Zensur-Kollateralschäden bei Arcor

Die Zensur von drei Webseiten mit pornografischem Inhalt durch die Firma Arcor hat kleine Kollateralschäden verursacht. Wie Spiegel-Online berichtet, wurden IP-Adressen zensiert. Und damit eine grosse Menge weiterer Webseiten, die jugendfrei waren und mit dem Inhalt nichts zu tun hatten. Toller Zensur-Aktionismus durch Arcor. Aber das verdeutlicht auch ein wenig die schädlichen Seiten von Internet-Filterungen:

Laut der Adress-Datenbank des Dienstleisters Domaintools.com gehört die IP-Adresse 64.202.189.170 zu einem Server des US-Providers GoDaddy. Unter dieser Adresse sind neben Pirvatamateure.com laut Domaintools aber insgesamt fast 3,5 Millionen einzelne Websites hinterlegt. Unter anderem diese harmlosen Angebote:

* die Bollywood-Fanseite Barathstars
* der Linux-Kernel-Debugger Linice
* der Hersteller von Energieführungen für die Automobilindustrie Kabeltrax
* die W-LAN-Initative Fon-City
* der Industrial Ethernet Kongress

Diese Seiten und andere harmlose Angebote waren bei Tests heute Vormittag von privaten Arcor-Internet-Zugängen im Ruhrgebiet und in Hamburg nicht zu erreichen. Fehlermeldung: „Netzwerk-Zeitüberschreitung“. SPIEGEL-ONLINE-Leser berichteten schon am Wochenende von ähnlichen Zugangs-Problemen aus dem Arcor-Netz.

Arcor hat jetzt verkündet, die Zensur zu beenden: Arcor stoppt den Porno-Filter. Wer noch bei Arcor ist, sollte sich vielleicht mal nach einem anderen Provider umschauen.

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3 Ergänzungen

  1. Arcor hat die Seiten wieder freigegeben. Fürs erste ist das Ziel erreicht. Ich werde allerdings auf Schadensersatz klagen für den Zeitaufwand einen Tor-Zugang zu erstellen, zu testen und und und.

    Ich würde mal sagen ungeübte können da 3-5 Stunden anrechnen, oder sich von befreundeten Systemcracks in Rechnung stellen lassen.

    Sie lernen es nur über das Geld.

  2. Interessant ist beim Spiegel-Artikel, dass Arcor nur von den technischen Problemen mit der Sperrung spricht, aber nicht einmal von rechtlichen. Die Sperrung war wohl offensichtlich nicht von einer staatlichen Stelle angeordnet, sondern von einem deutschen Pornoanbieter erbeten worden. Ob Arcor bei wichtigeren Themen auch so schnell im vorauseilenden Gehorsam einfach Webseiten sperren würde?

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