Neues von der CDU-Front: Schiessport im Schulunterricht?

Ist zwar einen Monat alt, aber hatten wir hier noch nicht. Wie schizophren ist das denn: Die CDU-Politikerin Astrid Vockert, Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages und Schirmherrin des Nordwestdeutschen Schützenbundes „macht sich dafür stark, dass Schießen zum Schulfach wird. Der Schießsport fördere die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit von jungen Menschen.“ Ihre Landesregierung setzt sich momentan am mit am stärksten in einem Kulturkampf dafür ein, dass sogenannte „Killerspiele“ verboten werden.

Dadurch ist in Berlin auch erstmal eine Boulevardblatt-Diskussion entstanden:

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) lehnt Schießsport in der Schule nicht grundsätzlich ab: „Schießen ist eine olympische Sportübung“, sagte er der B.Z.. „Sofern verantwortungsvoll damit umgegangen wird, kann man gegen diese Sportart nichts sagen.“

Aber nicht alle finden das toll. Es gibt viel coolere Sportarten für den Unterricht. Sticken zum Beispiel:

Berlins GEW-Chefin Rose-Marie Seggelke: „Mit Schusswaffen in Schulen zu hantieren, ist völlig daneben.“ Sie schlägt stattdessen vor, dass Schüler in Arbeitsgemeinschaften Hobbies wie Sticken oder Billard lernen sollen. Seggelke: „Billard erfordert eine extreme Konzentration, um ein Ziel anzupeilen. Auch die Nadelarbeit beim Sticken einer Kreuzstichdecke fördert die Konzentration.“

Counterstrike sollte mal schnell olympischen Status bekommen.

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14 Ergänzungen

  1. Die CDU denkt fortschrittlich:
    Bilden wir unsere potentiellen Amokläufer doch in der Schule aus, dann kennen wir ihre Schwächen. ;)

  2. No Chance. Der Deutsche Olympische Sportbund lehnt Computerspiele wegen mangelnder motorischer Aktivität ab.

    Schach ist nur aus traditionellen gründen im DSOB vertreten.

  3. Was für Drogen haben die bitteschön genommen?

    Ich bin dafür das schiessen in der Schule geübt wird, um sich besser gegen Amokläufer verteidigen zu können!!! ;)

  4. Als ein Schüler, der tatsächlich Stricken gelernt hat, kann ich treffsicher berichten, dass es die Konzentration nicht fördert. In keinem Unterricht sind die Schüler so abgelenkt wie eben dort.

    Zum Schieß“sport“ braucht man gar nichts mehr sagen. Das steht für sich selbst…

  5. Folgen wir der amerikanischen Version:
    Jeder Schüler wird im Umgang ausgebildet, und jede Klasse kriegt so viele Waffen wie sie Schüler hat – ergo läuft keiner mehr Amok :-/

    Man, so ein Vorschlag kann echt nur aus Politikerkreisen mit Lobbybeteiligung kommen

  6. @Simon Columbus: Sticken, nicht Stricken. Kann ich mir gut vorstellen in Verbindung mit Kunstunterricht und Politischer Bildung. Picassos „Guernica“ in 8x4m in Gobelin-Kreuzstich. Damit hat man die Blagen für die nächsten 10 Jahre von der Straße.

    Übrigens – falls Schießsport überhaupt in Erwägung gezogen werden sollte, dann allenfalls als Bogenschießen. Vielleicht sogar in Verbindung mit Bogenbau. Da könnte man gleich mehrere positive Fähigkeiten mit ausbilden.

  7. Also ich habe während meiner Schulzeit in einer Kyffhäuser-Kameradschaft Luftgewehr und Luftpistole geschossen und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass es mir ebenso wenig geschadet hat, wie das mehrfache spielen von sogenannten Killerspielen. Ich habe das schießen und die hohe Konzentration dabei immer als sehr entspannend empfunden. Der wesentliche Denkfehler an der ganzen Geschichte ist nicht der Schießsport an sich, sondern viel mehr dieses einseitige Denken in Schubladen der Frau Vockert. Was einer Person (unter anderem auch mir) gut tut/tat, muss anderen Personen noch lange nicht gut tun. Kinder müssen individuell gefördert und gefordert werden und net alle samt nach Schema X und DIN Norm Y über einen Kamm geschert werden. So lange man weiterhin versucht alle Schüler gleichzuschalten und sie dabei nur in drei Kategorien unterteilt („sehr gut, aus dir KÖNNTE mal was werden“ = Gymnasium, „naja, passt schon“ = Realschule und „du bist für die Drecksarbeit gut“ = Hauptschule) wird das nichts mit Frieden auf dem Schulhof und einer Gesellschaft mit Chancengerechtigkeit.

  8. also ich bin grundsätzlich dafür. ich bin selber aktiv im schützenverein vertreten und verstehe die ganze aufregung nicht. was soll daran sooo schlecht sein ? so kann man den teenies wenigstens den richtigen umgang erklären (das es eine waffe und kein spielzeug ist!!) die konzetration wird gefördert und vielleicht treten auch manche in einen verein ein.

  9. AP bringt heute, 02. Sep 12:33, ergänzt 13:33:

    Im Bundesinnenministerium gibt es Überlegungen, das Waffenrecht zu lockern. Sportschützen soll es künftig erlaubt sein, bereits mit 18 Jahren eine großkalibrige Waffe zu kaufen.
    Innenminister Schäuble will Waffenrecht lockern

    Im Bundesinnenministerium gibt es Überlegungen, das Waffenrecht zu lockern. Sportschützen soll es künftig erlaubt sein, bereits mit 18 Jahren eine großkalibrige Waffe zu kaufen.
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    Rund fünfeinhalb Jahre nach dem Amoklauf von Erfurt will die Bundesregierung das Waffenrecht wieder lockern. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Stefan Kaller, bestätigte am Sonntag einen «Spiegel»-Bericht, wonach das Mindestalter für bestimmte Schützen und bestimmte Waffen wieder von 21 auf 18 Jahre gesenkt werden soll.

    Sollte das Gesetz wie vom Ministerium geplant im April 2008 in der geänderten Form in Kraft treten, würde es Schützen ab 18 sogar erleichtert, sich stattliche Waffenarsenale anzulegen, heißt es im «Spiegel». Denn anders als bisher dürften sie sich dann auch Pistolen und Gewehre zulegen, mit denen im eigenen Verein gar nicht geschossen werde.

  10. Na da sind die Meinungen aber verschieden.
    Aber alle schauen bei den Übertragungen der Olympischen Spiele auch die Schießwettbewerbe an und wenn ein deutscher Sportler Olympiasieger wird jubeln alle.
    Hat schon mal einer darüber nachgedacht wie viele verletzungen – Knochenbrüche usw. beim Fußball vorkommen? Wie viele der „Idole“ der Nation wegen Unsportlichkeiten vom Platz gestellt werden? Bei manchen Zweikämpfen kann man sicher von versuchter Körperverletzung sprechen. Wollen wir Fußball nicht auch verbieten?

  11. Das Schubladen denken ist wohl weitverbreiteter als man denkt. Ein Beispiel ist diese Kommentarhistorie. Nach dem Fussballbund sind die Schützen die größte Gruppierung – somit müssten laut diesen Kommentaren 1,5 mio. Deutsche Killer sein???
    Ich als Sportschütze und lizensierter Trainer (sowas was viele Fußballvereine nicht haben) heiße den Vorschlag auch nicht gut. Warum? Die armen Lehrer sind bereits jetzt überfordert und dieses „neue Fach“ würde aufgrund der Komplexität das Ganze sprengen. Eine erfahrene Person, wie sie in den meisten Vereinen zu finden ist, ist Voraussetzung.
    Eine wasserdichte Studie beweist, dass die Konzentrationsfähigkeit bei Sportarten wie dem Schießen nachweislich steigt. Das kann in Zeiten der PISA-Studien doch nur helfen, oder?
    Auch die Sicherheitsaspekt kommt sicher nicht zu kurz. Darüber hinaus ist das Verletzungsrisiko äußerst gering. Auch das (körperschädliche) Doping ist so gut wie nicht vorhanden!

    Wenn man die Schule sicherer machen möchte, schlage ich den Kochunterricht auch zu verbieten – schliesslich fallen die meisten Messer (Klinge >5cm) wie die Gewehre und Pistolen unter das Waffengesetz…

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.