Captain Copyright vs. Dr. Lawless

Die kanadische Lizenzagentur Access Copyright will seit kurzer Zeit mit dem Superhelden Captain Copyright kanadischen Grundschülern eine industrie- und verwerterlastige Sicht des Urheberrechts beibringen, unter anderem mit Anleitungen für’s Rollenspiel im Klassenzimmer: Die Kinder sollen ihre Mitschüler z. B. um Verwertungsrechte für ihre Werke bitten oder Klassenzeitungen mit einer zusätzlichen Seite für Urheberrechtshinweise versehen.

Delikat ist an der Sache (neben dem unverhohlenen Lobbying) natürlich vor allem, dass „Captain Copyright“ ein Superheld nach dem Muster von Superman, Batman oder den anderen Helden der Comickultur ist. Somit bedienen sich die Kampagnenmacher ironischerweise genau des alltäglichen, offenen und selbstverständlich unvergüteten Kulturtransfers, der in ihrer einseitigen Darstellung von Kreativität unter den Tisch fällt.

Philipp Lenssen hat die Abenteuer von Captain Copyright weitergezeichnet: Unser Held kämpft gegen den bösen Dr. Lawrence Lawless.

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2 Ergänzungen

  1. Captain Copyright hat noch <a href="http://www.bootsektorblog.de/2006/06/internationale_.html">mehr auf dem Kerbholz</a>, so wie Texte klauen aus der Wikipedia. Und weil es sich hier um einen kanadischen Kinderbelästiger handelt, weiss der kanadische Rechtsexperte <a href="http://www.michaelgeist.ca/">Michael Geist</a> mehr darüber. Wer <a href="http://www.bootsektorblog.de/2004/08/kindesmissbrauc.html">erinnert sich</a> noch an das namenlose BSA-Wiesel, a.k. a. Copyright Crusader?

  2. Die Copyright-Verwerter-Industrie ist wirklich ziemlich aktiv in Kanada zur Zeit, wie auch folgende Meldung bei BoingBoing.net zeigt: http://www.boingboing.net/2006/06/08/can_heritage_ministe.html

    Die Verwerterindustrie versucht dort durch massive finanzielle Unterstützung der Wahlkampagnen von ihnen geneigten Minister-Kandidaten, Einfluss auszuüben. Solch eine ausgeprägte finanzielle Unterstützung durch eine Lobbygruppe ist nicht üblich in Kanada, wird nicht gerne gesehen. Dementsprechend sanken dann auch die Chancen der Kandidaten, als die Presse darauf aufmerksam wurde.

    Fazit: Die Argumente alleine reichen anscheinend nicht auf Seiten der Verwerterindustrie, um Politiker zu überzeugen. Aber man hat ja statt dessen Geld, das, an richtigen Stellen eingesetzt, besser wirkt als jedes Argument.

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