Die Postbank erlaubt freien Beratern detaillierten Einblick in Kontobewegungen

Laut einem Bericht des Magazins Finanztest können tausende freie Mitarbeiter auf die Girokontodaten von Postbank-Kunden zugreifen. Dazu müssen die Berater lediglich Name und Geburtsdatum der betreffenden Person eingeben. Finanztest schreibt:

Die Daten sollen laut interner Postbankanweisung freien Mitarbeitern der 2006 gegründeten Postbank Finanzberatung AG bei ihrer Arbeit helfen. Das Vertriebsunternehmen mit etwa 4 000 freien Handelsvertretern verkauft Produkte der Postbank und der BHW Bausparkasse. Sobald ein höherer Geldbetrag auf einem Konto eingeht, können die Berater den Kunden anrufen, um Geldanlagen zu verkaufen.

Dabei werden auch Daten von Personen offengelegt, die einer Weitergabe ihrer Daten widersprochen haben. Finanztest mutmaßt, der Postbank sei bewusst, dass sie mit der Weitergabe von Kontodaten an freie Berater gegen Datenschutzbestimmungen verstößt. Laut der nordrhein-westfälischen Datenschutzbehörde wäre der umfassende Einblick selbst dann unzulässig, wenn Kunden einer Weitergabe ihrer Daten zugestimmt hätten. Die Einwilligungserklärung umfasse nicht den Blick auf sämtliche Kontobewegungen. Finanztest berichtet zudem von Anweisungen, die Datenschutzvergehen geheimzuhalten:

Nach internen Arbeitsunterlagen liegen von Millionen von Postbank-Kunden keine Einwilligungen vor. Offenbar ist ihnen nach Gründung des neuen Postbank-Vertriebs 2006 noch keine Einwilligungserklärung zur Unterschrift vorgelegt worden. Dennoch stellt die Postbank den freien Mitarbeitern auch die Kontodaten dieser Kunden zur Verfügung. Die Postbank Finanzberatung AG gibt ihren Mitarbeitern hier vor, diese Informationen zwar zu nutzen, aber ihr Wissen im Kundengespräch vor den Kunden geheim zu halten.

Bei der Postbank versucht man den Fall herunterzuspielen. Sprecher Joachim Strunk gab zu, dass freie Mitarbeiter regional begrenzt Zugriff auch auf Details zu Kontenbewegungen hätten. Eine Weitergabe der Daten durch Mitarbeiter bezeichnete er als einen Regelverstoß durch einzelne „schwarze Schafe“. Dieser müsse strafrechtliche Folgen haben. „Ich will das nicht verniedlichen oder verharmlosen.“

Offensichtlich hat Strunk nicht verstanden – oder will es nicht zugeben – dass der Skandal bereits in dem weitgehenden Einblick besteht, den die Postbank freien Beratern gewährt. Laut einem anderen Unternehmenssprecher hält es der Datenschutzbeauftrage der Bank für unbedenklich, wenn Finanzberater Einblick in Kontobewegungen nehmen könnten, solange dies anlassbezogen erfolge. Der von Finanztest geschilderte Mechanismus lässt allerdings nicht erkennen, dass der Zugriff in irgendeiner Weise auf bestimmte Anlässe begrenzt wäre. Und ohne Zustimmung der betroffenen Kunden ist die Weitergabe so oder so nicht zu rechtfertigen.

Update: Mittlerweile hat die Postbank erst einmal dadurch reagiert, dass sie bis zur Klärung der Sache den freien Beratern den Zugriff auf Kontodaten gesperrt hat.

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15 Ergänzungen

  1. ein bekannter arbeitet bei der deutsche bank. kann sich ohne probleme konten von farin urlaub (jan vetter patrick) ansehen etc… „oh 5$ bei Starbuck in Frankfurt“… das wird in jeder bank so sein basta.

  2. ich habe ein konto bei postbank, noch aus zeiten, da sie als erste btx konnten. denen habe ich heute morgen einen freundlichen schreibebrief gemailt, mal sehen, (ob) was kommt. jedenfalls bin ich nach der umfirmierung nicht um eine einverständniserklärung gebeten worden. obwohl auf diesem konto nicht viel passiert, hätten sie mich darauf hinweisen müssen. vielleicht war es auch nach alter sitte in einem ihrer anschreiben gut versteckt, darin sind sie gross.
    hab dann aus lauter gift ein bisschen fleissarbeit gemacht und das hier zusammengetragen. lohnt sich schon für dieses jahr. mal sehen, was noch kommt.

  3. Ich denke hier geht es eher darum, dass freie Mitarbeiter auf diese Daten zugreifen können. Freie Mitarbeiter könnte dort wohl auch jeder werden, der die entsprechenden Konakte hat. Und das ist bedenklich.

  4. Zunächst mal sind freie Mitarbeiter als eigenständige Firmen zu behandeln, der Datenschutz wird bei der Postbank wohl derart lax gehandhabt, das die Daten an alle weitergeben werden dürfen, die mit der Postbank kooperieren: Versicherungen, Handelshäuser, andere Banken etc.

    Bisher galt immer, das zwar viel mit dem Sammeln von Daten über Menschen in Erfahrung gebracht werden konnte, da die Datenbestände aber an unterschiedlichen Orten lagerten und nicht verknüpft wurden, war das Mißbrauchsrisiko gering.

    Mit der Praxis der Postbank kann man sich in Zukunft wohl darauf einstellen, das Profiling für alle Lebensbereiche gemacht wird. Da wird dann die Krankenkasse beim Händler nachfragen, wie sich jemand ernährt, daran wird der Beitrag bemessen, gleiches macht die Lebensversicherung für ihre Policen. Die Darlehensvergabe wird an die Lebenserwartung und die Risikobereitschaft eines Mitmenschen gekoppelt etc pp. Der CCC klärt uns ja regelmäßig darüber auf.

    Über diese Meldung bin ich so perplex, ich kann mir kann nicht vorstellen, das das legal sein kann.

  5. Die Nummer ist schon ziemlich unverständlich.

    Ich würde eigentlich erwarten, dass nur mein persönlicher Berater (gibt es solche Zuständigkeiten bei der Postbank?) oder höchstens meine Stammfiliale Zugriff auf meine Umsätze hat. In der Praxis ist das doch ansonsten unnötig. Oder geht jemand hier ständig zu irgendeiner Filiale und fragt „Ach, entschuldigen Sie, was habe ich nochmal letzte Woche per Karte gezahlt?“

    Sollte doch nicht so schwer sein, in der Datenbank ordentliche Richtlinien zu implementieren. Schade, dass immer erst jemand „Skandal!“ schreien muss, bevor ein bisschen Vernunft Einzug hält.

  6. es ist ungeheuerlich was hier in Deutschland abgeht und das es praktisch keinen Datenschutz mehr gibt und auch nicht ein mal mehr das Bank Geheimnis , man sollte als betroffener so was zu Strafanzeigen bringen .
    Also einfach Straf Antrag stellen, wegen verstoß

  7. Dies ist kein Kommentar. Ich bin zum 1. Mal auf dieser Seite und möchte wissen, ob und wie ich Email-Kontakt mit Personen aufnehmen kann, die einen Kommentar zum Thema „Postbank“ geschrieben haben. Geht das? Ich habe nämlich Anzeige gegen die Postbank erstattet und suche diejejenigen, die auch Anzeige erstattet haben oder ernsthaft mit dem Gedanken spielen, Anzeige zu erstatten. Ich möchte meine Email-Anschrift nicht öffentlich bekannt geben.
    Also nochmal, dies ist kein Kommentar, der veröffentlicht werden darf, sondern ich warte auf Antwort bevor ich entscheide, ob ich einen
    Kommentar schreibe (sofern es keine Email-Kontaktmöglichkeit gibt
    Viele Grüße
    Gelöscht

  8. Es ist wirklich ungeheuerlich, was hier so in Deutschland abgeht.Das es so was wie praktisch keinen Datenschutz mehr gibt und nicht ein mal mehr das Bank Geheimnis kennt !

    Die Betroffen sollte so was zu Strafanzeigen bringen .

    Man sollte auf seine Persönlichen Daten mehr Stüzen und sich genau überlegen ob die Daten Preis giebt .

  9. Liebe Leser und Nutzer,

    jede Bank kann in die Konten Ihrer Kunden sehen und macht dies auch! Warum bekommt ein Kunde der Sparkassen z.B. sofort einen Brief oder Anruf wenn mal ein bischen mehr Geld aufs Konto geht oder sogar Geld von anderen Banken abgezogen wird???????

    Zum Thema Postbank:::::::

    Die sogenannten ‚freien Berater‘ gibt es nicht….. jeder dieser HGB84er hat einen Vertrag mit der Postbank Finanzberatung AG und zwar ausschließlich!!!! (Postbank FB ist der mobile Vertrieb der Postbank) In die Daten der Kunden kann der Berater rein schauen, Name und Geb. Datum reichen, das stimmt….. aber es können keine definitiven Daten ausgewertet werden, da jede Buchung mit Zahlen verschlüsselt ist, man sieht zwar Zugänge und Abgänge von Konto, aber wenn man nicht weiß was was ist kann man damit nichts anfangen. Ich weiß das, da mein Postbank Finanzberater mir das gezeigt hat, als ich etwas über mein Konto wissen wollte. Datenschutzproblem sehe ich nicht. Bevor er mir Einsicht gab musste ich meinen Personalausweis vorlegen, obwohl er mich kennt und dieser wurde kopiert und landete in der Akte mit Datum etc.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.