Facebook überwacht trotz Opt-Out – und behauptet das Gegenteil

Die in den USA sehr populäre Social-Networking-Plattform Facebook hat in den letzten Wochen ja einige Prügel bezogen wegen zwei Neuerungen, durch die die Privatsphäre der Nutzer massiv eingeschränkt worden war: „Social Ads“, wo Leute ungefragt in Werbeanzeigen eingeblendet werden, und „Beacon“, wodurch die Kontakte eines Nutzers erfahren, was er sonst überall im Netz so treibt. Sogar die Aktivisten-Plattform Moveon.org hatte einen Aufruf dagegen gestartet. Facebook hat daraufhin halbherzig zurückgerudert und eine mühsame Opt-Out-Möglichkeit eingebaut.

Und was kommt jetzt raus? Sie speichern lustig weiter, was ihre User so auf den vielen Partnerseiten machen, nur dass denen das weder verraten noch angezeigt wird. Sie überwachen den User übrigens auch dann noch, wenn er sich bei Facebook ausloggt (deutsche Kurzfassung bei heise).

Ich bin ja mal gespannt, ob das jetzt der Todesstoß war. Cory Doctorow hat kürzlich übrigens sehr schön analysiert, warum solche Plattformen auch dann Probleme kriegen, wenn die Mitglieder nicht weglaufen, sondern wenn sie zuviele Nutzer haben:

Facebook and other social networks have built-in self-destructs: They make it easy for you to be found by the people you’re looking to avoid.

Mehr Infos und Gedanken zum Thema hier, hier und hier, und wer zum Thema Social Networking schlaue Überlegungen lesen will, kommt ohnehin um Fred Stutzmans Blog nicht herum.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

11 Ergänzungen

  1. Also zu dem Artikel von Cory Doctorow muss man sagen, wie viele Leute interessieren sich denn wirklich 0,0 für Datenschutz und wissen oftmals nichtmal was im Internet heutzutage möglich ist ? Ich würde behaupten trotz einiger Artikel in den Medien zu dem Thema, interessiert es viele Leute nicht, stört es viele Leute nicht und die machen dann glaube ich den größeren Teil bei den Socialnetworks aus und der Rest schaut halt inwieweit er seine Daten soweit wie möglich anonymisiert, weil man will / muss / soll ja auch irgendwie dabei sein und will wissen was am Wochenende abgeht will gepokt/gegruschelt werden oder was auch immer.

  2. Robo47: Cory argumentiert ja gerade nicht vom Datenschutz her, sondern davon, dass man einfach mit bestimmten Leuten nichts zu tun haben will, unabhängig davon ob StudiVZ oder Facebook einem beim Gruscheln über die Schulter blickt. Ich gehe auch lieber in kleine Läden, wo meine Peers sind, als in eine Mainstream-Kneipe oder Disco, wo sich vielleicht Leute rumtreiben, die ich nicht sehen will, aber die mir peinlicherweise um den Hals fallen könnten:
    Person X: „Kreisch – hey Ralf, wir haben uns ja eeeewig nicht gesehen!“
    Ich: *Und das war auch gut so. Verdammt, wie werde ich diese Dumpfbacke wieder los?*

  3. Ich würde die Firma wählen, die ihren Code als Freie Software (mit einem großem F) veröffentlicht und auch sonst auf offene Standards setzt. Tja, dann muss mein „soziales Netzwerk“ halt aus Jabber und Blogs bestehen.

  4. Das ist mir auch passiert. Ich habe mich mal bei dem Verein angemeldet und auf einmal einen Haufen Einladungen von Bekannten usw. Woher weiß Facebook, wen ich kenne und wem ich geschrieben habe? Sind wir mittlerweile bei Beutewelt gelandet?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.