Überwachungswahn: Bei Flugangst nicht auf die Toilette gehen und beten

Zum fünften Jahrestag der Anschläge vom 11. September scheinen gerade alle durchzudrehen. Überwachungsminister Schäuble phantasiert davon, dass man Sprengstoff vom Hubschrauber aus erkennen kann. Was hat der denn geraucht?

Forscher von British Aerospace Systems (BAE) verbraten derweil 24 Millionen Euro unserer Steuergelder, um im Auftrag der EU per Computer künftig Flugzeugpassagiere zu belauschen.

Um ein terrorsicheres Flugzeug zu schaffen, sollen in Zukunft die Gespräche und Bewegungen von Flugpassagieren von Computern überwacht werden. Europäische Wissenschaftler arbeiten an einer Technologie, die Mikrophon- und Kameraaufnahmen aus dem Flugzeug an einen Computer übermittelt. Der Rechner ist darauf spezialisiert, verdächtiges Verhalten zu entdecken. (…) „Auffällig ist jemand, der nervös wirkt oder unerlaubt aufsteht. Sollte jemand aussehen, als ob er betet, können die Mikrophone bestimmte Schlüsselworte erkennen.“

Aber es kommt noch besser:
In jedem Fall würden die Kameras und Mikrophone auf den Toiletten installiert, denn dort würden Terroristen im Ernstfall ihre Bomben zusammenbauen.

Die Realität überholt die Satire.
Abgesehen davon, dass ic mich langsam frage, wie weit die es treiben können mit ihrem Sicherheits-Wahnsinn: Diese Versuche der Terrorabwehr setzen am falschen Ende an. Wenn Flugzeuge und Bahnen totalüberwacht werden, nehmen die Terroristen eben das nächste Mal eine Einkaufspassage oder eine Universität als Ziel oder stellen statt eines Koffers einfach ein Auto mit Sprengstoff irgendwo ab. Wer auf solche Szenarien setzt, wird in 99% der Fälle daneben liegen und unnötig Geld verbrennen, Fahrgäste durch Kontrollen und Schikanen nerven und eine Überwachungsgesellschaft bauen. Bruce Schneier sagt es mal wieder am besten:

Rather than spending money on airline security, or sports stadium security — measures that require us to guess the plot correctly in order to be effective — we’re better off spending money on measures that are effective regardless of the plot.

Schäuble via | BAE via

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7 Ergänzungen

  1. Unsere Politiker scheinen nicht zu begreifen, dass genau dass von Schneier angesprochene das Problem ist. Worauf soll ich mich vorbereiten? Okay, ich mache Flugzeuge „Terroristensicher“. Dann sind Flugzeuge als Ziele eben verbrannt… wo sie doch so spektakulär abstürzen. Aber was soll’s, wie haben ja noch die Bahn, die U-Bahn, Sportveranstalltungen, Kaufhäuser und Einkaufspassagen, Hotels… diese Liste ließe sich beliebig erweitern. Und ich habe mir noch nichtmal ausgedacht, was man hier alles spektakuläres veranstalten könnte… aber dazu hatte Bruce Schneier ja auch schon aufgerufen, in seinem Wettbewerb zum „schönsten“ Movie-Plot-Scenario.
    Aber solange wir so exzellente Politiker wie Herrn Schäuble haben, habe ich mehr Angst vor unseren Politikern (oder vor dem Auto das gerade auf den Zebrastreifen zufährt, den ich überqueren möchte) als vor einem Terroranschlag.

  2. > und unnötig Geld verbrennen

    Was für denen einen unnötig verbratenes Geld, ist für den anderen ein neues Geschäftsfeld mit dem sich prima Geld verdienen läßt… ^^ Wie war nochmal der deutsche Begriff für pork barrel politics?

    Ich gehe jetzt besser nochmal ein paar Patente anmelden. Wenn schon alle Freieheiten den Bach runter gehen, will ich dabei wenigstens noch ein wenig mitverdienen…

  3. Ich bin fest davon überzeugt dass es gar nicht um mehr Sicherheit und Terrorbekämpfung geht. Die Menschen sollen mit der Terror Angst eingeschüchtert werden und daran glauben dass solche Maßnahmen notwendig sind. In Wirklichkeit geht es nur darum, eine totalitäre Überwachung zu installieren, damit die Herrenmenschen dieser Welt uns in der Hand haben, weil die uns zurück in die „Sklaverei“ bringen wollen, total kontrollieren wollen. Wir sollten diese Vorgänge sehr ernst nehmen, da unsere Freiheit ernsthaft in Gefahr ist. Es ist nicht all zulange her, da wurde mit ähnlichen Methoden gearbeitet, wie´s ausgegangen ist wissen wir heute alle. Da Demos heute out sind sollten wir uns auf Verfassungsbeschwerden konzentrieren. Hier ein Link zur Teilnahme an einer Verfassungsbeschwerde gegen die
    geplante Vorratsdatenspeicherung. Kostet nur 3 Minuten Zeit und eine Briefmarke.

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