Kennen Sie das Stichwort ‘virales Marketing’?

Die FDP Hamburg lässt Blogs zuspammen und nennt das dann „virales Marketing“. Hanno hat es am nettesten kommentiert: Die FDP und der sprechende Kühlschrank.

Kleine Frage: Ich bin ja für liberale Inhalte sehr offen, nur fühle ich mich da nicht wirklich von der FDP vertreten. Dieser Spot zeigt mir mal wieder warum. Gibt es eigentlich jemanden, der den Spot gut findet und mal erklären kann, wieso?

Update: Hanno bekam Post von der FDP-Hamburg:

Die FDP Hamburg hat mir geschrieben. “Die FDP hat tatsächlich die Werbeagentur Oysterbay für Marketingzwecke beauftragt,” aber die Agentur “nutzt nur legale Wege wie Youtube etc. für die Verbreitung von politischen Botschaften,” denn “eine Verbreitung des Werbespots über Email-SPAM-Verteiler ist in Deutschland nicht zulässig”. Stimmt, es wäre ja auch voll tollpatschig, wenn man als Partei so vorgehen würde. Fragt sich nur, woher die gestrige Mail kommt, die lt. Mailheader vom Oysterbay-Büro aus verschickt wurde.

Update: Jetzt hat auch Politik-Digital darüber berichtet und es wird noch lustiger: Spam im Auftrag der FDP.

Die Mail, die mir auch auf dem gleichen Weg zukam, wie Hanno, kam von einer nicht existierenden Person, die man mal einfach der Wahlwerbung halber angeschafft hat. Das sei auch kein Problem, weil „deutlich als Wahlwerbung kenntlich gemacht.“, wie der Agentur-Geschäftsführer verkündet:

Auf die Frage, warum Oysterbay die Werbebotschaft unter einem Pseudonym getarnt über eine GMX-Adresse verschickte und nicht offiziell über eine E-Mail-Adresse der Agentur, antwortete Kemper: „Wenn Mails von einer Werbeagentur kommen, dann werden sie weggeklickt, mit einer GMX-Adresse haben wir mehr Chancen, da rein zu kommen.“ Bei der FDP sieht man das anders: „Eine Verbreitung des Werbespots über E-Mail-Spamverteiler ist in Deutschland nicht zulässig“, so Thomas Heldberg von der FDP, „Die Agentur nutzt deshalb nur legale Wege wie Youtube.“
Laut Agentur-Geschäftsführer Kemper sollte mit der Aktion übrigens niemand getäuscht, sondern nur eine inhaltliche politische Diskussion angestossen werden. Für Kemper war die besagte Mail zudem „deutlich als Wahlwerbung kenntlich gemacht.“ Er kündigte aber an, dass Oysterbay die Hinweis-Mails ab jetzt testweise offiziell im Namen der Agentur verschicken wird.

Und was ist dann Spam, wenn die Person noch nicht mal existiert? Auf den Gedanken, dass gefakte „Mundpropaganda“ weniger bringt, als echte, und athentische kommt er wohl nicht. Und das, wo man auf „virales Marketing“ spezialisiert ist. Aber vermutlich verlässt sich bei der FDP in Hamburg auch niemand darauf, dass bei diesem Clip echte Mundpropaganda wirken sollte. Denn die Zielgruppe, den dieser Clip evtl. ansprechen mag, dürfte auf diesem Weg wohl nicht erreicht werden. Oder der Agentur ist bewusst, dass sie ein unverkäuliches Produkt vermarkten soll und macht das Beste daraus. Das machts nicht besser für die FDP.

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20 Ergänzungen

  1. Unfassbar aufgesetzt spricht Herr DuMont da. Fasst, als sei es eine Satire. Unglaublich. Der Mann ist doch Schauspieler, oder?

  2. Die ersten 5 Sekunden sind super, danach wirds ekelig. Spätestens wenn der Spitzenkandidat herein tritt fragt man sich ob der noch mehr kann als den Herr DuMont erfürchtig anzuschauen. Außerdem klingt das so nach synchronisiert … in Hamburg laufen halt einfach zuviele Kreative FPD Anhänger herum.

  3. Videoexperten waren die Jungs von der FDP nie – erinnert euch doch mal an den Terrorschnitt im damals neuen FDP-Podcast…

    Schlechte publicity = besser als keine publicity.
    Werbekonzept scheint doch aufzugehen…

  4. aber es funktioniert, wenn das ziel es ist, den spot weiter zu verbreiten. und die „blogoshpäre“ macht mit.

    ein peinlicher kandidat ist hingegen nichts, was eine agentur direkt beeinflussen kann.

  5. Every PR is good PR? In diesem Fall denke ich eher, dass die „virale Verbreitung“ nach hinten los geht. Ich hab auch länger überlegt, ob ich den Clip verlinken soll. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass ich damit irgendjemanden für die FDP bekehre. Und jetzt mit der Spam-Reaktion zündet die nächste Stufe der Witzigkeit.

  6. Skydumont ist nicht jedermanns Geschmack. Das sollte man bei der Beurteilung berücksichtigen. Außerdem ist der Spitzenkandidat nicht gerade super charismatisch weshalb mir sky da allemal lieber ist. Außerdem gabs schon wesentilch schlechtere Spots von der FDP… aber auch bessere.
    Ansonsten frage ich mich, was die künstliche Aufregung hier soll. Wer sich in diesem Blog herumtreibt hat ausreichend Verstand, seine politischen Ansichten nicht von Werbeagentur-Wahlwerbespots abhängig zu machen.

  7. Nein, ich werd mir den Clip nicht anschauen, auch wenn sich Netzpolitik.org gerade als Multiplikator missbrauchen lässt – viral geht die Masche jedenfalls gerade nach vorne los.

  8. Jemand, der in Tötensen bei Hamburg wohnt, würde den Spot als unterirdisch bezeichnen. Wenn man schon meint virales Marketing betreiben zu müssen, sollte man wenigstens etwas Originells unters Volk bringen. So wie geschehen ist das Manöver allzu durchsichtig.

  9. Das Video gibts nicht mehr, mit dem Kommentar:

    Dieses Video ist aufgrund des Urheberrechtsanspruchs von Freie Demokratische Partei Deutschlands (FDP) nicht mehr verfügbar.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.