CCC darf Wahlstift weiterhin als „gehackt“ bezeichnen

Der Chaos Computer Club hat sich in einem Gerichtsverfahren gegen die Hersteller des sogenannten „Digitalen Wahlstift Systems“ (DWS) teilweise durchgesetzt. Der Verein darf demnach weiterhin seine Erkenntnisse über die Sicherheitslücken des Systems publizieren.

Das Wahlstiftsystem arbeitet mit Mustern auf dem sogenannten „Anoto-Papier“ der digitalen Stimmzettel. Mithilfe manipulierter Muster konnten Mitglieder des CCC eine für den Wähler nicht zu erkennende Wahlfälschung durchführen. Die Veröffentlichung dieser Erkenntnisse trug dazu bei, dass das DWS nicht bei der Hamburger Bürgerschaftswahl 2008 eingesetzt wurde.

Im Oktober 2008 konnten sich die in einer ARGE zusammengeschlossenen Hersteller des Wahlstiftsystems vor dem Landgericht Hagen teilweise mit einer Unterlassungsklage gegen den CCC durchsetzen. Der Verein durfte das DWS daraufhin nicht mehr als „gehackt“ gezeichnen.

In der nächsthöheren Instanz gab es nun eine Einigung zwischen beiden Parteien, berichtet Heise. Die Aussage, das System sei „gehackt“ worden, wurde als Meinungsäußerung zugelassen, die erwähnte Manipulation des „Anoto-Papiers“ sei zudem keine falsche Tatsachenbehauptung. Allerdings hat der CCC eine Unterlassungserklärung abgegeben.

Danach darf der Verein künftig nicht mehr behaupten, dass ein Hack mit einem Wahlstifttrojaner gegen das Digitale Wahlstifsystem möglich ist, der auf einer angeschalteten Autorun-Funktion beruht, wenn das Betriebssystem Windows XP SP2 nach EAL 4 konfiguriert sei. Dem Geschäftsführer des Herstellers WRS, Martin Schlaak, zufolge hatte die Freie und Hansestadt Hamburg bereits bei früherer Gelegenheit bekannt gegeben, dass bei der Wahl eine nach EAL 4 zertifizierte Version von Windows XP eingesetzt werden solle.

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5 Ergänzungen

  1. Wieso wird überhaupt ein System wie Windows (XP) auf Wahlcomputern eingesetzt?

    Und die Versuche die Wahlcomputer und Wahlstifte als „sicher“ hinzustellen sind alles andere als zuträglich für das Vertrauen in den Staat, bzw. die Regierung.

    Wahlen sind alle 4 Jahre, wozu da die Eile bei den Wahlen? Dann dauert das Auszählen mal 2-3 Stunden, na und?

  2. Wäre ja noch schöner, wenn die ein unsicheres System als sicher verkaufen und andere nicht mal die Wahrheit sagen dürften.
    Stimme da Simon voll zu: Einmal alle paar Jahre auszählen ist nicht der Untergang einer Demokratie. Man denke sich eine elektronische Wahlfälschung bei den afghanischen Wahlen: Wer hätte da überhaupt was beweisen können? Elektronische Zahlen sind gedreht, wenn sie gedreht sind. Stimmzettel lassen sich nicht so leicht fälschen.

    Auch wenn ich ein Informatik-Freak bin: Wahlzettel bleibt Wahlzettel.

    -„stead Tho“-

  3. Ich stimme dem Gesagten zu. Nur muss man bedenken, dass es inzwischen sehr wenige Wahlhelfer gibt, oder es ist mühsam welche zu orgenisieren. Ob das nun wirklich stimmt weiss ich nicht. Aber es ist ein Argument das überall zu hören ist. Wenn also wir alle die uns hier äußern, bei der nächsten Wahl als Wahlhelfer tätig werden, dann könnten wir den Wahlcomputerbefürwörter den Wind aus den Segeln nehmen und der Demokratie helfen!!
    Ich finde diesen ganzen Fortschrittswahn eh grausam….. wenn die Gesellschaft weiterhin nur auf eins bedacht ist, nähmlich Fortschritt und Technologieverliebheit, dann werden die Wahlcomputer irgendwann Fuß fassen. Denn die werden als modern angesehen und Papier wird als rückständig gelten. Unabhängig davon ob Pc-Spezialisten und Nerds, also Leute die mit Informatik tagtäglich umgehen, die Risiken mit Wahlcomputern aufzeigen.
    Die Bedenken der „Community“ werden einfach nicht wahrgenommen von der Mehrheit der Bevölkerung. Es ist eine Situation wie beim Kapitalismus, der Technologiewahn ist eine Ideologie und hat evtl. Züge einer Religion, da kommt man mit fundierten Argumenten nicht gegen das erzeugte Glaubensbild an.
    Und wenn die CDU und die FDP eben an Fortschritt und Technologie glauben und hinter der Industrie stehen (siehe Atompolitik. Das hat nichts mehr mit irdischen Sachlagen zu tun, sondern man betet Atomenergie an wie ein Götzenbild), dann kann nur ein Aufschrei der Bevölkerung hierbei helfen.
    Ich kann nur hoffen, dass das bald passiert!!

  4. Welcher Aufschrei?

    Welche Atompolitik? Steht nix von in den Zeitungen. Kommt nix von im Fernsehen. Ist doch alles in Butter.

    Das Traurige ist leider auch das es den meisten Bürgern scheissegal ist. Zumindest kommt es mir oft so vor.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.