Fingerabdrücke für Berliner Kitas?

17 evangelische Kindertagesstätten in Berlin-Mitte planen, zukünftig „aus Sicherheitsgründen“ die Fingerabdrücke der Eltern zu scannen. Damit wollen sie eine Verifikationssystem aufbauen, so dass alle Kinder auch den richtigen Eltern zugeteilt werden können. Dies berichtet der Tagesspiegel: Kitas wollen Fingerabdrücke von Eltern scannen.

Janert betonte, die geplante dreimonatige Testphase werde erst nach eingehender Rücksprache mit den Eltern und nur mit deren Zustimmung begonnen. Gerade in Bezug auf den Datenschutz müssten einige Fragen geklärt werden, etwa was mit den gewonnenen Daten gemacht werde. „Wir werden Anfang Dezember eine große Versammlung für die Eltern machen, wo wir genau all diese Fragen ausdiskutieren“, unterstricht die Geschäftsführerin. Es solle mit den Eltern zusammen ein Weg gesucht werden, „der am Ende für alle gut ist“

Wie wäre es noch mit der Idee, den Kindern gleich RFID-Chips zu verpflanzen?

Update: Heise hat Neues: Berliner Kitas: Keine Sicherheitskontrollen wie bei der Einreise in die Vereinigten Staaten.

Befragt wurde Kathrin Janert, Geschäftsführerin vom Verbund evangelischer Kindertagesstätten.

„Wir machen doch keine Einreise in die Vereinigten Staaten“, berichtigt die Kita-Geschäftsführerin am Telefon gegenüber heise online. Die Kitas, die über drei Etagen verteilt sind und insgesamt 85 Kinder betreuen, befänden sich in einem Rückgebäude eines Berliner Mietshauses, dazu gebe es einen Hof zum Spielen. Der Zugang sei gar nicht über Türen zu kontrollieren, weswegen der Fingerabdruckscanner als Zugangskontrolle ebenso sinnlos wäre wie eine Chipkarte, die in anderen Kindertageseinrichtungen gebräuchlich ist. Man habe den Fingerabdruckscanner angeschafft, um eine bessere Übersicht darüber zu bekommen, ob ein Kind von den Eltern oder anderen Befugten gebracht und abgeholt worden ist. Im Spiel-Hof sei der Überblick bei derart vielen Kindern und Abholern nicht gewährleistet. Das ist ein Problem für die Mitarbeiter, die wissen müssen, wo die Kinder sind, die sie betreuen.

Einen Fingeradruck-Scanner hat man sicherheitshalber angeschafft und an der Wand eines Raumes angebracht. Kann ja der Diskussion nicht schaden, wenn man Tatsachen schafft.

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21 Ergänzungen

  1. Hm, RFID-Chips bringen ja in dem Falle nichts, da ja laut Tagesspiegeln die Eltern identifiziert werden sollen und nicht die Gören ;-)

    Thomas, du musst wissen, Personalausweise sind sowas von Eins Punkt Null … ;-)

  2. Ich wäre ja dafür, dies über einen DNA Abgleich zu organisieren, Fingerabdrücke lassen sich ja fälschen oder kopieren. Wenn schon dann richtig, bitte.

    Würde auch der darniederliegenden Labordiagnostikindustrie auf die Beine helfen.

  3. … wie viele hundert Kinder haben die denn in der Kita? Oder haben die Kids alle acht Eltern, die man nicht persönlich kennen kann?

  4. Also man muss ihnen ja zu gute halten das sie das wesentlich netter machen als etwa unsere Bundesregierung. Nur mit Zustimmung vorher mit Leuten über Datenschutz reden etc.

    Das beunruhigende daran finde ich eher das es symptomatisch dafür zu sein scheint das die Kindergärten hoffnungslos überfüllt sind. Sonst würden die Erzieher(innen) die Erziehungsberechtigten ja wohl kennen.

  5. Das ist ein eher absurder Vorschlag, soviel ist klar. Aber…

    die evangelischen Kitas wollen sich hier „nur“ von den kommerziellen Kitas im gGmbH-Format absetzen, die für Zeiterfassung (der Betreuungszeiten und Abholung der Kinder) bisher im Eingangsbereich so simple PIN-Terminals aufgestellt haben und strikt im 15 Minuten-Takt abrechnen. Kommen die Eltern zum Abholen heißt es zuerst Nummer eintippen und dann zum Gruppenraum – jede Überschreitung um 1 Zeiteinheit kostet dann 20 Euro extra.
    Als neuer Vorschlag muss offenbar auch neue Technik mitkommen. Bizarr unkritische Auffassung.

    Offenbar waren die Evangelischen Kitas da unzureichend beraten. Eltern müssen registriert werden und sich registrieren lassen wollen, da wird es Widerstand geben. Es löst auch keine Probleme, wenn mal vorher angemeldete Vertrauenspersonen das Kind abholen müssen.. einfach eine handschriftliche Vollmacht abgeben hilft dann nichts, weil eben diese Person vorher einmal mitkommen muss, den technoiden Datenschutzdisclaimer zu unterschreiben und Fingerabdrücke aufnehmen zu lassen hat (noch so eine dumme Prozedur, die personell beaufsichtigt werden muss, obwohl sie offenbar aus der Not geboren ist, Personal einsparen zu sollen). Und erklär mal einer der Oma, dass sie ihren Finger da auf das Dings da legen muss bevor sie den Enkel abholen kann. :(
    Wahrscheinlicher ist doch, das der extra Kasten vielfach praxisfern bleibt und ignoriert wird. Und er teurer ist als einfach, sagenwirmal, 1-2 neue Erzieherinnen einzustellen, die die zusätzliche Aufsicht und Betreuung übernehmen.

    Manche Dinge werden dadurch komplizierter, und andere Probleme werden nicht gelöst. Der Artikel nennt nicht einen echten Vorteil, der durch die Technik erreicht wird, oder?

    Das Ding ist gescheitert bevor es überhaupt zum ersten Mal eingesetzt wurde.

  6. Ich habe selten soviel schmunzeln müssen wie gerade eben. Bezüglich der RFID-Chips bin ich mir sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist. Bei Haustieren wird das schon angewandt – also warum nicht auch beim Menschen.

  7. In den USA gibt es solche Bedenken, dass ein Fremder die Kinder abholen könnte, schon länger. Dort dürfen ausschließlich die Eltern die Kinder abholen. Damit sich kein fremder Zugang verschafft, gibt es Warteräume für die Eltern, die sich mit einer Unterschrift ausweisen, mit der auch das Abholen bestätigt wird. Wird das Kind von einer anderen Person, als den Eltern abgeholt, muss dies von den Eltern angemeldet werden.
    Das Fingerabdrucksystem dagegen ist anfälliger gegen Missbrauch, da bekanntermaßen Fingerabdrücke mit einfachen Mitteln kopiert werden können und ohne Beisein eines „Pförtners“, authentifiziert wird.
    Im Vergleich halte ich das Unterschriftssystem für sicherer. Das Fingerabdrucksystem ist höchstens genauso sicher, aber nur wenn in etwa der gleiche personelle Aufwand betrieben wird.
    Daher verstehe ich nicht ganz, dass man nun auf halbgare Methoden setzt. Mir scheint eine vorbehaltlose Technikgläubigkeit der Grund zu sein.

  8. Der ganze, auf 9/11 basierende Sicherheitswahn ist noch irgendwie zu verstehen, wenn auch nicht zu tollerieren. Wie sieht es jedoch mit der Handlungsnotwendigkeit in den KiTas aus? Ist dort jede Woche eine falsche Kindsabholung zu vermelden? In den beiden Fällen, als ich meine Nichte vom Kindergarten abgeholt habe, war schon daran ersichtlich, dass meine Nichte mir um den Hals gefallen ist, dass ich kein Fremder bin.
    SnW

  9. Einen Fingeradruck-Scanner hat man sicherheitshalber angeschafft und an der Wand eines Raumes angebracht. Kann ja der Diskussion nicht schaden, wenn man Tatsachen schafft.

    Wie nennt Bruce Schneier sowas doch gleich?

    „Security Theater“

  10. Also ich glaub die Kitas haben nach nem einfachen System gesucht um zu verwalten welche Kinder noch nicht abgeholt wurden (Das ist jedenfalls das was als Grund angegeben wird), haben sich aber von irgendnem IT-Unternehemen bequatschen lassen um Fingerabdrücke zu nehmen, damit das Unternehmen noch ein paar Aufträge einsacken kann. Die Kitas sagen ja auch, dass es noch nie vorgekommen ist, dass jemand falsches die Kinder abgeholt hat.

  11. Ich habe Anzeige bei der Senatsverwaltung für Jugend+Sport gestellt, weil die Leiterin berichtet hatte, dass des öfteren Kinder alleine nach Hause gagangen sind. Das ist Verletzung der Aufsichtspflicht! Die Kirche macht es sich sehr einfach, aus Gewinnmaximierungsabsicht nur Teilzeitkräfte zu beschäftigen aber vom Senat 90% Kostenerstattung zu bekommen. So nicht!!!

  12. „Also ich glaub die Kitas haben nach nem einfachen System gesucht um zu verwalten welche Kinder noch nicht abgeholt wurden“
    Unfassbar. Auf der anderen Seite, einfach Finger auf die Platte und warten bis das saugende Geräusch ertönt und das Kind mit einem *plop* aus dem Schacht in die Hände fällt.
    Traurig ist, dass die Eltern das scheinbar mitmachen – müssen.

  13. Also, ich kann dazu nur sagen, dass ich den Aufwand, den diese Kita betreibt total verstehen kann.

    Das Problem besteht doch darin, dass man bei ca. 100 Kindern einfach nicht jeden der Elternteile kennen kann. Oder kennt ihr in eurem Bekanntenkreis jede Mutter, jeden Vater und, wenn vorhanden, Bruder und Schwester? Da fängt es doch schon an.

    Und da ist es doch ganz legetim, wenn man sich technische Unterstüzung holt, um fehlerhaftes Handeln zu begrenzen. Denn der Mensch ist nun mal nicht unfehlbar. Leider…

    Ein anderes gutes Argument, was jedem einfällt, der normales Denken hervorhebt und sich nicht von den Medien beeinflussen lässt, ist doch das Thema Kindesentführung, -missbrauch… Man kann es zwar nach wie vor nicht ausschließen, aber man kann es auf jeden Fall eingrenzen.
    Braucht doch nur der Meier Ähnlichkeit mit dem Schulze haben und schon gibt man in ner hektischen Situation das Kind in fremde Hände.
    Und dann möchte ich mal die Berichte in den Medien sehen…

    Also haben wir schon zwei gute Gründe, die wohl jeden überzeugen sollten.

    Habe mich mal auch über solch eine Technik schlau gemacht, wie es mit kopieren und derartigen ausschaut bei solchen Systemen.
    Diese James Bond-Gespenster-Geschichten können nur solange funktionieren bis man von 2D auf 3D-Scannung umschlägt. Und da die Bild dieses Gerät mit 4.900,00 EUR deklariert hat, denke ich mal, dass es wohl eher 3D ist.

    Und zum Thema Datenschutz…

    Wenn es personbezogene Daten wären, die man einscannt, dürfte dieses Unternehmen im Rechtsstaat Deutschland gar nicht agieren…

    Von daher, viel Wind um nichts…

    Ich neutze Biometrie am Laptop selber und finde es toll. Wenn ich mir vorstellen würde, solch eine Technik an der Haustür zu haben, ich würde mich freuen. Hab leider keine 4.900,00 EUR. ;)

    Aber, mehr Sicherheit und auch Bequemlichkeit…

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.