Demokratie und Datenschutz in Social Networking Sites

Die schönsten Momente an solchen Events wie der re:publica sind, wenn man einen Vortrag hält und nicht eine fertige Meinung hat, sondern vor allem Thesen zur Diskussion stellen will – und wenn sich dann mit dem Publikum und den Ko-Referenten hinterher eine Dynamik ergibt, wo plötzlich ein Argument ins andere greift und etwas neues entsteht. "Shift happens" galt hier für mich in Bezug auf einen solchen Erkenntnisgewinn.

Nach unserem Panel zu "Netiquette for Social Networks" (wo die Netiquette im engeren Sinn leider zu kurz kam, weil Ronald Leenes kurzfristig absagen musste), hatte ich spontan meinen Slot zu Deep Packet Inspection auf dem Privacy Open Space umgewidmet, um noch weiter diskutieren zu können. In einem Workshopraum im Media Center mit ca. 20 Teilnehmern (statt der gefühlten 1000 vor der Palast-Bühne) wurde es dann so interessant, dass Patrick Dax vom ORF hinterher ein Gespräch zwischen mir, meinem Ko-Referenten Jan Schallaböck und dem rp08-Referenten Sebastian Deterding (auf dessen Vortrag ich stark aufgebaut hatte), aufzeichnete. Wir haben auch hinterher noch lange weiter geredet und werden die Diskussion sicherlich bei Gelegenheit auch nochmal öffentlich führen. Die gekürzte Fassung des Gesprächs gibt aber einen guten Eindruck davon, um was es hier geht: "Demokratie und Datenschutz auf Facebook & Co. " :

Social-Networking-Sites wie Facebook wurden wegen ihrer Datensammelwut zuletzt scharf kritisiert. Sowohl in der EU als auch in den USA wird laut über Regulierungsmaßen nachgedacht. Facebook kündigte vor kurzem an, seine Nutzer künftig bei der Gestaltung der Nutzungsbedingungen mitreden zu lassen. Was ist von solchen Initiativen zu halten? Warum können Nutzerprofile nicht von einem Netzwerk in ein anderes übertragen werden? Braucht es dazu regulierende Eingriffe? Wie könnten die aussehen?

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3 Ergänzungen

  1. Ich bin mir nicht sicher, ob es ganz passt, aber wir arbeiten gerade an einer Art Auszeichnungsmethodik für Social Networking Sites (bzw. auch darüber hinaus), damit der User schnell erkennen kann, welche Rechte und Möglichkeiten er dort hat.

    Fragen, die ein User haben könnte, wären ja:

    – Kann ich meine Daten exportieren?
    – Haben noch andere Firmen Zugriff auf meine Daten?
    – Kann ich alles rückstandslos löschen?

    usw.

    Wir tun dies im Rahmen einer Taskforce des DataPortability Projects und die Homepage dazu ist hier zu finden:

    http://wiki.dataportability.org/pages/viewpage.action?pageId=4490392

    Dort gibt es auch 2 Drafts, die als Strawman dienen sollen, um eine Diskussionsgrundlage zu haben. Im letzten Meeting wurden diese auch ein bisschen diskutiert.

    Heute abend gibt es das nächste Skype-Meeting dazu (um 22 Uhr unserer Zeit) und interessierte Leute sind natürlich herzlichst eingeladen. Die in Skype zu wählende Nummer und alles weitere sollten auf der Seite stehen (der Anruf ist frei, btw.)

    Das führt im übrigen so ein bisschen die Diskussion fort, die ich ja beim IdentityCamp mal begonnen habe, denn eine solche Auszeichnung könnte man ja auch an Daten direkt „dranpappen“.

    Werde dazu demnächst auch hoffentlich ein paar mehr Details bloggen.

  2. Interessant fande ich ja den Vergleich von Plattformen wie Facebook als Haus mit Vermieter (Betreiber) und Mieter (User), bei dem jeder bestimmte Rechte hat.

  3. Die Anschlußdiskussion war auch eines meiner persönlichen Highlights auf der Republica – hätte ruhig noch länger sein können. Vielleicht eine Idee für die Veranstalter – mehr „Seminare“, weniger „Vorlesungen“…

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