Bei Urheberrechts-Verstössen einfach das Netz kappen?

Heise berichtet über einen Vorschlag des britischen EU-Abgeordneten Christopher Heaton-Harris, wonach die Internetprovider deutlich stärker in den Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen eingespannt werden sollen. Das sind keine neuen Pläne, sondern die Wünsche der Unterhaltungsindustrie zur Urheberrechts – Debatte und unlängst in Frankreich in die Gesetzgebung gebracht. Übrigens wird Frankreich demnächst die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen und da kann man prima „Bande spielen“. Ziel ist, dass Zugangsanbieter netzseitige Filter einbauen, wonach Urheberrechts-Verletzungen gebannt werden sollen. So eine Art chinesische Firewall für unliebsame Inhalte. Und man soll einfach das Internet abschalten. Vollzogen durch die Internetprovider als HIlfs-Polizisten für die Unterhaltungsindustrie. Von uns als Kunden bezahlt.

Man nennt das dann „Förderung der Kulturwirtschaft“ und das trifft die gesamte digitale Gesellschaft. Denn jeder von uns begeht jeden Tag zahlreiche Urheberrechtsverletzungen, wenn man sich produzierend im Netz betätigt. Und das meist zu privaten und nicht-kommerziellen Zwecken. Dafür soll uns zukünftig das Netz entzogen werden. Wenn die Pläne der Unterhaltungsindustrie und der EU Realität werden. Probleme wird es nicht lösen, sondern lediglich eskalieren.

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17 Ergänzungen

  1. Schuss ins Blaue: kommt niemals durch. Académie française und Industrie-Lobbygruppen mögen so Scheiß zwar fordern, dank aktiver Bloggerszene und der Loïc-Sarkozy Bande kommt es aber net durch.

  2. Wenn Frankreich UND Großbritannien dafür sind (Deutschland sowieso), warum sollte so ein Vorschlag nicht durch kommen?

    Und die ISPs werden nur solange Widerstand leisten, wie sie sich davon Vorteile versprechen. In dem Moment, in dem sich Internet- und Medienindustrie (auf welcher Basis auch immer) einigen, spielen Kunden- und Menschenrechte nicht die geringste Rolle.

    Spätestens dann, wenn effektive (im Sinne der Medienindustrie) Filtersysteme, die z.B. über „Wasserzeichen“ die übermittelten Daten identifizieren können, zur Verfügung stehen, werden die ISPs „freiwillig“ filtern.

  3. soso, das Netz entziehen. Einfach ma den Stecker raus nich, und schon verwandel ich mich zu nem guten Kunden, der viel Musik und Filme kauft und so nich?
    Schwachsinn!

    Kann man zwar machen, aber was haben wir schlussendlich? Millionen von Leute ohne Internetzugang die ziemlich sauer sind, auf den Provider und halt eben auch auf die MI/FI.
    Damit ist genau gar niemandem geholfen.

  4. Wie bitte sollen denn verschlüsselte Dateien nach Wasserzeichen oder anderen Indentifikationsmöglichkeiten durchsucht werden?
    Und dass die Verschlüsselung zunehmen wird, ist so sicher wie der nächste Hack des neusten Kopierschutzes.
    Treffen wird es nur die unbedarften und unwissenden User, die eher selten „Urheberrechtsverletzungen“ begehen.

  5. Nun, Frau Seeliger – wie wäre es stattdessen mit fünf niegelnagelneuen Versal-Esszett, Modell U+1E9E ?

  6. Die ISPs reduzieren sich also selbst die Kunden weg? Glaube kaum, dass sich da die Lobby nicht wehrt.

  7. Die ISP’s haben ja nicht nur einen Kunden weniger, sondern auch den ganzen Ärger am Hals. Kappen sie den Kunden, verklagt sie der Kunde. Kappen sie den Kunden nicht, verklagt sie der Rechteinhaber. Da können sie bald mehr Personal in der Rechtsabteilung als im technischen Support beschäftigen. Und wer bezahlt die Leute? Die eben erst gekappten Kunden etwa?

  8. Eines der Grundprobleme bei der Filterung von unverschlüsselten Inhalten ist doch folgendes: Die Filterung muss so scharf sein, dass sie möglichst alle urheberechtlich geschützten Werke erkennt (oder evt. sogar blockt) und nicht leicht zu umgehen ist.
    Nicht geschützte (genauso wie zu Promotionzwecken eingestellte) Werke oder die (noch) legale private Weitergabe an Freunde jedoch nicht beeinträchtigt oder fälschlicherweise als Verstoß (ß für Julia ;)) identifiziert.

    Ich bin nicht technikgläubig genug, dass dieses Dilemma (ähnlich dem des CD-Kopierschutzes: Umgehung fast unmöglich bei gleichzeitiger Abspielbarkeit der CD auf allen CD-Playern)) wirksam aufgehoben werden kann.

    Ich befürchte, dass dieses Vorhaben zu unzähligen (auch unberechtigten) Gerichtsverfahren führen wird.

    Schöne neue Welt.

  9. Zumal es unmöglich erscheinen dürfte einem das Internet wegzunehmen. Man denke an Internet über Satellit und Firmen die nicht in der EU sitzen.
    Es wird einfach zu Chaos und mehr Unruhe in der EU führen sowas durchzusetzen.
    Irgendwann ist jeder Deutsche Kunde bei einem russischen ISP, wenn das so weiter geht ;)

  10. Wenn so etwas durchkommen sollte kann jeder Kunde seinen ISP verklagen weil er ja dann nicht die von ihm bezahlten Leistungen (Zugang zum www) bekommt…

    Sowieso wenn die Weltpolitik die sogenannten großen Herren der Gesellschaft nicht langsam mal merken das sich die Menschen die Bürger nicht mehr verarschen lassen, ich gestehe aber selbst ein ich bin selbst wie eine Ratte die nur noch versucht das sinkende Schiff zu verlassen.

  11. Und jetzt spinnen wir das mal weiter. Die MI und FI geht ja offenbar davon aus, dass dann mehr von ihrem Müll gekauft werden wird. Dann kann man der MI und FI eigentlich nur endgültigen Realitätsverlust attestieren, denn glauben die im Ernst, dass Leute, denen die ans Bein gepisst haben, tatsächlich denen dann noch ihe Geld geben? So gewinnt man keine Kunden.
    Und wenn nun das Internet von der MI/FI erstmal totalüberwacht ist und sämtliche „bösen“ Zugänge abgedreht sind, und die MI/FI dann merken, dass die Leute doch nicht mehr kaufen, was dann? Dann ist das Feinbild weg…. und die Umsätze steigen immer noch nicht.
    Zumal der DVD-Markt schon jetzt bekannterweise boomt, diese Paranoia der MI/FI sowieso lächerlich ist.

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