GEMA-Kunstaktion

Heute fand bei der GEMA in Berlin die Kunstaktion von Johannes Kreidler statt, der Formulare für 70.200 Samples bei der GEMA ablieferte. Julia Seeliger war dabei und hat ein paar Fotos gemacht, u.a. dieses, und berichtet in ihrem Blog:


(CC-BY Julia Seeliger)

In der Taz erklärte Kreidler die Tage, worum es ihm bei der Kunstaktion geht: „Kopiert wird dauernd“.

Warum benutzt ein Komponist 70.200 Samples für ein eigenes Werk?

Erst einmal ist es heute schlicht technologisch möglich, mit so große Datenmengen zu hantieren. Etwa am Computer ein Stück zu programmieren, das vorhandene Stücke fragmentiert und verwendet. Ich mache das mit diesen großen Mengen aber nicht nur, um die Technologie zu demonstrieren, denn das ist bekannt. Mir geht es dabei darum, zu symbolisieren, dass wir im Internet heute riesige Mengen an Musik zur Verfügung haben, riesige Mengen an Daten verwalten und weitersenden können. Und das geschieht ja auch täglich millionenfach. Ich setze das in ein Kunstwerk um, indem ich eine so große Zahl von – übrigens nicht von der Gema verwalteten und daher für mich kostenlosen – Ausgangsstücken verwende, die man sich nur schwer vorstellen kann.

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19 Ergänzungen

  1. Der Kerl ist schon fantastisch. Jetzt muss sich doch was tun bei Anstalten wie der GEMA. Und einfach geil, wie er das aufgezogen hat. Das ist Kunst!

  2. Quatsch. Und die Kommentare wissen so gut wie nix über die GEMA und über „Kunst“ und über tatsächliche Probleme der Thematik. Aber schimpfen…

  3. Sehr schöner Artikel hier: http://www.sueddeutsche.de/kultur/45/309978/text/

    Der wichtigste Satz: „Offenbar hatte Kreidler nicht gewusst, dass derart kleine Musikfetzen, wie er sie in seinem Werk verwendet hatte, „urheberrechtlich vollkommen irrelevant“ sind. Urheberrechtlich geschützt seien nur erkennbare Tonfolgen.“

    Oder auf kurz: Die ganze Aktion war komplett fürn Arsch und er hat sich höchstens als Volltrottel dargestellt.

    Die Blogosphäre wird das aber schön überglätten, hm?

    1. @christian
      der SZ-Artikel ist doch Quatsch, schau mal die Kommentare dazu an. Und der 3Sat-Kulturzeitbericht ebenso wie der Artikel im print-Feuilleton in der heutigen SZ zeigen das genaue Gegenteil. Congrats@kreidler!

      1. Habe den 3sat-Bericht auf youtube gesehen. War komplett verstümmelt und zusammengeschnitten, so dass die echten Aussagen nicht mehr zu verstehen waren.

        Sorry Leute, Fakt ist:

        Prämisse von Kreidler: Ich muss alles anmelden.
        Realität: Er muss nur anmelden was auch tatsächlich wiedererkennbar ist.

        Das bedeutet dass der Kern seiner Kritik absolut bedeutungslos ist, da das was er kritisiert nicht existiert. Um das zu vertuschen wird dann schlicht und einfach die GEMA komplett zensiert und nach Belieben zusammengeschnitten.

        Und ich schreibe dies nicht weil ich die Gema toll finde, hab selber genug Raubkopien, ich schreibe dies weil es für jeden kritisch denkenden offensichtlich ist, ihm aber trotzdem massenhaft Aufmerksamkeit gegeben wird.

  4. @christian

    der sz-artikel ist völliger käse. kreidler war der intelligenteste an der ganzen runde, und die sache war ihm sowas von klar. schau mal die kommentare zu em sz-artikel.

  5. Wie sich die Bilder gleichen! Der Künstler kann froh sein, dass Ideen (noch?) nicht durch das Urheberrecht geschützt werden. Sonst hätte er jetzt eine Klage von Metallica am Hals, die bereits vor acht Jahren mit Papierstapeln PR in eigener Sache machten.

    Mit dieser „Kunstaktion“, hat sich Herr Kreidler nicht nur lächerlich gemacht, was allein sein persönliches Problem ist, sondern auch noch von einem wichtigen Problem – dem von der Tonträgerindustrie (den Labels / Produzenten / Interpreten als Inhaber der Leistungsschutzrechte an spezifischen Aufnahmen) in der Praxis durchgesetzten absoluten Samplingverbot (vgl. z. B. die Klage von Kraftwerk gegen Moses Pelheim) – abgelenkt.

    Weiß jemand, ob Kreidler für sein Werk Musik von Industrie-Tonträgern gesampelt hat – und ob er die dafür erforderlichen Genehmigungen von den Rechteinhabern erhalten hat?

    Dass Kreidler keine Ahnung vom Urheberrecht hat, zeigt sich auch daran, dass er ein eigenes Werk, in dem er fremde Musik nicht nur zitiert (genehmigunsfrei), sondern auch bearbeitet hat, bei der GEMA anmelden wollte, ohne zuvor bei den Autoren (bzw. deren Verlagen) der bearbeiteten Kompositionen die für eine GEMA-Anmeldung notwendige Bearbeitungsgenehmigung einzuholen.

    Dem Kampf für ein – im Sinn der Kreativen – verbessertes Urheberrecht haben Kreidler und die zahlreichen Journalisten, Blogger (inklusive Kommentatoren) und Politiker, die diesen Unsinn in Unkenntnis des Urheberrechts einfältig bejubeln, schweren Schaden zugefügt.

    Bertelsmann & Co. können sich freuen …

    1. Zu DieterK: Nein, da bist du falsch gewickelt und eine Informationseinholung bei Kreidler wäre nicht falsch gewesen. All das hat er getan. Alle was nötig war, hat er erledigt.

      Und sorry, es ist auch kein Formfehler, der da vorliegt. Es ist ein Systemfehler! Und der liegt nicht bei Kreidler.

  6. @DieterK: also kreidler hat doch gestern sein werk angemeldet, und das konnte er ja eben nur mit den genehmigungen, die er „offensichtlich“ (!!) hatte, oder was glaubst du was auf den zetteln eben stand? ;)
    heute, samstag 13.9. in der süddeutschen zeitung wird übrigens in einem artikel (erste seite feuilleton) direkt die kreidlersche aktion und der fall kraftwerk/pelheim zusammen kommentiert. ich finde, kreidler haut genau in die bresche mit seiner aktion und zeigt, dass das system absurd ist.

    1. Klar konnte er sein Werk anmelden. Und zwar ohne die Zitate einzeln angeben zu müssen, weil Soundfetzen von einer Länge im Millisekunden bereich für die GEMA überhaupt nicht relevant sind.

      Die „Erfolgsmeldungen“ auf Kreidlers Webseite (a la GEMA hat Samples erlaubt,Filesharer können sich freuen usw.) sind eine Frechheit und haben mit der Realität nichts zu tun!

      1. Ist doch Kappes. Es geht weder um Takte noch um Millisekunden (jedes Stück besteht auch aus Millionen solcher Fetzen, die in der richtigen Anordnung der Original ergeben.) Und deswegen geht es um das absolut objektive Kriterium „Erkennbarkeit“. Steht ähnlich auch im Urheberrecht drin.

        Und was hat man damit gewonnen? Nichts. Nur den Streit darüber, ob etwas erkennbar ist oder nicht. Was Gutachter einlädt, Geld zu verdienen.

        Mal abgesehen davon, dass einige Werke der Musik nicht mal (wieder)-erkennbar sind, obwohl sie Werke sind. (Music of Changes, Atlas Eclipticalis ….)

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.