Zypries: Computerspiele sind Gift

Kann gut sein, dass dieses Zitat von Brigitte Zypries etwas aus dem Zusammenhang gerissen ist, wie es gerade über ddp tickert. Aber falls nicht, dann ist die Verallgemeinerung mit dem „Gift“ für den Nachwuchs durchaus kritisierungswürdig:

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) gibt Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) in seiner jüngsten Medienkritik grundsätzlich Recht. Übermäßiger Fernsehkonsum sei „zweifellos eine der Ursachen“ für die Probleme bei der Erziehung von Jugendlichen. „Wir wissen, dass Kinder, die viel Fernsehen, nicht richtig lernen können“, sagte die Ministerin am Mittwochabend in der N24- Talksendung „Links-Rechts“. Auch PC-Spiele und Spielkonsolen seien für den Nachwuchs „Gift“. Zypries betonte: „Die Kinder lernen weder Sozialverhalten noch bewegen sie sich, wenn sie vor diesen Teilen sitzen sondern werden zugeschüttet.“

Das sind mal wieder die üblichen Klischees und Verallgemeinerungen über Computerspiele, die leider eine rationale Diskussion immer äusserst schwer machen. Natürlich führt übermässiger Konsum gepaart mit anderen sozialen Einflüssen zu einem gestörten Sozialverhalten. Allerdings kann man durchaus sagen, dass die grosse Mehrheit an jungen Menschen trotzdem ein gesundes Sozialverhalten entwickelt.

Browser? Was sind nochmal Browser…?

Passend dazu in der Netzeitung: Computerspieler sind besonders kommunikativ
.

Eine neue Studie von Kommunikationswissenschaftlern entlarvt alle gängigen Vorstellungen über das Sozialverhalten von Computerspielern als Klischees: Viele PC-Spieler sind keine maulfaulen Einzelgänger – im Gegenteil.

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12 Ergänzungen

  1. Natürlich stellen übermäßiger Medienkonsum und soziale Verwahrlosung eine Korrelation dar, aber eben keine Kausalität. Man kann Kinder und Jugendliche eben hervorragend vor elektronischen Medien „parken“. Die Ursache für daraus resultierendes Verhalten sind aber doch eher in einem unsozialen gesellschaftlichen und familiären Umfeld zu finden. Und das lässt sich eben nicht mal eben mit ein paar Gesetzen korrigieren.

  2. Hallo,
    Computer sind Gift fuer Politiker,
    denn die Moeglichkeit fast stuendlich unausgegorenen
    Populismus als das Mass der Dinge zu posten haelt
    von sie anscheinend zu sehr vom eigentlichen Autrag ab.
    Gruss vom
    Zipf

  3. Und wieder einmal liegt die wahrheit vermutlich irgendwo in der Mitte.
    Richtig ist wahrscheinlich, dass ein Kind (Vorschulalter), das vor dem Fernseher „geparkt“ wird oder die Spielkonsole in die Hand bekommt irgendwie verhaltensgestört sein wird.
    Richtig ist sicherlich auch, dass Computerspieler (Sekundarstufe) durchaus kommunikativ sein können.
    Die Frage ist, wie intensiv man in frühen Jahren mit diesen Medien bombardiert wird und wie einem der Umgang mit ihnen nahegebracht wird.
    Mal wieder gibt es hier viele Graustufen bei ganz viel Schwarz-Weiß-Seherei.

  4. es ist unglaublich… zumal nach der neuesten JIM studie, das tv eigentlich keine rolle mehr bei der medienbildung – da durch den computer abgeloest – spielt.
    Die „armen“ kinder der ministerin, die muessen wahrscheinlich auch mit holzdreireaedern vorlieb nehmen…

  5. Blogkommentator E. R. Lehmann (LOL) gibt Berlins Alphablogger Markus Beckedahl (netzpolitik.org) in seiner jüngsten Medienkritik grundsätzlich Recht. geringer Internetkonsum sei “zweifellos eine der Ursachen” für die Probleme bei der Entscheidungsfindung von Politikern. “Wir wissen, dass medial minderbemittelte Politiker kaum verantwortungsvolle Entscheidungen treffen können”, sagte der Kommentator am Donnerstagabend im Internet-Blog “Netzpolitik”.

    (nur kurz korrigiert)

    und jetzt mal ernsthaft: meine kleine schwester wird von meiner mutter des öfteren vor dem fernseher „geparkt“ – so etwas halte ich für ausgemachten schwachsinn, besonders, wenn sie die gleiche spongebob-folge zum dritten mal sieht oder sich aufmerksam die werbung ansieht, weil ihr zeitgefühl offenbar noch nicht hergibt, wann diese zu ende ist.

    als ich allerdings mit ihr das tutorial von „schlacht um wesnoth“ gespielt habe, hat ihr das mindestens genau so viel spaß gemacht – nur hat sie die dialogteile der prinzessin selber lesen müssen, um zu wissen, worum es geht. außerdem braucht sie einen menschlichen mitspieler für interessante spiele.

    sprich: ich halte interaktiven medienkonsum für wesentlich sinnvoller.

  6. Für mich ist die Aussage, dass es allgemein eine Ursache darstellen soll schon völliger Schwachsinn. Wenn jemand sein Kind vor dem Fernseher „parkt“, weil er selbst keine Zeit für eine Erziehung hat, dann ist der übermäßige Konsum eher eine Folge.

    Persönlich jedoch muss ich sagen, dass ich in keinster Weise glaube, dass ein übermäßiger Konsum von Fernsehen oder Computerspielen zu irgendwas führt. Wenn man sich stundenlang Bildungsfernsehen ansieht und in Computerspielen ständig vor Problemen gestellt wird, dann ist das meines Erachtens für das kognitive Verständnis nur fördernd.

    Das Problem ist einfach nur, dass jetzt kritisiert wird, was sich eigentlich jeder wünscht. Gebe es keinen Bedarf an den Sendungen, würden sie nicht existieren. Es fehlt nur noch eine völlige Verstaatlichung des Fernsehens und der Computerspiele, sodass keine „bedenklichen“ Produkte mehr erzeugt werden. Das Problem daran ist nur, dass damit der freie Markt in den entsprechenden Bereichen natürlich enorm eingeschränkt wird.

  7. Medien werden von Politikern immer so hingestellt, dass es ein Zwang ist diese zu konsumieren.
    Aber dann leidet man doch schon unter einer Krankheit.
    Nur so können überhaupt Medien wie der Computer oder TV Gift für einen Menschen sein.
    Die meisten Menschen konsumieren doch aber Medien aus ihrem freien Willen herraus und auch was sie sich „antun“ und was nicht.
    Sicherlich können Kinder eventuell von Medien eine Zeit lang so faziniert sein, so dass sie diese einige Zeit zu viel benutzen. Aber dafür gibt es ja die Eltern, die das verhindern sollten.
    Daraus folgt, dass die Eltern Kurse besuchen müssen, in dem sie lernen wie sie besser in unserer Zeit Kinder erziehen können.
    Die Medien sind nicht schuld, sondern die Erziehung.

    So und jetzt muss ich schnell raus gehen, sonst bin ich mediensüchtig.

  8. Mit einer Gruppe von gesellschaftlichen Außenseitern manipulieren die beiden [Protagonisten] einen Teil der Quotenmessgeräte. Rainer verkauft alle seine Besitztümer und finanziert so dieses Projekt. Sie geben sich als Mitarbeiter des Marktforschungsinstituts aus und installieren manipulierte Quotenmeter bei einem Teil der Testpersonen.

    Sowas [1] ist die Lösung ! Hacker zu Programmdirektoren !

    [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Free_Rainer

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