Kehrtwende bei Apple: iTMS bald ohne DRM?

Steve Jobs denkt laut darüber nach, DRM fallenzulassen, da es nicht funktioniere:

The third alternative is to abolish DRMs entirely. Imagine a world where every online store sells DRM-free music encoded in open licensable formats. In such a world, any player can play music purchased from any store, and any store can sell music which is playable on all players. This is clearly the best alternative for consumers, and Apple would embrace it in a heartbeat. If the big four music companies would license Apple their music without the requirement that it be protected with a DRM, we would switch to selling only DRM-free music on our iTunes store. Every iPod ever made will play this DRM-free music.

Jobs weist natürlich eine Mitschuld seitens Apple von sich, fordert aber die Verbraucher dazu auf, sich gegen DRM stark zu machen:

Much of the concern over DRM systems has arisen in European countries.  Perhaps those unhappy with the current situation should redirect their energies towards persuading the music companies to sell their music DRM-free.  For Europeans, two and a half of the big four music companies are located right in their backyard.  The largest, Universal, is 100% owned by Vivendi, a French company.  EMI is a British company, and Sony BMG is 50% owned by Bertelsmann, a German company.  Convincing them to license their music to Apple and others DRM-free will create a truly interoperable music marketplace.  Apple will embrace this wholeheartedly.

Steve Jobs – Thoughts on Music

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7 Ergänzungen

  1. Sorry Philip, mit deiner Überschrift gibst Du die Kernaussage(n) von Jobs falsch wieder. Es geht NICHT um eine „Kehrtwende bei Apple“. Apple hat schon immer gesagt, dass DRM bei iTunes nur wegen der Lizenzbedingungen der Phonokonzerne eingesetzt wird.

    Mit seinen Gedanken reagiert Jobs offenkundig auf die Initiativen europäischer Verbraucherverbände gegen das DRM-System FairPlay von Apple. Dabei:verfolgt er zwei Ziele:

    1. Den Druck von Apple weg auf die Phonokonzerne zu verlagern.
    2. Die Bedeutung der von den Verbraucherverbänden – zu Recht – kritisierten Einschränkungen herunterzuspielen („nur drei Prozent der auf iPods gespeicherten Musiktitel wurden bei iTunes gekauft / sind kopiergeschützt).

    Wie weit Punkt 2 die Gerichte überzeugen wird, kann ich nicht beurteilen, mit Punkt 1 hat Jobs auf jeden Fall einen Volltreffer gelandet.

    Schon die Reaktion der RIAA, die es begrüßt, dass Apple die Lizenzierung von FairPlay angeboten habe, ist köstlich …

  2. Hallo Dieter,

    ob Apple hinter ihrem DRM stehen oder nicht, ist für die Formulierung „Kehrtwende“ vollkommen egal — sollte Apple im iTMS in Zukunft Songs ohne DRM verkaufen, ist das eine Wende, egal mit welcher Motivation.

    Darüberhinaus ist mein Informationsstand nicht, dass Apple „schon immer“ DRM nur wegen der Forderungen der MI einsetzt. Ich zitiere mal aus diesem Artikel der New York Times:

    But when the same tracks are sold by the iTunes Music Store, Apple insists on attaching FairPlay copy protection that limits their use to only one portable player, the iPod. Terry McBride, Nettwerk’s chief executive, said that the artists initially required Apple to use copy protection, but that this was no longer the case. At this point, he said, copy protection serves only Apple’s interests.

    Josh Bernoff, a principal analyst at Forrester Research, agreed, saying copy protection “just locks people into Apple.” He said he had recently asked Apple when the company would remove copy protection and was told, “We see no need to do so.”

  3. Sorry aber das ist kein Argument. (Und deine Semantik macht auch nur bedingt Sinn.) Nur weil ein Label kein DRM (mehr) will, kann man sowas doch nicht ableiten.

    Apple will, und das zu recht, entweder DRM für alles im Music Store oder für nichts. Alles andere wäre für Benutzer ziemlich nervig und verwirrend.

  4. Das ist doch alles nur ein Fake. Ich weiß gar nicht, warum Apple dauernd heilig gesprochen wird. Apple verdient sehr viel Geld mit ihrem geschlossenen DRM-Ökosystem. Diese Aussage von Jobs dient allein dem Zweck, Apple aus der Schußlinie zu nehmen und das (Heiligen)image zu schützen, dass für ihre Trendprodukte notwendig ist.
    Wenn Apple tatsächlich gegen DRM wäre, würden sie bereits heute mp3s von Labels verkaufen, die dazu bereit sind. Dies tut Apple aber gerade nicht. Es geht hier einzig und allein darum, die Schuld an DRM von Apple auf die sowieso unpopuläre Musikindustrie abzuschieben und klammheimlich weiter damit Geld zu scheffeln. Auf Dauer kann man aber nicht „cool“ sein und auf der anderen Seite DRM-Zeug verkaufen. Longbow4u

  5. Hi Philip,

    Du schreibst:
    „ob Apple hinter ihrem DRM stehen oder nicht, ist für die Formulierung „Kehrtwende“ vollkommen egal – sollte Apple im iTMS in Zukunft Songs ohne DRM verkaufen, ist das eine Wende, egal mit welcher Motivation.“

    Vollkommen richtig! Nur, wie Dein Hinweis auf die bei Terry McBride unter Vertrag stehenden Künstler zeigt – und das gilt auch für alle anderen (unabhängigen) Labels, deren Songs bei z. B. eMusic ohne und bei iTunes mit DRM erhältlich sind, hat sich an der Position von Jobs / Apple gerade NICHTS geändert. Sonst könnte iTunes schon lange DRM-freie Songs verkaufen.

    Jobs geht es darum zu verhindern, dass spezielle Regeln für Apple aufgestellt werden:
    „With the stunning global success of Apple’s iPod music player and iTunes online music store, some have called for Apple to “open” the digital rights management (DRM) system (…)“

    Deshalb beschwört er pathetisch eine DRM-freie Welt:
    „IMAGINE (Anspielung auf John Lennon, die Beatles) a world where EVERY online store (…) ANY player can play music purchased from ANY store (…) and ANY store can sell music which is playable on ANY players. (…) Apple WOULD embrace IT in a heartbeat.“
    Im Klartext: WENN alle anderen ihre DRM-Systeme abschaffen, DANN gibt auch Apple auch FairPlay.

    Ich finde in dem Text jedenfalls keinerlei Indizien für eine „Kehrtwende“. Jobs vertritt genau die Position, die er schon immer hatte. Schuld sind die Phonokonzerne (und da hat er auch Recht! Der Einsatz von DRM war 2002/03 die zentrale Forderung der RIAA bei den Lizenzverhandlungen mit Apple):
    „IF the big four music companies would license Apple their music without the requirement that it be protected with a DRM, we WOULD switch to selling only DRM-free music on our iTunes store.“

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.