Die Generation C64 schlägt zurück

Christian Stöcker beschreibt auf Spiegel-Online anschaulich den Kulturkampf um das Netz in Bezug auf die aktuelle Zensursula-Debatte: Die Generation C64 schlägt zurück. Entstanden ist einer der besten Artikel in letzter Zeit, der den aktuellen Zustand über die Netzpolitik-Debatte in Deutschland beschreibt.

Was der Streit ums Thema Netzfilter sichtbar macht, ist eine Spaltung, eine Kluft, die Deutschland schon länger teilt: Die Einheimischen des Netzes, die Jüngeren, die habituellen Nutzer digitaler Technologie, sind es langsam Leid. Sie möchten sich einmischen, möchten nicht einfach wortlos hinnehmen, dass immer wieder ungeniert in ihre Lebenswirklichkeit eingegriffen werden soll. Und zwar ausgerechnet von Leuten, die gerade unter den Jüngeren vielfach als auf diesem Gebiet ahnungslos wahrgenommen werden.[…] Diejenigen, die sich jetzt wehren, sind mehrheitlich überzeugt: Deutschland wird regiert, die öffentliche Meinung hierzulande dominiert von Menschen, für die das Internet eine fremde Welt ist, Computerspiele ein fremdartiger, potentiell gefährlicher Zeitvertreib. Von Menschen, die immer noch stolz auf die eigene Fähigkeit sind, SMS zu verschicken. Von digitalen Immigranten eben. Gleichzeitig leben in diesem Land an die 20 Millionen Menschen zwischen 15 und 35 (um mal eine willkürliche Grenze für die Angehörigen der Generation C64 zu ziehen), in deren Leben digitale Technologie eine zentrale, eine vor allem selbstverständliche Rolle spielt. Für die das Internet nicht „der Cyberspace“ ist, sondern ein normaler Teil ihres Alltags, ebenso wie Telefone für die Generationen davor. Die einen, die digitalen Immigranten, machen Politik für die anderen, die in einer vom Digitalen durchdrungenen Welt leben. Das kann auf die Dauer nicht gutgehen.[…] Und es ist für Deutschlands politische Klasse ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt: Die digitalen Einheimischen haben begonnen sich einzumischen.

Nun kann man sich streiten, ob Generation C64 ein guter Begriff ist. Schlecht ist er nicht, ich fühle mich nur leicht ausgegrenzt, weil ich als Kind keinen C64 haben dürfte und nur mit einem langweiligen PC rumspielen konnte. Auf jeden Fall kann man ich den Artikel mal meinen Eltern schicken, um ihnen zu erklären, was ich denn so mache.

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39 Ergänzungen

  1. Ich glaub auch nicht, dass „Generation C64“ so sinnvoll ist. Er spricht ja von 15-35 jährigen und ich bin 16 und die C64 ist für mich nur vage Vergangenheit.
    Gruß Gimbar

  2. Diese Generationsbegriffe sind ja eh nie was. Alles am Alter festzumachen, bringt ja wenig.

    Zudem muss wahrscheinlich auch erstmal jemand untersuchen, wie involviert denn die Menschen in dieses Thema über die Altersschichten hinweg sind.

  3. ….und ich hatte mir 1985 einen gebrauchten c 64 gekauft… für 250 DM (war 2 Jahre alt) und jetzt bin ich 60 Jahre alt – kann auch nicht behaupten, ein Jugendlicher zu sein.. verbringe aber trotzdem den ganzen Tag am PC – und nach DOOM – besser hatte mir aber noch Wolkenstein gefallen – habe ich mir auch keine Games mehr besorgt… und ja – was die Scheubles & seine Laien da abziehen – das fühlt sich mehr wie Kaiser Willhelm II. an … als nach „Nazi“ – denn die waren ja wohl noch „technikaffiner“ haben immerhin schon IBM damit beauftragt die Vernichtungslisten zu organisieren… http://books.google.com/books?id=2O8EAAAACAAJ&dq=IBM+and+the+holocaust

  4. Guter Artikel, trotz SpON! Aber das Problem würde ich auch nicht an Generationen fest machen: Ich bin 48, Mit-Petent, gegen das Gesetz Frau von der Leyens und finde das Grundrechte Grundrechte bleiben sollten (deswegen heißens sie ja so).
    Aber meinen ersten Computer hab ich mit über 20 angeschafft. Und das war ein Atari.

  5. Denke mal das mit „Generation C64“ eher sowas wie die „Grenzlinie“ gezogen werden sollte. Von denen, die vor dem C64 lebten (also eher so deutlich vor 1980) und denen, die mit C64 und allen anderen Computern ab dieser Zeit (und mit dem Aufstieg des Internets) aufgewachsen sind.

    Zugegeben: Mein Vater (1940 geboren) benutzt auch den Computer… Zwar nicht wirklich viel, aber er arbeitet mit Word und Excel, schreibt gelegentlich eMails und macht seine Bankangelegenheiten überwiegend online. Mein Schwiegervater (1936) ähnlich. Aber die Regel ist es doch eher nicht. Die meisten aus dieser Zeit haben doch eher die Computerkenntnisse wie sie unsere Politiker zeigen (oder vermissen lassen). Die „Generation C64“, also alle die (um und bei) 1980 großgeworden sind, haben da (meistens) ein völlig anderes Bild vom Computer und dem Internet.
    Wenn wir die Sprüche von Ursula von der Leyen und Co hören quillen uns die Augen vor und die Kinnlade fällt runter bei so viel Ahnungslosigkeit, wie sie von unseren Politikern gezeigt wird.

  6. Da gehört ein wenig Essig in den Wein.

    Was Stöcker beschreibt weiß man bei SPIEGEL Online seit Monaten. Man verhält sich dort wie ein neoliberales Kampfblatt, das natürlich das Gespräch auch mit der vermeintlichen ,,Netzgeneration“ nicht verlieren darf. Wenn eine Vorzeigeministerin aus dem eigenen Lager wie von der Leyen (man achte mal drauf, mit welcher Energie dieses Blatt seit mindestens 2005 für Merkel schreibt) sich vergallopiert hat und verliert muß man sich eben von ihr lösen, weil man sonst Einfluß verliert. Einen anderen Hintergrund für diesen Artikel, der post festum (!) kommt, kann ich nicht erkennen.
    Heute ist mit Koch-Mehrin eine weiter Vorzeigefigur der Neoliberalen baden gegangen mit dem wüsten Kollateralschaden, dass ihre alten Lobbyverbindungen (INSM, für Software-Patente) gleich mit ins Gerede kamen. Zeit für eine Frontbegradigung und gegen falsche Rücksichtnahmen!
    Wenn im gleichen Blatt vor einer Woche ein Herr Fleischhauer über die ,,Linken“ delierieren darf weiß man, dass von Einsicht dort nicht die Rede sein kann.

  7. @9: Das ist mir jetzt etwas zu komplex. Die Netzwelt-Redaktion macht meistens eine gute Arbeit.

    1. @11 Aber das ist doch eines der Probleme. In den Onlinemedien schreiben die einzelnen Redaktionen ziemlich gegensätzlich, was einigermaßen logisch ist, da sie jeweils einen anderen Blickwinkel und meißtens auch andere Fachkenntnis besitzen. Das Problem dabei ist jedoch, dass, während die Artikel im bereicht Netzwelt/Digital (oder wie auch immer die Rubrik beim jeweiligen Blatt heißt) irgendwo im hinteren Teil verschwindet, während die Artikel im Bereich Politik obenauf schwimmen.

  8. Im Diskussionsforum zu dem SPON-Artikel gab es einen super Kommentar, sinngemäß:

    „Wo war der ganze kritische Journalismus und zwar bevor die Petition so ‚groß‘ wurde?“

    Ist doch kein Wunder das die Zeitungen und der harte Journalismus am aussterben sind. Nur noch wenige mache sich richtig arbeit mit Artikeln, Recherche usw. Die meisten scheinen einfach nur das gesagte oder herausgegebene an PR-Mitteilungen zu verbreiten.

  9. So ganz unrecht hatte von der Leyen nicht, als sie Computerexperten mit Kinderfickern gleichsetzte. Das wird im Roman ebenfalls diskutiert: Michel Houellebecqu „Ausweitung der Kampfzone“. Dort wird ein vereinsamter Computerexperte aus Frankreich beschrieben und seine sexuellen Störungen gleich dazu. Der wohnt in einem Hochhaus, geht mit Minitel online und im Urlaub verliert er dann die Kontrolle. Er ist also einer von den sozial gehemmten, den Außnseitern — so wie auch Bodo aus dem BRD-Film von 1989. Der hatte bekanntlich ebenfalls einen Mutterkomplex, und nen Akkustikkoppler noch dazu.

    1. An „Eberhardt Klein“

      Romane bitte nicht mit der Wirklichkeit verwechseln.

      Übrigens – wer sichtet denn das ganze Material?
      Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU), die Polizistin, der Polizist – natürlich rein dienstlich…

  10. Ich sind es langsam Leid, dass hier immer wieder versucht wird, einen Keil zwischen die „Generationen“ zu treiben.

    Ich bin über 50 Jahre alt, ich kenne Sinclair ZX81, Commodore 64 und so weiter.

    Ich würde sagen, dass ich mich in vielem besser auskenne als ein 20-jähriger – eben weil mich Computer schon ein längeres Leben begleiten.

    Das Netz ist für mich bestimmt nicht weniger wichtig und alltäglich wie für 15 bis 35-jährige – was soll denn der ganze Quatsch?
    Ich habe eher den Eindruck, dass den Jüngeren die ganze Netzpolitik ziemlich egal ist.

    Wählen werde ich wahrscheinlich die Piratenpartei (viele sind hier älter als die besagten 15 bis 35-jährigen) – trotz des dämlichen Namens (wie es dazu gekommen ist, interessiert überhaupt nicht).

  11. @14: Also das sind also die „Fakten“ um die es sich hier dreht? Irgendwelche 20 Jahre alten Romane?

    Genau das sind die „Fakten“ die auch Frau von der Leyen für authentisch hält… SEHR bedauerlich…

  12. @15: Sorry, wollte auch nicht verallgemeinern mit meiner Aufklärung was mit „Generation C64“ gemeint sein könnte. Wie gesagt: Ich kenne selbst um die 70jährige, die – wenn auch keine Experten – dennoch wesentlich fitter am PC sind als unsere Politiker es zu sein scheinen…

    Dennoch ist meine Erfahrung, das über 35 Jahre der Anteil der Computerfreaks abnimmt und ab 55 bis 60 Jahren irgendwann erschreckend niedrig ist.

    Sicher gibt es auf beiden Seiten Ausnahmen, und ich freue mich über jeden Mittsechziger, der sich mit Word oder Excel beschäftigen will und gelegentlich im Internet surft. Trotzdem gibt es über 55 Jahren (meines Wissens nach) noch die meisten Personen, die von Computern kaum oder keine Ahnung haben.

  13. Netter Artikel, besonders schön finde ich die Erklärung zu Filtern für ‚digitale Immigranten‘: „Vorschlag: Jedes Druckwerk zuerst zum BKA“.
    So kann man das auch den eigenen Eltern etc. erklären.
    MfG

  14. Bin ich hier der Einzige, der diesen Artikel grottig findet? Warum wird nur in einem Halbsatz erwaehnt, dass „Loeschen statt Sperren“ die zu bevorzugende Methode ist? Warum wird nur verlinkt, dass die Sperre ja soooooo leicht ungangen werden kann? Schubladenkategorisierung auf gewohnt niederem SpOn-Niveau.

    Pirat4KA

  15. @ Pirat4KA:
    Weil du – wie jeder andere auch, der sich ein wenig mit dem Internet auskennt – einfach nur zwei Blogposts zurück gehen muß, damit du die von dir gewünschten Links findest, weil Markus die (mittlerweile) schon zwei bis fünfzehn mal getippt hat und darum vermutlich langsam wunde Finger hat.

    Zu diesem Thema hat Markus ja schon weiß Gott genug geschrieben, so das man da einfach mal nachschlagen kann.

    Beitrag: „Stecker aus der Wand gezogen“ – http://netzpolitik.org/2009/stecker-aus-der-wand-gezogen/
    Beitrag: „Zensursula“-Debatte: AK Zensur zur Positionierung von SPD & Union – http://netzpolitik.org/2009/zensursula-debatte-ak-zensur-zur-positionierung-von-spd-union/
    Beitrag: AK Zensur zeigt: „Löschen statt verstecken: Es funktioniert!“ – http://netzpolitik.org/2009/ak-zensur-zeigt-loeschen-statt-verstecken-es-funktioniert/

    Ok, der „erste“ Beitrag ist mehr als zwei Beiträge zurück und mit den drei Beiträgen ist noch nicht Schluß, aber ich war jetzt zu faul noch weitere Verweise aus Markus‘ Blog zu suchen.

  16. @11

    Komplex ist das meiner Ansicht nach nicht:
    als die Sache noch heiß=unentschieden war kam nichts. Ob die Netzwelt-Redaktion wollte aber nicht durfte oder ob sie selber nicht wollten – wer kann das wissen?
    Informieren mußte man sich selber bei
    – kritischen Blogs
    – Heise/Telepolis
    – den NachDenkSeiten
    Jetzt ist die politische Klasse in halber Panik weil sie vom Erfolg der Petition auf dem falschen Fuß erwischt wurde und die Geschäftsmodelle der Lobbyisten/PR-Leute/Umfrage-Veranstalter pipapo in diesem so wichtigen Jahr auf der Kippe zu stehen scheinen. Und da kommt jetzt halt so ein Artikel.
    Die Piratenpartei wähle ich nicht weil die Stimme verloren geht=der CDU nützen wird.

  17. @Garonne:
    Ich kritisiere hier nicht Markus, leider faellt mir jetzt erst auf, dass „Artikel“ in meinem Kommentar nicht eindeutig ist. Gemeint habe ich den SpOn-Artikel, nicht Markus‘ Blogartikel.

    mea culpa
    Pirat4KA

  18. Es geht hier doch nicht um Begrifflichkeiten oder Altersunterschiede, sondern um den Versuch, eine Politik zu beschreiben, die Entwicklungen in der Realität verpasst hat und/oder nicht wahrhaben möchte. Und genau das hat Christian Stöcker imho ganz gut beschrieben.

  19. Das Spiegel Online keine „guten“ Artikel schreibt ist doch hinlänglich bekannt und auch schon bei netzpolitik.org angekommen, wie man der Überschrift entnehmen kann. Darum überrascht es umso mehr, dass nun ein Artikel gelobt wird, der das Thema Internetzensur als einen Generationenkampf zwischen den „technikfernen“ und den „internetaffinen“ Menschen in Deutschland beschreibt.
    Es wird geradezu so getan, als würden die Herrn Politiker das Thema Internet ja einfach nicht richtig verstehen und deshalb Angst davor haben – letzteres stimmt übrigens. Doch ist es nicht die Angst vor dem Unbekannten, sondern die Angst vor der „Büchse der Pandora“, vor dem unkontrollierbaren Biest was seine Zähne immer wieder in das Fleisch der Interessensvertreter pardon „Volksvertreter“ rammt und sie so bei ihrer „Arbeit“ stört. Es sind übrigens nicht nur die Politiker die Angst haben, auch die Wirtschaft – wie jüngst am Beispiel der Bahn – hat Probleme mit diesem nicht zu kontrollierenden Medium, was so anders ist als Zeitung und Fernsehen – wo eben alles und jedes vorher überprüft wird.
    Es ist also geradezu Augenwischerei den Fakt der Internetzensur auf „Altersprobleme“ zu schieben. Ein Medium, indem Fakten und Informationen ausgetauscht werden, die wiederum zur Bildung einer Meinung führen, hat für den Staat nun mal Priorität es zu kontrollieren, völlig gleich ob es nun Internet heißt oder nicht.

    Da ist netzpolitik.org bei dem schönen Wetter wohl ein wenig eingedöst und hat die Blendung des Spiegels von der Blendung der Sonne nicht unterscheiden können. Kann ja mal vorkommen. Ich empfehle eine Sonnenbrille mit höherem Lichtschutzfaktor.

    P.S.: Wer liest eigentlich noch den Spiegel? Die haben ihre Glaubwürdigkeit doch schon lange verloren.

  20. @Dave
    ,,Wer liest eigentlich noch den Spiegel?“ – Ich zum Beispiel. Einfach nur weil er verbreitet ist, nicht weil er glaubwürdig wäre. Dem Redakteuer Christian Stöcker persönlich will ich da nichts unterstellen. Aber es fällt doch auf dass gerade solch ein Artikel ausgerechnet jetzt kommt, nachdem die Besitzer der Firma, für die er arbeitet, in den letzten 14 Tagen verheerende politische Niederlagen einstecken mußten:
    – der Skandal um Infratest und die Löschung der MOGIS-Umfrage sowie diese selbst haben ein wichtiges Instrument der Lobby-Meinungsmache ziemlich entwertet
    – die Spitzenkandidatin der FDP, Koch-Mehrin, ist in einem PR-Gau so unerfreulich verbrannt, dass die Flammen die bisher so erfolgreichen Lobby-Verbindungen ziemlich weit ausgeleuchtet worden sind
    – nicht nur Berlinpolis, sondern die komplette Methodik der neoliberalen Meinungsmache ist mit unabsehbaren Kollateralschäden ausgerechnet im Wahljahr, wo man diese doch noch dringend braucht, in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Inkompetente hastige Löschversuche verschlimmern das Ganze nur noch

    Und und und

    In diesem Moment kommt SPIEGEL Online und bricht das Ganze auf einen läppischen, durchsichtig konstruierten Generationen-Konflikt herunter? Sorry: wie stark müssen die Scheuklappen sein um den inneren Zusammenhang dieser Dinge ausblenden zu können? Ich bin über 60, netzaffin, aber an politischer Meinungsbildung interessiert. Technik ist da nur ein Werkzeug…

  21. @ gelegentlich

    Sie werfen da einiges durcheinander. Der Knackpunkt, um gleich zur Sache zu kommen, ist doch der, dass der SPIEGEL in keinem der drei von ihnen geschilderten Fälle der auslösende Faktor war. Es wurde anderswo über ein Thema berichtet und der SPIEGEL ist aufgesprungen.
    Darüber hinaus sind die angesprochenen Punkte alle samt – sagen wir mal – unwichtig.
    – Dass Meinungsumfragen von Instituten diversen Interessen dienen war schon bekannt
    – Wenn Frau Koch-Mehrin einige Spielregeln nicht beachten kann, nämlich solche der besseren „Tarnung“ dann fällt sie nur zu Recht auf.
    – Und die Bahn und Mehdorn waren sowieso schon schlecht aufgefallen, da kann man auch ruhig noch mal Nachtreten. Als wenn es erst seit gestern bekannt wäre, dass die Bahn mit PR Agenturen zusammenarbeitet.

    Sie stellen alle diese Themen als Beispiele für einen kritischen und offenen Journalismus des SPIEGELs dar. Und dabei sehen sie nicht, dass es sich gemessen anderen Fällen eher um Lappalien handelt.

    Rückblick:
    Als Frau von der Leyen mit ihren Plänen zum ersten mal an die Öffentlichkeit gegangen war, da konnte man von ihrem Vorhaben in fast allen Zeitungen lesen. Erinnern sie sich noch an den Tenor dieser Artikel. Mir ist es zumindest nicht in Erinnerung aber in keinem wurde wirklich Kritik geübt, und schon gar nicht in Richtung „Zensur des Internets“. Es wurde über die „armen Kinder“ gesprochen, über die „Millionen Industrie“ über die „Täter“ und „Nutzer“ und jeder Artikel vermittelte auf seine Weise dem Leser: Es ist richtig zu sperren!

    Doch dann brach die Kritik los. Und Frau Zensursula musste sich eingestehen, dass ihre eigene PR Aktion, nämlich die Kinderpornografie als Grund zu nennen, fehlgeschlagen ist. Sie hatte einfach nicht mit dem Widerstand gerechnet – der ja auch sonst meistens eher flach ausfällt, wenn die Bundesregierung Gesetze beschließt.
    Und jetzt behaupten Sie allen ernstes der SPIEGEL Artikel über die „Alten“ sei fair?

    Gedankenspiel:
    Wäre der SPIEGEL nicht unglaublich dämlich wenn er jetzt noch FÜR Internetsperren wäre. Die „Revolution“ ging vom Internet aus. SPON ist eine Internet Redaktion. Die Leser von SPON „rekrutieren“ sich doch zum Teil aus den Menschen die gegen die Zensur gestimmt haben. SPON würde also seine eigene „Fangemeinde“ vergrätzen. Da ist es doch nur selbstverständlich, dass wenn die „Steinigung“ begonnen hat, man natürlich auch noch einen Stein wirft – natürlich nie als erster – aber später schon um als Mitläufer zu gelten.

    Und jetzt frage ich sie: Wie groß müssen ihre Scheuklappen sein das sie diesem Zusammenhang nicht erkennen?

    Um es noch etwas deutlicher zu sagen:
    Massenmedien wie SPON haben kein Interesse daran Sie oder die anderen 82 Millionen Menschen in Deutschland zu informieren. Das einzige Ziel der heutigen Medien (also Radio, Zeitung, Fernsehen und auch das Internet – sofern beeinflussbar) ist die Kontrolle der öffentlichen Meinung. Auch wenn sie das nicht verstehen (wollen/können). Es geht um nichts anderes als Macht.

  22. Alle guten Dinge sind drei. Ich möchte ihnen noch einmal ein Beispiel geben um diesen Punkt zu verdeutlichen. Sie verzeihen mir, dass ich ihre Antwort nicht abwarten konnte. 
    Jeder Mensch hat seine eigene Meinung. Diese Meinung setzt sich daraus zusammen was er über ein bestimmtes Thema weis oder – und hier wird es interessant – zu wissen >glaubt<.
    Und genau hier setzen Medien an. Sie „informieren“ den Leser unter dem Deckmantel der „journalistischen Freiheit und Unabhängigkeit“ und geben ihm so gewisse „Wissensschnipsel“– säuberlich verpackt in einem Artikel – zu fressen. Natürlich werden nicht alle Seiten und Facetten eines Themas beleuchtet, also das bekannte Pro- und Contra- Spiel, sondern nur einseitig Informationen gestreut. Da der Leser zu dem Thema Kinderpornografie nur sehr wenig weiß, verständlicher Weise, wird er bzw. muss er diese Informationen als komplette „Wahrheit“ ansehen, da er ja Vertrauen in diese Institution besitzt, und bildet sich so auf Grundlage lückenhafter, teilweiser auch auf Grundlager falscher Informationen seine Meinung.
    Spricht man Medienvertreter darauf an wird man hören, dass jeder Autor seinen eigenen „Schreibstil“ besitzt und somit auch seine persönliche Meinung in den Artikel mit einfließen lässt. Klingt doch gut, oder? Freies demokratisches Land wo jeder Autor also das schreiben kann was er will!? Sie gehen glücklich nach Hause und verdrängen ihre Zweifel an der „Richtigkeit“ des Artikels mit dem Argument das es halt am Autor liegt.
    Und da ist es wieder passiert. Sie passen einem Moment lang nicht auf, und schon wurden ihnen die nächste Lüge präsentiert.
    Hätten sie nämlich gewusst, dass die Chefredakteure ein Auge darauf haben welche und vor allem was für Artikel publiziert werden, dann wäre ihnen sehr schnell klar geworden, dass schon in der Redaktion eine Zensur stattfindet, die sich in einer Manipulation der Meinung des Leser niederschlägt.
    Und hätten sie gewusst, dass ein Chefredakteur durch den Besitzer des Mediums bestimmt wird, was heutzutage Medienkonzerne sind, dann hätten sie sich auch gefragt welche Politik denn der Konzern mit seiner „Gestaltung der Medienlandschaft“ fährt.
    Und hätten sie auch noch gewusst, dass es auf der Welt (oh ja, wir haben bereits weit hinausgezoomt, den nur von oben kann man alle Fakten richtig ordnen) immer weniger kleine Medienkonzerne und dafür mehr große gibt, die somit immer mehr Macht bekommen, da sie sich gegenseitig schlucken bzw. fusionieren, dann hätten sie sich vielleicht auch gefragt wo dies hinführt.
    Und hätten sie auch noch gewusst, dass der ehemaliger Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement Ende 2005 geplant hatte, die Pressekartellregeln zu entschärfen, was die Fusionen noch einfacher gemacht hätte, dann hätten sie sich vielleicht die Frage gestellt warum die Politik da mit macht.
    Wenn sie sich jetzt noch an meinen allerersten Satz zu diesem Thema erinnern würden, dann würden sie, nein dann werden sie verstehen was mit:

    „Das einzige Ziel der heutigen Medien ist die Kontrolle über die Meinung der Menschen zu erlangen. Es geht um nichts anderes als Macht.“

    gemeint ist. Sie sehen also das Wissen auch eine gewisse Form der Macht darstellt – neben Amt und Geld. „Wissen“ wenn sie so wollen, kann also in den falschen Händen gefährlich werden. Womit wir beim Thema der Aufklärung wären, dem „uralten“ Gedanken von liberté, égalité, fraternité. Versuchen sie selbst einmal weiterzudenken, wie sich dies mit der heutigen Zeit verbinden lässt.
    Ich bin übrigens 22 Jahre alt.

  23. @Dave
    Da haben wir uns wohl mißverstanden. Meine These war ja, SPON, ein neoliberales Kampfblatt im Besitz von Neoliberalen, ist mit diesem Artikel auf einen Zug aufgesprungen, der ohne ihn längst losgefahren war – und versucht nun ein wenig, mit den bescheidenen Kräften, die man hat, ihn von der Politik wegzulenken auf die Geleise eines unpolitischen Generationenkonflikts. Natürlich geht es diesen Medien um Macht – beispielhaft dargestellt 2005 von Tom Schimmeck (googeln Sie nach ,,Arschlochalarm“), der explizit auch den Spiegel darstellt.

    ,, Der Knackpunkt, um gleich zur Sache zu kommen, ist doch der, dass der SPIEGEL in keinem der drei von ihnen geschilderten Fälle der auslösende Faktor war. Es wurde anderswo über ein Thema berichtet und der SPIEGEL ist aufgesprungen.“
    Dem widerspreche ich nicht. Das Fiasko (für die Besitzer des SPON) ist aber dass sich im Netz eine politische Meinungsbildung entwickelt hat, die man nicht mehr kontrollieren konnte und die den eigenen Zielen im Wege stehen:
    – man drückt der FDP-Kandidatin die Daumen und schreibt laufend, direkt und indirekt, für schwarz/gelb
    – man würde am liebsten weiterhin verdeckt mit Berlinpolis kooperieren
    – dass die Netzwelt-Redakteuer gegen Internetsperren sin glaube ich denen; dass es den Inhabern nicht paßt wenn dieHoffnungsträgerin von der Leyen leidet und dass sie sauer sind wenn etablierte Werkzeuge wie Meinungsumfragen und Lobby-Pseudo-,,Bürgeriniativen“ verbrennen glaube ich aber auch.

    Diese Generationen-Geschichte ist praktisch ein Fake, die wirkliche Trennungslinie liegt woanders und hat mit dem Lebensalter der an der Diskussion Beteiligten nichts zu tun.

  24. Ihr Resümee klingt ja gerade zu salomonisch gemessen an meinen Geschützen. Aber ich schließe mich ihnen an, was auch nie wirklich zur Disposition stand. Wir hatten schließlich nur unterschiedliche Arten es zu interpretieren.
    Dennoch bleibt festzuhalten: Was du glaubst ist egal!
    Und: Die Sache auf ein paar übermotivierte PR-Fuzzis zu vereinfachen halte ich für „vorsätzliche“ Untertreibung.

    Damit soll es dann auch gut sein!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.