Linux-Verband schaltet sich in Diskussion um neue GPL-Lizenz ein

Der Linux-Verband will sich moderierend in den Diskussionsprozess um die neue Fassung der GPL-Lizenz einschalten und lädt zu Gesprächen ein. Der Linux-Verband, Branchenverband der Linux- und Open-Source-Industrie, will sich moderierend in den Diskussionsprozess um die neue Fassung der GPL-Lizenz einschalten. Die von der Free-Software-Foundation vorangetriebene Neufassung hat eine kritische Diskussion ausgelöst. Zuletzt äußerten auch Linux Kernel Entwickler recht nachdrücklich Vorbehalte. Elmar Geese,1. Vorsitzender des Linux-Verbandes, hält „die Argumentation der Kernel-Entwickler zwar für nachvollziehbar“ doch weist er darauf hin, „dass das letzte Wort in Sachen Neufassung noch nicht gesprochen“ sei. „Wir hoffen, das sich die Free Software Foundation (FSF) davon überzeugen lässt, dass noch maßgebliche Veränderungen am aktuellen Entwurf der Lizenz erforderlich sind“, betont Geese. Der Verband habe Verantwortliche der FSF Deutschland und der FSF Europa kurzfristig zu Gesprächen eingeladen.

Problematisch ist laut Geese die so genannte „Patentklausel“. „Wir sehen zum Beispiel keinen Bedarf dafür, Verfahrensregeln in Bezug auf Softwarepatente in eine Lizenzvereinbarung aufzunehmen.“ Der Linux-Verband habe seit Jahren eindeutig Stellung gegen Patente auf computerimplementierte Erfindungen bezogen. „Solche Patente sind in Europa bisher nicht rechtskräftig, eine Lizenz ist kein geeignetes Werkzeug für die Auseinandersetzung mit diesem Thema.“

Wenn die Ablehnung der neuen Version der GPL in Entwickler- und Unternehmenskreisen weiter fortschreite, sieht Geese Nachteile durch verschiedene gleichzeitig in der Anwendung befindliche GPL-Versionen: „Während die Vorteile von GPLv2 lizenzierter Software bisher auch den Kunden einfach und klar kommunizierbar waren, bringt die neue Fassung mehr Unklarheiten und Probleme als Vorteile. Hier wollen wir Verbesserungen erzielen.“

Auch in anderen Bereichen des neuen GPL-Entwurfes sieht der Linux-Verband Diskussionsbedarf, etwa im Bereich Embedded Linux und der dort notwendigen strengeren Abgrenzung von freier und proprietärer Software oder im Bereich DRM und Trusted Computing. Der Beauftragte des Linux-Verbandes in Sachen Softwarepatente Dr. Johannes Loxen erklärt dazu: „Die neue GPL kann nicht dazu herangezogen werden, Rechtsprobleme zu lösen, die nur randständig mit Lizenzierung als solcher zu tun haben, etwa in den Bereichen digitales Rechtemanagement oder Trusted Computing. Die dringend notwendige Diskussion über Gebrauch oder Missbrauch dieser Techniken darf nicht über Lizenztexte geführt werden.“

Negative Auswirkungen auf den Linux-Markt durch den Lizenzstreit sieht der Linux-Verband jedoch nicht. Das Geschäft mit Linux-Lösungen und Dienstleistungen entwickele sich weiterhin sehr gut. „Die GPLv3 wird eher ein Problem für die FSF als für die Unternehmen werden, wenn sie in wesentlichen Projekten und Lösungen keine Anwendung finden wird,“ so der Verband in einer Stellungnahme.

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Eine Ergänzung

  1. Bei der Diskussion um die GPL3 kommt meiner Meinung nach einiges unter:

    1) Die Diskussion über Trusted Computing/SW-Patente/… darf nicht über Lizenztexte geführt werden? Warum??? Was spricht dagegen? Die Gefahr, dass für die Benutzer mehr herauskommt als heiße Luft?

    2) Freie Software bedeutet *nicht* Selbstbedienungsladen. Es ist das gute Recht von jedem Entwickler zu verlangen, dass nicht nur der veränderte Quellcode veröffentlicht wird, sondern auch ein wirklicher Zugang zu der Hardware möglich ist – wenn er das will. Im Jahr 1991 ist wohl niemand auf die Idee gekommen, dass Hersteller jemals ihren Kunden im Zugang zu der Hardware, die sie kaufen sollen, behindern werden. Ansonsten wäre dieser Absatz wohl schon in der GPL2 vorhanden.

    3) Jeder, dem Einschränkungen für Patentbesitzer ein Dorn im Auge ist, ist entweder ein „Opfer“ von Moralpredigen (Rate mal von wem) oder besitzt selber Patente. Fällt jemanden noch ein anderer Grund ein?

    4) Es ist momenten sehr leicht einen Computer zu finden, mit dem man machen kann, mit dem man die Freiheit hat, jedes selbstgeschriebene Programm zu starten. Nicht überall hat man es mit so entgegenkommenden Lieferanten zu tun – der PC Bereich ist eher eine Ausnahme. Man braucht sich nur einmal anschauen, wie viele Handy es gibt, auf denen man Linux installieren kann – um sich z.B. mit VoIP Gebühren zu ersparen. Oder auf PDAs, Routern, … Wenn es funktioniert, dann ist das eher eine Ausnahme und zum Teil alles andere als Benutzerfreundlich. In vielen Märkten lässt sich Kundengängelung gar nicht mehr umgehen. Um mal ein paar Beispiele zu nennen: Warum baut jeder Hostingprovider Packete mit XXX GB Traffic inklusive nichts mit keinem inkludiertem Traffic, aber niedrigen extrakosten pro GB? Warum subventionieren so viele Mobilfunkanbieter die Handys auf Kosten von Leuten, die ihr Handy länger haben (und trotzdem die gleichen Grundgebühren/Gesprächskosten zahlen müssen)? Man findet kaum ein großes Unternehmen außerhalb vom PC-Hardware Bereich, dass nicht auf irgendeine unseriöse Art versucht and das Geld der Kunden zu kommen. Ich finde es absolut Gut und auch notwendig, solche Praktiken unattraktiv zu machen – es zahlen nicht nur die Dummen drauf, sondern *alle*. Im PC Bereich ist für mich die Aussage „keine freie Software ohne freien Zugang zur Hardware“ vollkommen logisch, richtig und auch notwendig.

    5) an alle die schreien „freie Software auch für Leute, die freie Software behindern“ ==> bitte ins BSD Lager

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