Verdächtig: Auffällig oft auf Polizei-Seiten surfen

Wer öfters mal auf eine Webseite der Polizei surft, macht sich schon verdächtig. Focus-Online berichtet über einen abstrusen Fall im Zusammenhang mit dem BKA-Honeypot: Polizei verfolgt Online-Besucher.

Offenbar ist dies nicht das erste Mal, dass die Polizei gegen die Besucher der eigenen Webseiten ermittelt. Der Systemadministrator Jan Grewe berichtet FOCUS Online, dass er bereits vor zwei Jahren von der Polizei befragt worden sei. Verdachtsmoment gegen ihn: Er hatte sich zu häufig Informationen über einen Bombenanschlag in Köln angesehen. Bei dem Attentat im Juni 2004 waren in Köln 22 Personen verletzt worden. Täter und Motive sind bis heute unklar.

Ein Jahr nach dem Anschlag bekam Grewe Besuch von zwei Polizeibeamten, die ihn zwei Stunden lang befragten. Erst im Verlauf des Gesprächs erfuhr Grewe, wie die Polizisten auf ihn gestoßen waren. „Sie erklärten mir, ich sei auffällig oft auf den Seiten der Polizei gesurft“, erklärt Grewe. Die Beamten hatte bei Grewes Provider angefragt und so seine Identität feststellen können.

Sein Interesse an dem Fahndungsaufruf der Polizei konnte Grewe recht einfach begründen. Er hatte der Polizei ein Jahr zuvor den entscheidenden Hinweis auf die Überwachungskameras gegeben, die die mutmaßlichen Täter vor der Tat aufgezeichnet hatten. Grewe rechnete sich Chancen auf die Belohnung von 10 000 Euro aus, sollten die Bilder dieser Kameras zur Verhaftung der Täter führen. Nach dem Besuch der Beamten hörte Grewe nichts mehr von der Polizei.

Das klingt ja so, als ob jeder Abonnent eines Polizei-Ticker-Feed automatisch in so ein Raster fallen würde. Denn RSS-Feeds ruft man meist regelmässiger ab und jeweils wird die IP-Adresse gespeichert.

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6 Ergänzungen

  1. Der Logik unserer Ermittlungsbehörden folgend, kann man dann wohl bald Bundestrojaner-Live-CDs beim BKA bestellen. Jetzt neu, die Live-CD, für noch mehr Datenschutz. „Da es eine sog. Life-CD-Romm ist, wird auch keine Softwehr auf ihrem Computer installiert. Das BKA nimmt den Datenschutz nämlich sehr ernst“, meint Jörg Ziercke dazu im Interview.

  2. Die ausführliche Fassung des Berichtes (von Jan Grewe selber) ist hier (Nr. 8). Es muss also eigentlich heissen: „Der Systemadministrator Jan Grewe berichtet dem Lawblog…“ ;-)

  3. Böse Bürger

    Alle sind böse. Egal was sie tun. immer böse, böse, böse…
    aber doch nicht das e-government 2.0 (siehe bundesregierung)?

    wofür steht eigentlich e-government 2.0?
    evil-government2.0 oder ego-government2.0 oder was?
    immerhin haben sie es geschafft, dass sehr viele bürger mittlerweile viel mehr angst vor schäubles e-government2.0 haben als vor terroristen.

    hier noch ein tip:
    wie werde ich germanys „top most wanted 2007“?
    ganz einfach. alle möglichen regierungsnewsletters abbonieren. zusätzlich die vom fbi, cia und weisses haus.
    (fbi.gov – cia.gov – whitehouse.gov)
    evtl. noch nasa.gov für die übersicht.

    auf die tour kann man sich ja mit öffentlich zugänglichen informationen einen schönen überblick schaffen. wie der bnd.

    damit sollte man es leicht schaffen, in die engste auswahl der bösen bürger zu kommen.

    ……

    was ist eigentlich los? das sind deutliche hinweise auf machenschafften die wir schon einmal hatten.

    alle sind böse!

    nformationsfreiheit (veröffentlichung und beschaffung) wurde von intelligenten menschen unter besonderen schutz gestellt.
    das schaffen wir doch lieber ab oder noch besser: stellen was ins netz und wer es sich ansieht: böse, böse, böse…

    und was machen die wirklich bösen – und die, die einfach keine lust haben sich belauschen zu lassen?

    wie immer – die wissen wie man sich schützt. auch böse.

    also jeder ist böse – auch firmen, die ihre geschäftsgeheimnisse nicht auf die straße legen wollen, journalisten, lieschen müller… ALLE

    ich natürlich auch. wie kann ich mich hinstellen und nörgeln, wenn e-government 2.0 singt:

    da simmer dabei un dat ist pri-hi-mahh

  4. eigentlich noch geiler, jetzt habe ich einen viel besseren grund mich mit behörden online nicht auseinandersetzen zu wollen als den bundestrojaner.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.