Intelligenter werden durch Computerspiele

In einem dpa-Gespräch hat der Zukunftsforscher Matthias Horx (nud laut TAZ der „Hof-Astrologe der Medien“) einige lesenswerte Meinungen zum Thema Computerspiele vorgetragen: Trendforscher Horx erklärt Computerspiele für intelligenzfördernd.

Moderne Computerspiele schulen nach seiner Ansicht „die kognitiven Fähigkeiten, die wir in der Arbeits- und Wissenswelt des 21. Jahrhundert brauchen“. Er setzt die Vielfalt dessen, was vom Spieler vor dem Monitor verlangt wird, ins Verhältnis zu dem, was bei klassischen Brett- und Kartenspielen gefragt ist, und meint: „Computerspiele sind in einer unglaublichen Art und Weise differenziert geworden, in einer Komplexität – dagegen ist jedes Schachspiel langweilig und dumm.“

Auch interessant in diesem Zusammenhang ist ja im Allgemeinen der merkwürdige Zusammenhang, dass sich fast immer Menschen kritisch über Computerspiele und ihren schlechten Einfluss äussern, die noch nie in ihrem Leben aktiv damit in Berührung getreten sind. Dies erklärt Horx damit, dass „Kulturdünkel aufrecht erhalten“ werden soll:

So, wie viele Kritiker heutzutage Computerspiele für gefährlich hielten, habe das Lesen von Romanen im 16. bis 18. Jahrhundert als dekadent gegolten. Auch als Kinofilme aufgekommen seien, habe man behauptet, die Menschen „verschwänden in Scheinwelten und könnten danach mit der Wirklichkeit nicht umgehen.“

Wenn Horx Spieleskeptiker kritisiert, kriegt vom Journalisten bis zur Kirche jeder sein Fett ab. „Die Bedenkenträger sind vor allem die Medien. Und dann gibt es immer eine Menge von Leuten, die ihre alten Privilegien gegen die Newcomer verteidigen wollen. Das ist eine unselige Tradition.“ Und weiter: „Die Kirche hat ebenfalls versucht, Kulturtechniken zu dominieren – die Leute sollten Latein lesen und die Bibel studieren, alles andere galt als abwegig. Dabei entwickeln sich neue Medien immer durch eine Art Verdauungsprozess. Es kommt eine neue Technologie auf, man experimentiert damit, und dann lernen Menschen langsam, sinnvoll damit umzugehen.“

Den letzten Absatz kann man auch komplett auf p2p übertragen…

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7 Ergänzungen

  1. Klar, dass ein Zukunftsjünger jegliche Kritik als Bedenkenträgerei abqualifiziert. Sicher sind Computerspiele auch intelligenzfördernd – aber nur für eine ganz bestimmte Art von Intelligenz. Ein ganzer Mensch braucht aber eine umfassende Bildung und nicht nur einen cognitiven Hochleistungsapparat.

    Und die Dosis macht das Gift. Zuviel Computerspielerei „überschreibt“ das in der Schule gelernte Wissen auf der „Bio-Festplatte“ des Menschen – das haben Studien belegt.
    Die provokanten Einlassungen à la Horx haben für mich mehr von Public Relations als von Zukunfts“wissenschaft“.

  2. [quote]Und die Dosis macht das Gift. Zuviel Computerspielerei “überschreibt” das in der Schule gelernte Wissen auf der “Bio-Festplatte” des Menschen – das haben Studien belegt.[/quote]

    Zu viel ist immer schlecht. Genau so wie zu wenig. Um darauf zu kommen brauch ich keine Studie.

  3. Herr Horx hat offensichtlich noch nie Schach gespielt.
    Irgendeinen Zeitgeistschmu extrapolieren und in der Öffentlichkeit breit treten kann jeder, wenn er sich mit Unwichtigkeiten erstmal wichtig gemacht hat. „Trendforscher“, was für ein Witz, haha. Aber Respekt, der Typ weiß, wie man mit Luftblasen reich wird.

  4. „Hofastrologe“ ist eine schöne Bezeichnung für Horx – „selbsternannt“ könnte man noch hinzufügen. Was er über die Evolution von Kulturtechniken sagt, ist nun wirklich nicht originell. Und Skepsis gegenüber Computerspielen als „Kulturdünkel“ abzutun ist auch eher einfach. Bis zum „sinnvollen Umgang“ mit dieser Technik können Menschen mit Spielerfahrung ja schon mal selbst ganz unvoreingenommen die „Intelligenz“situation im Spieleumfeld beurteilen.

  5. Nun ja,

    Zuviel Computerspielerei “überschreibt” das in der Schule gelernte Wissen auf der “Bio-Festplatte” des Menschen – das haben Studien belegt.

    Die These des „Überschreibens“ müsste dann ja auch zutreffen, wenn neues gelernt wird. Das würde ich gerne mal genauer belegt wissen, so wie ich das bisher gelernt habe (auch in der Schule) schadet es nicht, viel ins Gehirn „hineinzulernen“ – und es „vergrößert“ sozusagen auch die Kapazitäten. Leute, die viel lernen und viel wissen, können leichter noch mehr lernen und haben keine Probleme mit ihrem vielen Wissen.

    Warum soll diese variable Kapazität denn gerade beim Computerspielen nicht funktionieren?

  6. Computerspiele und vor allem ihre Nutzung sind so unterschiedlich, dass Pauschalisierungen jeglicher Art eh mehr vernebeln statt aufzuklären.

    Es gibt Spiele, die eher das Reaktionsvermögen trainieren (z.B. „Ballerspiele“) und es gibt Spiele, die gar nichts trainieren (vielleicht das bei manchen Zeitgenossen so beliebte Standard-Windows-Solitaire?) und es gibt Spiele, die das komplexe Denken fördern (gute Strategiespiele, Aufbausimulationen usw.) und es gibt Spiele, die das soziale Verhalten fördern können – so sich der Spieler darauf einlässt (wie z.B. Multiplayer-Spiele).

    Ob diese Fördereffekte tatsächlich vorhanden sind, ist jedoch bislang nur ansatzweise erforscht. Auch weiß man nicht, ob die Fördereffekte anhalten.

    Das gleiche gilt jedoch bei den vermuteten negativen Auswirkungen von Spielen. Mit einer Ausnahme: Kinder, die statt draußen zu spielen, statt mit realen Menschen zu spielen oder gar statt Schulaufgaben zu machen exzessiv Medien nutzen (sei es nun Fernsehgucken oder eben bestimmte Computerspiele spielen), tun sich nichts Gutes.

    Computerspiele sind wahrscheinlich aus mehreren Gründen so attraktiv: Es gibt schnelle Erfolgserlebnisse, das Spiel kann sehr komplex und jedes Mal wieder neu und anders sein (besonders bei Multiplayer-Spielen) und der Spieler erlebt sich als kompetent und immer kompetenter werdend. Das steigert das Selbstwertgefühl. Zudem ist dieser Lustgewinn stets verfügbar. Knopf drücken und schon kann es losgehen. Beinhalten Computerspiele soziale Interaktion kann sich sogar ein regelrechter Freundeskreis entwickeln, mit dem dann auch außerhalb des Spieles kommuniziert wird.

    Exzessive Mediennutzung (sei es Computerspiele oder auch Fernsehen) kann aber auch hinweisen auf eine problematische Lebenssituation des Kindes. Vielleicht kennt oder hat das Kind zu wenig Alternativbeschäftigungen oder die Bezugspersonen haben zu wenig Zeit oder das Kind flüchtet in seinem Zimmer vor den Bildschirm, weil es sich im realen Leben aus verschiedenen Gründen überfordert fühlt. Solche Fluchtmöglichkeiten bieten jedoch nicht nur Computerspiele – aber eben auch. Exzessives Spielen von Kindern am Computer kann somit ein Warnzeichen sein, dass mit der Lebenssituation des Kindes etwas nicht stimmt. Alleine dann das Computerspielen z.B. durch Verbote abzustellen, ändert dann jedoch noch nichts an der Lebenssituation des Kindes. Alternativen müssen dann her. Und da müssen sich die Eltern drum kümmern.

    Was mich also an der oft sehr oberflächlichen und pauschalen Aburteilung von Computerspielen in den Medien stört, ist, dass die Probleme, die manche Kinder mit Computerspielen haben, nicht wirklich angegangen werden, wenn man nur mit dem Finger auf die Computerspiele zeigt.

    Hier mal ein paar Links zu Nachrichten in den Medien über Computerspiele, die mal keine pauschale Aburteilung von Computerspielen beinhalten:

    http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/12/0,3672,2240108,00.html

    http://service.spiegel.de/digas/servlet/find/ON=spiegel-408137 (kostenpflichtig)

    http://www.scienceblog.com/cms/node/8663

    http://www.heise.de/newsticker/meldung/71184

    http://www.scienceblog.com/cms/node/8141

    Joi Ito über das wohl bekannteste und derzeit beliebteste Multiplayer-Spiel „World of Warcraft“, das er als mögliches neues „Golf“ betrachtet (http://joi.ito.com/archives/2006/02/10/world_of_warcraft_the_new_golf.html)- weil man sich in WoW ähnlich gut miteinander auch übers Geschäft unterhalten könnte wie bei einer Runde Golf – na ja… ;-) :http://www.wired.com/wired/archive/14.06/warcraft.html

    Mehr über World of Warcraft auch in der ZEIT: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2006/02/WoW?page=all

  7. Ich bin selbst Schüler und mache als Abschlussprojekt das Thema Computerspiele da ich auch selbst Computer spiele und es ein Thema ist das nicht nur Gutes oder Schlechtes hat.
    Aber bei diesen Vorurteilen von wegen Gewaltspiele verursachen Amokläufe könnte ich kotzen. Schon klar man sollte sie nicht spieln wenn man Anfälle bekommt oder psychisch krank ist Dann sollte man so etwas sein lassen. Aber als Gamer lernt man auch Freunde kennen meist halten solche Freundschaften länger. Und immmer hin man kann durch Onlinespiel auch noch seine Sprachkentnisse verbessern kann

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