Studie: Mehr Boulevard und weniger Politik in den Nachrichten

Die nordrhein-westfälischen Landesanstalt für Medien (LfM) hat eine Fortsetzungsstudie mit dem Titel „Der Wert von Nachrichten im deutschen Fernsehen. Ergebnisse einer Inhaltsanalyse 1992 – 2004“ veröffentlicht (PDF). „Unerwartetes“ Ergebnis ist, dass Nachrichten im Fernsehen immer mehr Boulevard und immer weniger Politik senden.

Klassische „Sprechernachrichten“ mit hohem Personalisierungsgrad werden im privaten Fernsehen immer seltener. Die kommerziellen Fernsehsender präsentieren Nachrichtensendungen stattdessen zunehmend mit ausdrucksstarken Bildern. Nachrichten im Film haben in den letzten 15 Jahren enorm zugenommen. Zugleich werden die Fernsehnachrichten sowohl bei den öffentlich-rechtlichen als auch bei den privaten Programmen immer unpolitischer. Dies sind zentrale Ergebnisse einer neuen Studie der Landesanstalt für Medien NRW (LfM), die jetzt in Düsseldorf vorgestellt wurde.

Ein Grund, weswegen ich mir lieber die Tagesschau als ZDF-heute oder gar den Müll von RTL2 anschaue. Was mir gestern Abend wieder mal aufgefallen ist: Das Politikmagazin „report“ in der ARD berichtet nicht nur über Politik, sondern macht sie auch. Vor allem, wenn die Sendung, wie gestern, in München produziert wird. Ein Bericht über „Deutschland im Visier – Die Finanzquellen der Islamisten“ war ein reiner Werbefilm für die Anti-Terror-Datei und für die Aufweichung von Datenschutzgesetzen. Vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen erwarte ich aber unabhängige Berichterstattung und keine Beckstein-Propaganda. Vor allem die Überleitung der Moderatorin zum nächsten Beitrag, welche leider nicht im Transcript enthalten ist, war CSU-Polemik pur. Sinngemäss erklärte sie, dass die Anti-Terror-Datei wichtig und notwendig sei und nur wegen nationaler Befindlichkeiten nicht auf EU-Ebene nicht eingeführt wird. Vielleicht sollte man der Dame mal ein wenig Nachhilfe in Datenschutz und Grundrechten geben?

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6 Ergänzungen

  1. Den Bayern Nachhilfe geben in Sachen Datenschutz? Dass ich nicht lache! Ich lebe seit Jahren hier und kann mit einiger Erfahrung sagen: Da gibt es kein Unrechtsbewusstsein. Oder, angelehnt an eine Definition zum Verfassungsschutz: "Datenschutz heißt Datenschutz, weil er die Daten schützt. Sonst würde er ja Bürgerschutz heißen."
    Hier kennt man nur den zentralen Verwaltungsstaat. Jegliches Umdenken ist aus naheliegenden Gründen nicht vorgesehen…

  2. Diese Überleitungen von Moderatorinnen und Moderatoren von einem Beitrag zum nächsten sind bei vielen Sendungen sehr oft der Platz, wo Meinungen, Vorurteile und das pure Unwissen zur Schau gestellt wird. Es ist diese Attitüde, dem Zuschauer nach einem Beitrag noch einmal erklären zu wollen, wie er das gerade Gesehen zu verstehen habe und wie das alles mit dem nun kommenden Beitrag zusammen hängt. Wenn man das ganze als "Kommentar" serviert, meinetwegen. Aber diese Zwischenmoderationen sind keineswegs als "Kommentar" gekennzeichnet, sondern kommen ganz harmlos und unschuldig daher und seifen den Zuschauer mal eben zwischendurch ein. Inzwischen ist es für mich ein Qualitätsmerkmal, wenn Magazine (nicht Nachrichtensendungen, wohlgemerkt) ohne jegliche Moderation daher kommen und direkt Beitrag an Beitrag gereiht wird und evtl. eine Stimme aus dem Off noch auf Möglichkeiten hinweist, wo der Zuschauer mehr Informationen erhält und Kontakt mit der Redaktion aufnehmen kann.

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