TV hacken: Spass mit Polylux

Aus dem Umfeld der Hedonistischen Internationalen wurde ausprobiert, wie man mit Medien etwas rumspielen kann. Ein fingierter Interviewpartner zum Thema „Alltagsdroge Speed“ wurde inklusive des Themas bei der ARD-Sendung Polylux platziert. Überraschenderweise klappte das alles problemlos, wie das „Kommando Tito von Hardenberg“ mitteilte:

Der dort gezeigte Speed-User „Tim“ ist eine Erfindung des Kommandos. Er mag in Wirklichkeit gar kein Speed und macht auch keine „Speed-Diät“. Die Sprecherin des Kommandos, Ingrid Hüpenbecker, erklärt: „Wir haben die plumpe Internetrecherche von Polylux zum Anlass genommen, die Legende des Speed-Patienten „Tim“ zu erfinden und zum Drehtermin ein kleines Schauspiel vorzuführen. Erschreckend, wie einfach es ist, selbst gewählte Inhalte in Massenmedien zu platzieren und so gesellschaftliche Wirklichkeit werden zu lassen.“

„Polylux war zwar Ziel der Aktion, steht aber stellvertretend für weite Teile der Medienlandschaft, für die Recherche in erster Linie ein Kostenfaktor darstellt. Zentrale Bereiche des Journalismus werden an unterbezahlte Praktikanten ausgelagert, denen es aufgrund prekärer Arbeitsverhältnisse und des daraus resultierenden Drucks schwer möglich ist, ausreichend Zeit und Ressourcen in ihre Arbeit zu investieren.“

„Mit dem Charakter ‚Tim’ wollte das Kommando außerdem darauf hinweisen, dass in der so genannten Leistungsgesellschaft ein nicht normgerechter Körper ein Ausschlusskriterium darstellt. Dieses Thema lag uns wirklich am Herzen“, so Hüpenbecker. „Wir danken Polylux für die problemlose Umsetzung unseres Themenvorschlags, freuen uns auf zukünftige Aktionen im öffentlich-rechtlichen wie privaten Bereich und empfehlen: Journalisten, gebt euch einfach mehr Mühe. Alle.“

Hier klicken, um den Inhalt von video.google.com anzuzeigen

Passend dazu gibt es auch ein Bekenner-Video auf Youtube:

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Netter Hack.

Update: Um 1:44 Uhr ist das Video nicht mehr auf Polylux.tv zu finden. Eingebunden funktioniert es noch. Mal schauen, wie lange noch. Ansonsten gibt es bei Youtube ein Backup. Und mal schauen, wie lange sich das Bekenner-Video in der „User-Generated-Content“ – Area bei Polylux.tv hält.

Update: Unter 9h brauchte die Polylux-Produktionsfirma Kobalt, um das Video bei Youtube aus urheberrechtlichen Gründen entfernen zu lassen. Aber die Zeit dürfte ausgereicht haben, dass genug Kopien im Umlauf sind, die jetzt wieder auf verschiedenen Plattformen hochgeladen werden. Mal schauen, wie es weitergeht.

Update: Hab mal das Video von Google-Video eingebunden. Danke für den Hinweis in den Kommentaren.

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42 Ergänzungen

  1. Sehr schade, gerade von Polylux hätte ich eigentlich eine andere Umgangsweise mit der Situation erwartet!
    Ansonsten coole Aktion.
    Aber ich vermute die Geschichte ist morgen wieder vergessen und sie wird nicht ausreichen um die Medien wachzurütteln…

  2. Bravo!

    Schade, daß ihr ausgerechnet Polylux als Opfer ausgewählt habt, es gibt schlimmere Sendungen …

  3. Ein anderer „Hack“ wäre natürlich auch, irgendeinen echten anonymen Interviewpartner in irgendeiner Sendung im Nachhinein zum Fake zu erklären.

  4. This video is no longer available due to a copyright claim by Kobalt Productions

    Auch von YouTube ist es anscheinend runter – hat jemand das zufällig mit Miro runtergezogen, oder liegt das noch irgendwo im Netz?

  5. Wunderbar !
    Aber: „Polylux hat Internet irgendwie nicht verstanden.“ ?
    Da muss man entgegnen: Viele Nutzer des Internets haben leider das Urheberrecht nicht verstanden (oder wollen es nicht verstehen – jedenfalls solange es nicht um ihre eigenen Rechte geht)

  6. @jeeves die Einbindung des Polylux-Videos hier und anderswo ist nicht notwendigerweise eine Verletzung des Urheberrechts, denn
    „Berichterstattung über Tagesereignisse, § 50 UrhG:
    Zur Berichterstattung über Tagesereignisse durch Funk oder andere, vergleichbare Medien, in Zeitungen, Zeitschriften und anderen Druckschriften/Datenträgern, die im Wesentlichen Tagesinteressen Rechnung tragen, sowie im Film ist nach § 50 UrhG die Nutzung von Werken, die im Verlauf dieser Ereignisse wahrnehmbar werden, in zweckgebotenem Umfang zulässig.“ (Zitat nach Wikipedia, Schranken des Urheberrechts)

  7. Schade, dass Polylux so reagiert (Video runternehmen), bisher hatte ich sie für klüger gehalten.

  8. Hallo
    Polilux, Drogen und so, eine Sache.
    Was mich eher aufschreckt, wie schnell Daten wieder verschwinden können und mit welcher Macht.
    Das erschrickt mich eher, bzw. das ist das „einziege“ bedeutungsvolle an dem „ganzen Artikel“.

  9. Schade, ich habe den Beitrag verpasst, allerdings finde ich auch das es schlimmere Sendungen gibt als Polylux, diese kämpfen ja ständig ums Überleben.
    Ein „Kommando stürmt die Intendanzen“ wäre eine wirklich politische Sache.

  10. Stellt Euch doch einmal vor, wir würden mit unserer Forderung nach einer Freien Lizenzierung öffentlich-rechtlicher Inhalte durchkommen!

    Dann könnte polylux nicht einmal diese Falschmeldung von YouTube nehmen, weil ja jeder das Rechte hätte, sie wieder drauf zu stellen!!

    So bleibt das Internet immerhin vor Falschinformation bewahrt.
    Und ey – Du – pack den Google-Video Link da weg!

    Bin mal echt gespannt wie polylux damit in der nächsten Sendung umgeht.

  11. klar gibt es schlimmeres, und natürlich wäre es noch cooler, einen hoaxgast bei illner zu haben, aber polylux ist imo ein gutes ziel, weil es zeigt, mit welchen blendermethoden diese leute sich beim publikum anbiedern wollen: extra „cool“ getrimmte berichte, über hipster-themen etc, immer „gegen den strom“ mit ihrer ach-so-innovativen schnitttechnik, so „down to earth“ und nah am zuschauer, sogar mit eigenem „user-generated content“ — da geschieht es ihnen enorm recht, mal kräftig eins drüber zu bekommen (wie es wohl auch jedem andern sog. „journalisten“ passiert wäre, denn die polyluxer scheinen noch am ernsthaftesten bei der sache zu sein und ihre zuschauer noch nicht allzu sehr zu hassen, im gegensatz zu anderen „journalistischen“ sendungen, cough monitor cough)

  12. Polylux hat’s schon verdient. Die haben ja auch versucht, Neuheiden und Folk-Metal in die rechte Ecke zu stellen … weil die ja so unmoderne Werte wie Ehrgefühl, Tapferkeit oder Kameradschaft verfechten. Journalistische Gewissenhaftigkeit gehört offensichtlich auch zu den überholten Tugenden, so mies, wie der Bericht recherchiert war. Langhaarige Schwertträger, die Odin verehren anstatt Shareholdervalue, katholische Kirche, CDU/CSU und die Pseudotransen von Tokio Hotel stellen natürlich eine erhebliche Gefahr für Staat und Gesellschaft dar, schon klar. ;)

  13. … die Aktion zeigt noch was ganz anders: Unsere Realität ist letztlich immer Konstruktion. Wir sehen, hören, glauben das, was zu unserer persönlichen Realität passt. Das gilt für Fernsehredakteure in einzelnen genauso wie für das System Medien als Ganzes. …

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.