DLF übersieht Zensursula – Petition

Beim Deutschlandfunk ist offensichtlich noch nicht angekommen, dass die #zensursula – Petition die erfolgreichste in der Geschichte des ePetitionssystems des deutschen Bundestages war. In den Nachrichten um 18 Uhr wurde verkündet:

Zahl der Petitionen in Deutschland steigt auf über 18.000

Die Bundesbürger haben sich im vergangenen Jahr mit rund 18.100 Petitionen an den Bundestag gewandt. Dies ist nach Angaben des Petitionsausschusses ein Anstieg um mehr als elf Prozent im Vergleich zu 2007. Jede fünfte Beschwerde betraf die Themen Arbeit und Soziales. So wurde die Forderung, ein Grundrecht auf berufliche Ausbildung im Grundgesetz zu verankern, von 73.000 Bürgern unterstützt. Die Petition für ein bedingungsloses Grundeinkommen erhielt rund 53.000 Unterschriften. Auf den größten Zuspruch traf das Anliegen, die Diesel- und Benzinsteuer zu reduzieren. Diese Forderung wurde von 128.000 Bürgern mitgetragen.

In der offiziellen Meldung des deutschen Bundestages hat man aber die Zensursula-Petition heute genannt:

Die Petition gegen Internetsperren habe in diesem Jahr mit mehr als 134.000 Mitzeichnungen und die Petition für ein bedingungsloses Grundeinkommen mit etwa 52.000 Mitzeichnungen im Internet dazu geführt, dass der Petitionsausschuss in der Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen worden sei.

[danke an Andre]

Update: die Mehrheit der Kommentare ist der Meinung, dass die Meldung nur 2008 beschreibt. Vermutlich ist es etwas verwirrend, weil die in beiden Meldungen genannte Grundeinkommen-Petition Ende 2008 eingereicht, aber erst massiv 2009 gezeichnet und beendet wurde.

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26 Ergänzungen

  1. Na toll, ich gehe mal ausnahmsweise NICHT von einem Versehen aus. Die „traditionellen Medien“ haben ja in der Sache überdeutlich bewiesen wo der schwanzwedelnde Standpunkt liegt den sie diktiert bekommen haben. Sogar die Petition zur Überprüfung der GEMA ist mit mittlerweile knapp 80.000 Mitzeichnern größer als der hier genannte Kram. Offenbar versucht man die Anliegen der „Internetgeneration“ mit aller Gewalt totzuschweigen.

  2. Mit Verschwörungstheorien halte ich mich gerne zurück. Dachte zuerst, die hätten nur 2008 genannt. Aber die Petition zum Grundeinkommen war doch auch dieses Jahr (soweit ich mich erinnere). Halte es einfach für einen Fehler. Oder man hat explizit 2008 genannt und die Grundeinkommen Sache ist gerade noch 2008 eingereicht wurden, wurde aber 2009 massiv gezeichnet.

  3. Das ist eben Qualitätsjournalismus™. Wegen mir dürften die auch in Zukunft in Ruhe für sich selbst Fernsehen, Radio und Zeitung machen (betreute Medien, quasi), wenn sie uns dafür das Internet ließen.

  4. Ja, das haben die auch in den 14 Uhr-Nachrichten schon gemacht.
    Entweder ein Fehler (der sich lange hält und eigentlich recht leicht zu recherchieren wäre), oder man möchte das Thema klein halten und lieber über die Forderung nach niedrigeren Benzinpreisen (Stammtischniveau) berichten…

  5. Hm – dabei habe ich sonst immer den Eindruck, dass der DLF ein recht gutes Programm bietet, auch mit kritischen Berichten.

    Vielleicht habe ich mich getäuscht, vielleicht hat sich auch einfach der DLF getäuscht..

  6. Ich bin mir ziemlich sicher, das in einer der Nachrichten oder Beiträge nach dem Urteil vom Bverfg, die 134k im Radio genannt wurden. Kann aber nicht mehr genau sagen wann und in welchem Beitrag. Da kam auch die Vorsitzende Kerstin Neuman von den Linken zu Wort, hab aber alles nicht mehr genau im Gedächtniss.

  7. Da steht es doch: „Die Bundesbürger haben sich im vergangenen Jahr…“

    Sie hätten zwar noch erwähnen können dass es in diesem Jahr eine Petition mit 134.015 Unterzeichnern gab, aber diese Weglassung macht den Artikel noch nicht falsch.

  8. Weder versehen noch Absicht noch sonstwas…da steht *des vergangenen Jahres*; und die zensurselpetition war dieses Jahr ;)
    nur so am rande^^

  9. In der Meldung wird aber im selben Atemzug die Petition zum Grundeinkommen erwähnt (52000 Zeichner), und die war auch von 2009.

  10. Schon möglich, wie ein anderer Poster mutmaßte, dass die Grundeinkommen-Petition noch 2008 eingereicht wurde und 2009 erst abgeschlossen. Aber das Kriterium, welche Petitionen hier nun gezählt werden und welche nicht, wird damit undurchsichtig und beliebig. Der offizielle Bericht vom Bundestag hat jedenfalls die #zensursula-Petition schlichtweg für natürlicherweise erwähnenswert gehalten und der Deutschlandfunk nicht.

  11. Da mich das Deutschlandradio Kultur – Sendung: Breitband – auf der SIGINT recht ausführlich interviewed hat (zusammen mit Constanze Kurz) habe ich da eben mal per Telefon beim DF nachgehakt, warum die inkonsistente Zahlen kolportieren. Ich werde Nachricht geben, wenn ich was höre.

    Viele Grüße aus K
    Dominik

  12. Ich habe ebenfalls per E-Mail eine Anfrage gestellt und werde über die Reaktion darauf hier berichten…

  13. @das Trio

    War das ironisch gemeint oder ernst?

    Ich schrieb ja „Eindruck“. Immer wenn ich DLF höre, scheinen mir eher konservative Positionen vorzuherrschen. Es ist, als hätte man die FAZ als Radioprogramm. Aber eine gründliche Untersuchung des DLF habe ich noch nicht unternommen, deshalb bleibe ich bei „Eindruck“.

  14. @tim kann ich mir nicht vorstellen. In dem von Dir verlinkten Artikel wird keine einzige konkrete Petition erwähnt. Die Pressemeldung des Bundestags, schon im ursprünglichen Artikel hier auf netzpolitik verlinkt, sieht mir viel eher nach dem Ursprung der Nachricht aus. In dieser Pressemitteilung stehen alle Details aus der DLF-Meldung, bis auf die Tatsache, dass der DLF #zensursula durch die Diesel/Benzin-Petition ersetzt hat, was einem schon ziemlich merkwürdig vorkommt.

  15. Kann Jörg da nur unterstützen. Insbesondere das DLF ist eigentlich der letzte große Sender, in dem Contra-Meinungen noch von sich aus regelmäßig Erwähnung finden. So war auch der DLF der einzige Sender, der von sich aus Herrn Roth und die Kürzung des Putin-Interviews thematisierte. Auch die Hintergründe 18:40 oder Andruck (Mo 19:15) sind oft alles andere als mainstreamig.

    Von daher: wir brauchen in den Massenmedien Verbündete. Also net auf alles eindreschen, was sich bewegt…^^

  16. Ich empfehle, die Seite http://www.dradio.de aufzurufen und in dem kleinen Suchfenster den Begriff „Petitionen“ einzutgeben.
    Als Ergebnis erscheinen alle Manuskripte der letzten Zeit, auch Texte, nach denen man vergeblich bei Google fahndet.

    Einzig nicht mehr aktuelle Nachrichtentexte oder nicht verschriftete Meldungen findet man auch nicht mehr mit der DLF- Suchoption.

    Basis solcher ‚vergänglicher‘ Texte sind in der Regel Agenturmeldungen, die leider auch oft der DLF unverändert übernimmt, inklusive des oft grauenfaften Stils „Beim Absturz eines Flugzeugs…“ und Unworten, wie „Ethnische Säuberung, Gezielte Tötung“ etc.

    Für eine redaktionelle Bearbeitung aktueller Agenturmeldungen fehlt den Nachrichtenredaktionen oft die Zeit. Das gilt insbesondere für alle ’schnellen‘ Medien.

    Bedenklich wäre es, wenn wichtige Teile einer Meldung in lang vorbereiteten Sendungen ‚vergessen‘ oder nicht gegenrecherchiert werden.

    Genau das passiert aber beim DLF und DR- Kultur im positiven, untendenziösen(!) Sinne.
    Pannen sind natürlich nirgendwo ausgeschlossen.

  17. Nicht, dass mein letzter Satz missverstanden wird: Beim DLF wird noch recherchiert! Das meine ich mit „positiv“.

    Bei vielen anderen Sendern fehlt für die Recherche oft das Personal.

    Und genau diese Situation stellt den DLF als glaubwürdiges und unparteiisches Medium weit an die Spitze.

    Ich weiss, worüber ich hier schreibe… ;)

  18. Die Antwort der Redaktion von DRadio…
    „Zu Ihrer massiven Kritik an unserer Meldung darf ich Ihnen mitteilen, dass es dabei um den Jahresbericht 2008 ging – und da war nun mal die Reduktion der Diesel- und Benzinsteuer auf den größten Zuspruch gestoßen. Wie gesagt, im vergangenen Jahr. Das Zugangserschwerungsgesetz liegt noch nicht allzu lange zurück und wird aller Vorraussicht nach im Jahresbericht 2009 herausragen – das wissen wir aber erst in einem Jahr.“

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.