Netzpolitik-Podcast: Freie Software in Kambodscha

Vergangene Woche war ich als Trainer in Manila / Philippinen auf dem 1. FOSS@Work Conference-Workshop. Dort traf ich Noy Shoung, der für die Regierung in Kambodscha arbeitet und dort die Freie Software Strategie des Landes mit entwickelt hat und betreut. Seinen Vortrag über Lokalisierung und über die Beweggründe Kambodschas fand ich so interessant, dass ich gleich ein Interview mit ihm aufgenommen habe. Leider versagte die Batterie meiner Kamera nach einer Minute, so dass dieses Interview nur in Audioform verfügbar ist. Über Freie Software in Kambodscha hatte ich schonmal vor einem Jahr geschrieben. Das Land hat 14 Millionen Einwohner, die Amtssprache ist Khmer und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt bei etwas mehr als 300 $. Der Zugang zu Informationstechnologien wird als sehr bedeutend für eine nachhaltige Entwicklung angesehen. Nur was soll man machen, wenn Microsoft diesen Markt als unbedeutend ansieht und für eine Lokalisierung der eigenen proprietären Produkte 30 Millionen Euro veranschlagt? Kambodscha wollte das Problem selbst lösen, dabei auch noch Lizenzkosten sparen und startete mit der Lokalisierung von Freier Software in die eigene Landessprache. Noy Shoung veranschaulichte das Problem, indem er bereits lokalisierte Versionen von OpenOffice zeigte. Die Icons konnte ich zwar noch erkennen, aber sonst sah alles für mich „chinesisch“ aus. Und den Einwohnern von Kambodscha geht dies mit englischer Software genauso. Gut, dass es Freie Software und die notwendigen Übersetzungstools wie KBabel gibt. Viel ist schon übersetzt, aber noch mehr steht an. Mittlerweile gibt es auch eine eigene Tastatur, die an Khmer angepasst wurde. Irgendwo hab ich noch ein Foto von einer Tastatur rumliegen, das poste ich mal nachträglich. In meinem Workshop über Collaboration Tools konnte ich Noy Shoung für Plone begeistern. Plone bietet eine Unicode-Unterstützung und kann deswegen auch relativ leicht lokalisiert/übersetzt werden. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis Plone dann mal in Khmer verfügbar ist.

In dem ca. 15 Minuten langen Interview geht es um die Freie Software Strategie von Kambodscha, die Gründe für den Einsatz von Freier Software, den Stand der Entwicklung, wie Menschen dort ausgiebig geschult werden (Es gibt einen „Master in Open Source Software“) und wie westliche Entwickler helfen können. Das Interview gibt es als MP3 und OGG, jeweils mit 64 KB/s codiert.

Weiterführende Links:
Khmer Software Initiative
National Information Communications Technology Development Authority

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

Eine Ergänzung

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.