Wir speichern nicht – We respect your privacy

Der Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung hat heute eine Kampagne für ein anonymes Internet gestartet: „Wir speichern nicht – We respect your privacy“. Mit der Kampagne klärt der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung Anbieter von Internetportalen darüber auf, wie sie ihren Nutzern ein vollständig anonymes Surferlebnis ermöglichen können. Zur Belohnung winkt ein Gütesiegel.

Die im Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung zusammengeschlossenen Bürgerrechtler haben eine Kampagne gestartet, die für das anonyme Angebot von Internetdiensten wirbt. Das Portal der Kampagne, www.wir-speichern-nicht.de, erläutert: „Wie beim Lesen eines Buches oder beim Versenden eines Briefes stellen wir sicher, dass dem Nutzer auch im Internet niemand über die Schulter blicken kann. Nur bei Protokollierungsfreiheit können die Nutzer unbefangen lesen, schreiben und diskutieren. Das nützt nicht nur ihnen (z.B. vertraulich Hilfe suchen bei Anwälten, Ärzten, Drogenberatung, AIDS-Beratung…), sondern allen (z.B. der Politik durch unbefangene Kritik auf die Beine helfen, Missstände anonym gegenüber der Presse aufdecken).“

Anbieter von Internetportalen, Online-Shops, Foren, Blogs und anderen Angeboten finden auf der Kampagnenseite Anleitungen, wie sie ihr Angebot speicherfrei gestalten können. Auf diese Weise könnten sich Anbieter vor Bußgeldern, Klagen und Abmahnungen schützen, erklären die Bürgerrechtler unter Hinweis auf ein aktuelles Urteil, das die Protokollierung von Surfspuren verbietet. „Wer glaubhaft versichern kann, keine IP-Adressen zu speichern, schützt seine Server vor polizeilicher Beschlagnahme und Betriebsunterbrechung“, heißt es weiter.

Hat der Anbieter sein Portal speicherfrei gestaltet, so darf er es mit einem Gütesiegel schmücken, das den Schriftzug trägt: „Wir speichern nicht – We respect your privacy“.

Die Bürgerrechtler hoffen, bald auch dem Bundeskriminalamt das Siegel verleihen zu dürfen. In den letzten Tagen war bekannt geworden, dass das BKA seit 2004 speichert, wer dessen Internetseiten zur „militaten gruppe“ betrachtet hat. Gegen diese Personen sollen nun Ermittlungen eingeleitet werden. „Der Fall verdeutlicht, wie unschuldige Internetsurfer aufgrund einer Vorratsdatenspeicherung in Mitleidenschaft gezogen werden können. Wenn das BKA alle Daten löscht und die Protokollierung künftig deaktiviert, sind wir gerne bereit, ihm unser Siegel zu verleihen“, so der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung.

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16 Ergänzungen

  1. Bis eben habe ich geglaubt, dass das Angebot für das Siegel ans BKA ein Scherz wäre. Jetzt bin ich auf dem neuesten Stand und habe das Popcorn rausgeholt, denn ich bin mir sicher, dass wird lustig zu erfahren, warum das BKA das trotzdem hübsch weitermachen und irgendwie rechtfertigen wird.

  2. ich bezweifle, daß die Betreiber des Arbeitskreises mit Ihrer Aktion einen gute Sache gemacht haben. Jeder Betreiber eines Webauftritts wird nun kriminalisiert und/oder verlangt, daß jeder dafür sorgen kann, daß nicht doch irgendwo die IP-Adresse geloggt wird.

    Der Arbeitskreis nutzt dabei selbst WordPress 2.1 und den Apache. Beiden speichern per default auch die IP-Adressen ihrer Nutzer.
    Ich glaube nicht, daß der Arbeitskreis in der Lage ist, dafür zu sorgen, daß bei ihm selbst keine IP-Adressen erfasst werden.

    Diese Aktion ist Wahnsinn.

  3. Den ersten Schritt hast du ja schonmal geschafft, xwolf und Kommentare für dein Blog abgeschaltet. In deinem Klagelied-Post schreibst du

    Eine weitere Entrechtung der Betreiber von Webauftritten. Es ist den Betreibern von Webauftritten nicht merh erlaubt zu wissen, wer zu Besuch kommt

  4. Mist. Den blockquote-Tag nicht richtig getippt und weg war die zweite Hälfte, die hier noch folgt:

    Außer zum Ausspionieren von Usern, um denen personalisierte Werbung anzubieten, fällt mir da keine gehaltvolle Idee zu ein. Via Nutzerauthentifizierung oder cookies kannst du aber nach wie vor deine Besucher identifizieren.

    Dein Kommentar vermischt hier übrigens das Ergebnisse der Klage mit der Aktion. Auch irgendwie etwas schief, genau wie das Jammern über den Arbeitsaufwand.

  5. Mit „Besuch“ hat das nichts zu tun, sondern eher damit, dass man als Zeitungsverleger auch nicht mitprotokolliert, wer wann welche Teile der Zeitung liest.
    „Besuch“ wäre als Vergleich passend, wenn es um den Zugang zu Server-Accounts o.ä. geht.

    Wer nicht glaubt, dass man auch mit WordPress und Apache die IP-Protokollierung abstellen kann, kann sich gerne die Anleitungen auf der Kampagnenseite ansehen. Es geht. Und die geltende Rechtslage erfordert das sogar.

  6. @Randy: und was resultiert aus Deiner Weltsicht? Dass man schulterzuckend zur Tagesordnung übergeht, oder dass man sein verfassungsmäßiges Recht auf Privatheit einfordert und durch geeignetes Verhalten für eine möglichst schmale Datenspur sorgt? Ich für meinen Teil bemühe mich um letzteres.

  7. Wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe:

    Durch das Schüren von Ängsten lässt sich gut Politik betreiben.

    Der eine sagt:
    Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis terroristische Terroristen eine bombastische Bombe zünden. Aber ich kann Dir helfen, Dich davor zu bewahren: Komm zu mir, zu der guten Seite der Macht!

    Der andere sagt:
    Du wirst überall übermäßig ausgeschnüffelt und durch üble Überwacher tagtäglich total-überwacht. Aber ich kann Dir helfen, Dich davor zu bewahren: Komm zu mir, zu der guten Seite der Macht!

    Traurig, traurig.

    Ciao
    Alvar

  8. Das Deaktivieren des Error-Logs beim Apache ist sehrwohl möglich – eine nette Anfrage beom Hoster und fertig!

    Ich habe mich mit meinem Blog an dieser Aktion beteiligt und als einer der ersten nach eingehender Prüfung auch das Gütesiegel zuerkannt bekommen – so wie ich das sehe, ist bisher noch kein Blog nachgezogen – warum nur?

  9. Naja ein Buch vielleicht nicht, jedoch denke ich nicht das die Regierungen und Geheimdienste einen großen Wert auf solche Gesetze legen, wenn die Informationen brauchen werden die sich diese einfach holen.(Behaupte ich jetzt einfach mal)

  10. IP’s in Logfiles sind personenbezogene Daten? I.d.R. werden die dynamisch vergeben und somit hochgradig zeitabhängig. Namen bekommt man nur über den Zugangs-Provider und das wohl auch nur mit richterlicher Genehmigung. Solange man keine weiteren Daten erhebt (Name, Adresse…) kann das doch kein Problem sein.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.