständnis herrscht, zum Beispiel bei den Internet-Sperren. Und es ist zu sehen, dass viele Politiker sich nicht trauen, sich offen gegen eine wirksame Methode zu stellen, gleichzeitig aber das Gegenteil beschließen, weil es populistisch vorgetragen wird. Da sollte die Netzgemeinde, da sollten wir alle als Netzgemeinde es schaffen, dass Unsinn besser als solcher entlarvt wird.

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13 Ergänzungen

  1. Alvar, du triffst mal wieder ins Schwarze. :)

    Was mir aber an so einem leicht zu bedienenden Klicksystem Angst macht ist dass die Meinungsbildung „wen wählen“ *ohne* solche Hilfsmittel entweder willfährig ist oder einfach ausbleibt.

    (Und das Ding sagt mir ich stimme viel mit der Büso überein. Kann man die wählen? :P )

  2. sehr witzig, diese seite. ich habe mal genau das gegenteil von dem ausgewählt, was mir wichtig ist (und zusätzlich natürlich noch „dies ist mir besonders wichtig“ angeklickt) und war total überrascht, was als ergebnis unten rausgekommen ist:

    cdu/csu & fdp soll ich wählen. damit man das land ordentlich vor die wand fahren kann.

    ps: das blöde captcha saugt. wech damit!

  3. Auch wenn meine Entscheidung schon lange feststeht, hab ich mir den Test mal gegönnt. Wie erwartet … Piraten/Grüne, dann lange nix, dann SPD, dann wieder lange nix, dann FDP, dann Linke und weit abgeschlagen die CSU und andere Spaßparteien. :>

    Schöne Alternative zum Wahl-O-Mat, gerade wegen der Begründungen. Macht deutlich mehr Lust, sich mit den Kandidaten und den Programmen im Detail auseinanderzusetzen.

    @ carsten raddatz: Klar kannst du BüSo wählen, wenn du genau wie die für die Wiedereinführung der D-Mark, für ne eurasische Transrapidverbindung und schwimmende Klein-Kernkraftwerke für Meerwasserentsalzungsanlagen als Eckpunkte einer neuen Politik bist. Oder auch der Meinung bist, dass der Klimawandel von der Regierung Bush erfunden wurde, um von Kriegsplänen abzulenken und Deutschland sowieso zionistisch unterwandert ist. ;)

    1. @Jo, haha, transkontinentale Transrapidstrecken, auch unter der Beringstraße… :D Ich hätte wohl mal nachlesen sollen, was hinter meinen launisch gegebenen Antworten stecken kann.. historisch total verklärt, die BüSo, aber sie haben immerhin Visionen, die ziemlich obskur begründet sind. So ein Wahlkampf muss Spaß machen! ;-)

      Ich glaub ich wähle die nicht.

  4. leider werden bei solchen klick-entscheidungshilfen die themen doch stark verkürzt dargestellt. oft genug denke ich mir „kommt auf die ausgestaltung an“. einige themen lassen sich nicht so stark vereinfacht darstellen, wie dies hier geschieht. da kann ich auch verstehen, wenn der ein oder andere politiker sich da nicht zwingend einsortieren will. bsp: „hartz4 soll erhöht werden“ – für alle? für familien? für dies? für jenes? – dieses thema hat doch mehr dimensionen als die fünf angebotenen.

    ich muss sagen, dass mir das wahlhilfetool auf kanidatenwatch und auch der wahlomat sehr viel besser gefällt, aber ich finde es grundsätzlich klasse, dass es eine vielzahl dieser entschiedungshilfen gibt. weiter so!

    1. @4, Ingo:
      Da ich es jetzt zum ersten mal höre, dass jemand den Wahl-O-Mat besser findet eine Frage: was findest Du daran besser bzw. was kritisierst Du an WEN WÄHLEN? Ja, das ist eine ernst gemeinte Frage!

  5. Zauberhaft! Da tun sich wieder einmal Abgründe auf: Der örtliche SPD-Direktkandidat will das Zugangserschwerungsgesetz eher ausweiten, schließt dafür eine deutsche Mondmission nicht ganz aus. Die Linke-Kandidatin ist noch unentschieden, ob man nur noch mit Ausweis ins Internet darf, und möchte Netz und Fernsehen stärker regulieren.

  6. also ich find ihn deutlich besser als den Wahl-o-Mat und die Vergleichsmöglichkeit mit den Direktkandidaten find ich auch fein. Gerade die Begründungen lassen viel auf den \Menschen dahinter\ schließen. (gerade ein ehrliches \darüber weiß ich noch nicht genug und werde erst dann etwas dazu sagen können, wenn ich mich tiefer damit befasst habe\ ist viel sympathischer als sterile Aussagen zu Themen, die 1:1 aus dem Parteiprogramm kopiert wurden)

    Auch die doch sehr unterschiedlichen Meinungen von kandidaten derselben Fraktion beim Pro/contra Vergleich machen nachdenklich, wenn man bedenkt, dass diese Leute ggf. unter Fraktionszwang gegen ihr Gewissen entscheiden müssen.

    Leider, leider wohne ich vermutlich gerade 2 Kilometer zu weit für meinen \Wunschkandidaten\… warum muss diese Stadt auch 2 Wahlkreise haben? :(

  7. @Alexander

    „Der örtliche SPD-Direktkandidat will das Zugangserschwerungsgesetz eher ausweiten, schließt dafür eine deutsche Mondmission nicht ganz aus.“

    Dafür? Wer für eine deutsche Mondmission ist, muss jenseits aller Qualen sein.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.