Bürgerbeteiligung im Netz

In der Frankfurter Rundschau war ein interessantes Interview mit Professor Herbert Kubicek über Bürgerbeteiligung im Netz. Ich verstehe nur nicht, warum man dem Interview den Titel „Demokratie per Netz funktioniert nicht“ gegeben hat. Klingt zwar reisserisch, gibt der Inhalt aber nicht her. Trotzdem lesenswert.

Erreiche ich über die Internet-Beteiligung Gruppen, die sonst an solchen Beteiligungen gar nicht teilgenommen hätten?

Politiker machen sich Sorgen um die Legitimität ihrer Entscheidungen wegen der sinkenden Wahlbeteiligung. Die große Hoffnung war, dass Beteiligung über das Internet einfacher wird und deswegen zunimmt. Aber dem ist nicht so. Das Misstrauen in die Politik liegt ja nicht darin begründet, dass man nicht die Zeit hätte, aufs Rathaus zu gehen, sondern darin, dass man zu viele schlechte Erfahrungen mit der Umsetzung von Entscheidungen gemacht hat. Deswegen ist es ein Irrglaube, man könne das über ein technisches Medium beheben.

Das Internet ist also nicht das Wundermittel, um Defizite in der Politik zu beheben?

Die Informationstechnik ist ein Trendverstärker. Sie kann, wenn man Vertrauen hat, die konstruktiven Beiträge verstärken. Wenn man aber misstrauisch ist, findet man im Internet auch Bestätigung dafür, warum man Politikern nicht vertrauen sollte. Die Hoffnung, dass man Jugendliche damit erreicht, weil sie mit dem Internet umgehen können, die ist mehrfach widerlegt worden.

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5 Ergänzungen

  1. „Politiker machen sich Sorgen um die Legitimität ihrer Entscheidungen “ — Hab ich was verpasst? Eher das sie danach nicht erwischt werden…

    Die wollen ja gerade zu Wahlmaschinen. Ein Schelm der Böses denkt…

  2. Es gibt im Netz dennoch interessante Möglichkeiten seine Stimme abzugeben. Ich habe da die Seite eines österreichischen Vereins gefunden, der den europäischen Bürgern die Möglichkeit gibt für ihre Initiativen in einem e-Voting Verfahren Stimmen zu sammeln. Siehe: http://www.we-change-europe.eu

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