Beruferaten: Was ist eigentlich ein Chief Information Officer?

Hans Bernhard Beus soll Chief Information Officer oder kurz CIO werden. Damit gemeint zu sein, scheint ein Beauftrager der Regierung für Informationstechnik. Beus soll somit vor allem IT-Fragen für den Bund mit Ländern, Kommunen und Wirtschaftsverbänden koordinieren. Die Initative D21 der Regierung hatte die Einrichtung einer solchen Stelle bereits vor einiger Zeit gefordert. Man wollte aber (vermutlich) nicht, dass eine „Schwangerschaftsvertretung aus dem Kanzleramt“ diese Stelle übernimmt.

Heise: Ein „Bundes-CIO“ solls tatsächlich (fast) werden…

Wirtschaftsvertretungen wie die IT-Branchenvereinigung Bitkom oder der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) haben das neue Konzept der Bundesregierung für eine bessere IT-Koordination kritisiert. „Der Bundes-CIO ist eine Lutschpastille“, meint BVMW-Wirtschaftssenator Michael Müller. Der vom Bundeskabinett am Mittwoch verabschiedete Kompromissvorschlag, eine dreiköpfige Steuergruppe unter dem Vorsitz eines „IT-Beauftragten der Bundesregierung“ einzusetzen, sei „reine Placebo-Politik“.

Und weil das nocht nicht Kritik sein könnte, geht es noch weiter…

Als „fragwürdig“ bezeichnet Müller auch die Rolle von McKinsey als Haus- und Hofberater des Bundes. „Für schrecklich viel Geld saßen und sitzen die teuren Nadelstreifenjungs im Bundesinnenministerium, und jedes Bund-Online-Projekt hat einen eigenen McKinsey-Berater. Da sei es völlig unverständlich, dass es eine zweite Studie aus dem Consulting-Haus gebraucht habe, um die Installation eines Bundes-CIO vorzuschlagen.

Hilfreicher wäre es vielleicht zunächst, sich die Idee des „CTO“ aus den USA zu klauen. So stellt sich Obama unter einem CTO einen Amtsträger vor, der  Medienkompetenz und Transparenz in der Administration fördern soll:

The CTO’s mandate under the plan is significantly different from the cybersecurity czar position created by the Bush administration. The CTO’s main responsibility would be to ensure the government holds open meetings and records live Webcasts of those meetings, and that blogging software, wikis (Web site pages where multiple people can edit a document at the same time) and open comments be used to communicate policies with Americans.

Gerade in Bezug auf die „Nadelstreifenjungs“.

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9 Ergänzungen

  1. Markus, du möchtest damit sagen, dass sich die deutschen (Bitkom und Regierung) doch lieber ein Beispiel am scheinbaren Vorbild USA nehmen sollen? In Bezug auf die Offenheit des Verfahrens? Weil Webcasts und Mitschnitte die Transparenz fördern, zumindest für die

    Dann hast Du was in den falschen Hals gekriegt. Bitkom et al. haben sich doch nur darüber beschwert, dass weder Microsoft als Vertragspartner schon jetzt feststeht, noch ausgeschlossen wird, dass die Bundesministerien des Innern und das Auswärtige Amt ein Vorbild werden können. Statt mit gefährlichen, noch als Placebos abqualifizierten, ehrlichen Lösungen wollen die Jungs aus der Industrie doch lieber mit den anderen Großen ihres gleichen kuscheln lassen, statt mit Tuxen balzen. ;-)

  2. @ Schrieb Schrieb

    nö, ich wollte eigentlich nur mehr Offenheit im Verfahren anmahnen, das Beispiel aus der USA ist ja dort auch keine Realität, sondern nur ein Vorschlag.

  3. schrecklich, daß wieder ein jurist ein spitzenamt bekommt. noch schrecklicher, daß sich naturwissenschaftler , ingenieure und techniker nicht allmählich zu einer wirksamen politischen lobby zusammentun, um gegen die juristendominanz in wirtschaft und politik anzugehen. immerhin, die kanzlerin ist physikerin, o.lafontaine ebenfalls.
    tut endlich etwas.

  4. die kanzlerin ist physikerin

    … und geistige kollegin von schäuble, jung usw. – sonst hätten die längst die hand vor den mund oder ihren hut nehmen müssen.

    die anzahl der juristen ist sicher nicht das problem, das massive demoktratiedefizit gepaart mit widerwärtigstem populismus schon eher.

  5. was erlehmann sagt, trifft noch besser den nagel auf den kopf. meine juristenschelte ist traumatisch als folge 30.-jähriger beruflicher tätigkeit als dipl.-ing. in einer verwaltung, der stets ein juristisch vorgebildeter präsident vorstand.meine im laufe der jahre doch recht zahlreichen juristischen vorgesetzen dünkten sich stets etwas besseres, da konnte ich leisten, was ich wollte. diese arroganz habe ich gehaßt.

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