Überraschung: Post von der GVU

Amüsantes zum Nachmittag. Das kam gerade per Mail rein:

Sehr geehrter Herr Markus Beckedahl,

wir haben festgestellt, dass sich ein User auf netzpolitik.org unter dem Pseudonym ’GVU Mitarbeiter’ an der Diskussion zum Thema „GEMA Podcasting-Tarif angekündigt“ beteiligte. Da wir unsere Organisationspolitik durch dieses Statement nicht korrekt vertreten sehen, möchten wir natürlich zunächst wissen, ob es sich bei besagtem User tatsächlich um einen GVU Mitarbeiter handelt (auch sein Link verweist schließlich auf unsere Homepage). Können Sie uns irgendwelche Informationen zu dem betreffenden User geben? Wir wären Ihnen dafür sehr dankbar, da wir die Meldung nicht so stehen lassen möchten und diese auch gern ganz von der Seite nehmen lassen würden. Falls der Eintrag entfernt werden kann, sollte allerdings noch an entsprechender Stelle der Hinweis zu finden sein, dass sich vor kurzem hier ein Eintrag von ’GVU Mitarbeiter’ befand, der (eventuell) aufgrund nicht zu klärender Autorenschaft von der Seite genommen wurde.

Hier die genaue Adresse:

http://www.netzpolitik.org/2006/gema-podcasting-tarif-angekundigt/#comments

Danke und Mit freundlichen Grüßen,
Marten Böttcher
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
GVU – Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V.

Woher soll ich denn wissen, wer bei der GVU arbeitet und wer hier als GVU kommentiert? Theoretisch könnte man ja auch davon ausgehen, dass diese Mail gefakt sein könnte. (Was ich aber jetzt mal nicht annehme).

Deswegen eine werte Frage an das Publikum: Was mache ich jetzt mit dem Kommentar?

Möglichkeit a: So stehen lassen und abwarten.
Möglichkeit b: Löschen
Möglichkeit c: Name des unbekannten Kommentators abändern in „Kein GVU-Mitarbeiter“
Möglichkeit d: Kommentar ergänzen um das GVU-Statement

Instinktiv würde ich mich gerade wahlweise für Möglichkeit c) oder d) entscheiden. Aber mich würde etwas Feedback erstmal freuen. Ist immerhin das erste Mal, dass hier jemand Externes wegen der Löschung eines Kommentars nachfragt und dann gleich von „dieser“ Organisation.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

26 Ergänzungen

  1. Ich bin für Variante c) Änderung des Namens in "GVU Mitarbeiter (unbestätigt)" und die Notation des Schreibens als weiteren Kommentar zu dem betreffenden Artikel.

  2. Da ich schuld an dieser Mail bin – ich persönlich tendiere für c + d – einfach aus der Tatsache heraus, dass im Namen der GVU rumgetrollt worden ist. Sollte tatsächlich einer der Mitarbeiter verantwortlich sein, regeln die das eh intern.

    "Wir werden prüfen, in wie weit dieses Statement mit einem unserer Mitarbeiter in Verbindung zu bringen ist, sind aber grundsätzlich der Meinung, dass sich auch Mitarbeiter der GVU nicht als solche privat mit der Bezeichnung ’GVU Mitarbeiter’ an einer solchen Diskussion beteiligen sollten. Von der inhaltlichen Aussage der Meldung natürlich ganz abgesehen."

    Kam nämlich bei mir an. Man kann über und mit der GVU sicher diskutieren, aber das gibt trotz allem niemandem das Recht unter falscher Flagge solche Aussagen zu treffen. Von daher hielt ich es für sehr angebracht mal ein Statement einzuholen.

  3. Ich denke auch, dass Möglichkeit d, eventuell in Kombination mit c, die geeignete Lößung ist. Möglichkeit a ist etwas zu provozierend, und b ist nicht akzeptabel. Dass es im Internet nicht wirklich möglich ist, die Identität festzustellen sollte der GVU eigentlich bekannt sein, deshalb verstehe ich nicht, warum sie in der Mail nach solchen Informationen fragen…

    — roman

  4. Ich würde vorrangig an eine Art Gegendarstellungs- oder Widerrufsanspruch denken.

    Gegendarstellung auf Webseiten

    http://www.dfn.de/content/beratung/rechtimdfn/archiv0/gegendarstellungen/

    Gegendarstellungsanspruch im Internet

    http://www.sakowski.de/onl-r/onl-r47.html

    Gegendarstellung im Internet

    http://www.rechtsanwalt.de/gegendarstellung.html

    Der Widerrufsanspruch im Internet

    http://www.jurpc.de/aufsatz/20010120.htm

    Landgericht Düsseldorf
    Beschluss vom 29. April 1998
    AZ.: 12 O 132-98

    Gegendarstellung im Internet

    http://www.netlaw.de/urteile/lgd_04.htm

  5. Lösung: c+d. Den Muckel umbenennen und begründung hinten dran.

    Übrigens schön zu sehen, dass auch die GVU hier mitliest ;-)

  6. Hab gerade ienen Kommentar gelöscht. Wer der GVU Korruption vorwerfen möchte, kann diese gerne bei den Trolls im Heise-Forum oder in seinem eigenen Blog tun. Das Wort "Korrupt" schreibt man übrigens nicht mit zwei "u"s.

  7. Ich würde auch c und d kombinieren.

    Wobei es theoretisch ja auch sein könnte, daß die eMail ebenfalls nicht von der GVU stammt – nur so mal als Gedanke.

    Btw.: Danke an RA Michael Seidlitz für die Links zum Thema Gegendarstellung.

  8. Ich bin auch für eine Kombination aus Lösung c und d. Einfach Kommentare löschen ist unfein und da nicht nachgeprüft werden kann, ob er wirklich von der GVU ist, sollte diese Unklarheit über den Autor des Kommentar erkennbar gemacht werden.

  9. @tboley: Da ich derjenige war, der die GVU mit der Nase auf den Kommentar gestubst hatte, bekam ich wie oben schon gesagt auch Post. Einige Zeit nachdem mein Impressum von deren Gateway besucht wurde. Der Header scheint eindeutig und nicht gefälscht, so das ich von Echtheit der Mails ausgehe.

    Received: from COMSERVER.gvu.de (gw.gvu.de [213.39.244.82])

    Wie gesagt, ich fands einfach fair, die GVU wenigstens mal drauf hinzuweisen.

  10. Ist es nicht "deren" Problem, wenn sich jemand als GVU-Mitarbeiter ausgibt? Deins sollte es jedenfalls nicht sein, deshalb würde ich mich nicht zu deren Lakaien machen, den Absendernamen so stehen lassen und allerhöchstens mit einem Verweis auf einen Kommentar der GVU versehen (haben die überhaupt kommentiert? Achso.)

  11. @Stefan_K in diesem Land hat wohl jeder das Recht, solche Dinge gradezurücken. Hätte der Kommentator dort mit GVL-Mitarbeiter "unterzeichnet" wärs zwar auch nicht besser, aber weniger seltsam gewesen. Und egal wie man zu etwas steht – auch Statements unter falschen Namen sind nicht wirklich toll. Oder nehmen wir mal an, jemand würde unter deinem Namen falsche Tatsachen behaupten? Wärs dann auch okay, wenn dein "guter Name" einfach stehenbleibt?

  12. Da werde ich glatt philosophisch. Die Gegensätze Meinungsfreiheit und Namenssicherheit treffen aufeinander. Dass dadurch in Blogs Namen in den Hintergrund treten und Äußerungen davon unabhängig ("wahr-")genommen werden, hat vielleicht aber auch Vorteile: Publikationen in fremden Orten werden auf die Argumentation reduziert – der Inhalt triumphiert über die Form. Will man dagegen ein Bild seiner (natürlich oder juristischen) Person durch mehrere unabhängige Äußerungen stricken, sollte man das auf seinem eigenen Server tun. Dieser "GVU-Mitarbeiter" ist wohl das Gegenstück zur Undercover-PR. Wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass man nur den Identitäten der Bloginhaber vertrauen kann, ist das vielleicht gar keine schlechte Sache für die zukünftige Kommunikationskultur, in der schließlich jeder seinen eigenen Blog haben kann.

  13. Mal so ungeachtet von persönlichen Befindlichkeiten – aber ich hab im Hinterkopf immer

    "Wer E-Mail oder Diskussionsbeiträge bewußt unter dem Namen eines anderen Nutzers verschickt (sog. Namensanmaßung), kann hierfür belangt und auf Unterlassung sowie Schadensersatz verklagt werden."

    Und denke dies dürfte ständige Rechtssprechung sein oder? Und da lieber vergewissert man sich nochmal, ob hier eine Namensanmaßung vorliegt. Denn aufgrund der Verlinkung zur GVU muss der normale Nutzer ja erstmal davon ausgehen, dass die dort getroffenen Aussagen der GVU zuzurechnen wären. Und wird dann im allgemeinen nicht auch erstmal der Betreiber in die Pflicht genommen? Und ich meine jetzt nicht damit, das Benutzerdaten herausgegeben werden müssen.

  14. Man was regt iht euch so über einen Trollpost auf, auf heise gibts davon 100te, Täglich!.
    Das dieser Beitrag wohl nicht besonders Fundiert ist sieht man doch sofort, da wollte wohl jemand einfach nur provozieren.
    Am besten den "Beitrag" falls man ihn überhaupt so nennen kann löschen, das solche sinnlose Provokations Trollerei hier im Forum nicht sofort gelöscht wird wundert mich sowieso.
    Ansonsten einfach den bestehenden Beitrag kommentieren und den Namen in Klammern setzen.

  15. c + d

    wobei ich c) in "unbestätigter GVU-Mitarbeiter (Spassvogel?)" umbenennen würde.

  16. Tja, in der gegenwärtigen Presselandschaft 2.0 sind die Verhältnisse komplizierter geworden, aber grundsätzlich hat die GVU das Recht auf ‚Gegendarstellung an selber Stelle‘. Du bist ja noch weiter gegangen und ihnen einen eigenen Beitrag gewidmet. Rein presserechtlich ist die Sache also durch. Verklagen können sie dich trotzdem (dies ist ein freies Land…) und mehr Geld (=längerer Atem) haben sie auch. Ist aber unwahrscheinlich. Sich mit der freien Presse zu arrangieren, ist auch für die GVU der bessere Weg. Also gar nichts machen.

  17. Warum wird hier von der GVU die Zuständigkeit in den Bereich des Webseitenbetreibers verlagert?

    Falsche Namensnennung (wenn’s denn eine war) ist mehr als unfein. Trotzdem empfinde ich es als unangebracht, von einem Webseitenbetreiber zu verlangen, Userdaten rauszugeben. Die GVU wird hier schliesslich nicht verunglimpft oder beleidigt.

    Und warum stellt die GVU das Ganze nicht in einem Kommentar selbst klar? Wenn der Kommentar nicht die offizielle Meinung der GVU wiederspiegelt, dann interessiert mich doch schon, was die "echte" GVU dazu zu sagen hat…

    Also höchstens d), um ein bisschen freundlich zu sein.

  18. Einfach einen Link auf diesen Beitrag in den Kommentar ist am sinnvollsten. Jeder kann sich doch nennen wie er will.
    Vielleicht steht GVU ja auch für was ganz anderes als "Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V.". Die sollen sich mal nicht so wichtig nehmen. http://de.wikipedia.org/wiki/GVU bietet zum Beispiel "Global Virtual University" an.
    Diesem Zensierungswahn sollte meiner Meinung nach Einhalt geboten werden.
    Vielleicht haben die Jungs den Eintrag auch selbst verfaßt und möchten jetzt mal Streß machen. Naja, ist ja nett, daß sie ne Mail und keine Abmahnung schicken. Auf der anderen Seite verwundert dieses Vorgehen aber auch.
    Die Formulierung "…da wir die Meldung nicht so stehen lassen möchten und diese auch gern ganz von der Seite nehmen lassen würden." weist für mich darauf hin, daß wahrscheinlich kein Anspruch auf Löschung besteht, sonst hätte man dies wohl verlangt. So gesehen ist es vielleicht angebracht, dem Wunsch eine Absage zu erteilen. Schon alleine deshalb, weil es die GVU ist und ich (das ist meine persönliche subjektive Meinung) diesen Verein aufgrund seiner in der Presse dokumentierten Vorgehensweise nicht mag.

  19. BTW – ist das Schreiben auch tatsächlich von Herrn Marten Bättcher von der GVU oder hat sich da jemand mit in Freehand nachgebautem Geschäftspapier einen "Spaß" erlaubt. Vielleicht mal anrufen, aber die Nummer nicht von Briefkopf sondern bei der Auskunft erfragen. Zur Verifikation zwei unterschiedliche Auskunfteien anrufen. Nur so zur Sicherheit. ;-)

  20. Sich als Blogbetreiber – warum auch immer – dafür zu entscheiden, einen Kommentar zu löschen ist eine Sache. Dafür wurde sich hier bewusst nicht entschieden, das ist zu akzeptieren ("Mein Blog, meine Regeln").

    Einen Kommentar auf Aufforderung eines Dritten zu löschen ist aber etwas anderes, wenn es sich nicht um offensichtlich rechtswidrige Inhalte handelt. So schlimm ist es in diesem Fall wohl kaum, aber sicher kann man der GVU ein berechtigtes Interesse an der Richtigstellung zugestehen.

    Also: d) – GVU-Brief an den Kommentar und gut ist.

  21. Ich würd den Namen (GVU Mitarbeiter) einfach ersetzen und diesen Brief über den Post setzen, dann dürfte alles klar sein.

    Dieser möchtegern GVU Mitarbeiter wird falls er diese News gesehen hat sowieso ziemlich schiß haben und es sich in Zukunft zweimal überlegen Sinnlos herum zu trollen.

  22. Soweit es gegen kein geltendes Rechts verstösst, seinen Namen so zu nennen, wie es dieser "GVU Mitarbeiter" getan hat und er auch nichts unrechtmäßiges gepostet hat, würde ich es stehen lassen. Eine Weitergabe von Daten (IP-Adresse) an den Autor dieses GVU Briefes sollte aus Datenschutzgründen nicht erfolgen. Wenn er sie haben möchte, kann er es über die StA machen lassen.

    Den Inhalt des Briefes würde ich als Gegendarstellung bringen. Du kannst von Deiner Position wohl schlecht entscheiden, wer nun wer und was nun echt und wahr ist. Gerade, weil der Brief als Mail kam, und da lässt sich ja bekanntlich einiges faken.

    Von den geposteten Kommentaren kann sich dann der geneigte Leser selbst ein Bild machen – auch vom Kommentator selbst.

  23. Danke für das viele Feedback. Hab mich für eine Mischung auf c) und d) entschieden, den Namen in "Kein GVU Mitarbeiter?" geändert und auf diesen Beitrag hier verlinkt. Siehe hier.

  24. Ich betreibe selber ein Forum. Angesichts der momentanen Rechtslage werden Beiträge und Nutzer, die mir Ärger einbringen können, schlicht und ergreifend gekickt. Löschen, weg – meist ohne weiteren Kommentar. Damit halte ich mich nicht lange auf. Darüber hinaus habe ich aber noch ein zweites Forum, nur für geladene Gäste sozusagen. Es kann öffentlich noch nicht einmal gelesen werden – dort kann man sich dann wieder unbesorgt unterhalten. :)
    Schon vor Jahren habe ich mich von der Vorstellung verabschiedet, daß jede Diskussion im Netz in aller Öffentlichkeit stattfinden könnte. Sowas macht nur Schwierigkeiten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.