All-inklusive Journalistenbetreuung in Israel

SpOn hat einen netten Artikel, wie Israel im Moment die Journalistenbetreuung (aka Propaganda) organisiert: All-inclusive-Paket für Kriegsberichterstatter.

Der Anruf kommt pünktlich, morgens neun Uhr. „Hallo, hier ist das Government Press Office“, flötet eine weibliche Stimme, „was haben Sie heute vor, brauchen sie noch eine Idee“? Danach sprudelt es: Gesprächspartner, eine Tour zu den von Raketen getroffenen Häusern Haifas – inklusive, mit Opfern zu sprechen. Ebenso kommt ein Experte mit, der die Raketen erklärt – „gern auch im O-Ton“.

Das Angebot ist noch nicht ausgeschöpft. „Das Highlight kommt noch“, so die Dame vom Pressebüro der israelischen Regierung, kurz GPO. „Wir haben in Naharya ein Gespräch mit den Eltern eines entführten Soldaten“, sagt sie. Die Eltern von Ehud Goldwasser, seit dem 12. Juli in der Hand der Hisbollah, stünden in einem Hotel bereit. Ein Dolmetscher? Nicht nötig. „Sie sprechen gutes Englisch, keine Sorge“.

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4 Ergänzungen

  1. Man sollte, um ein schiefes Bild zu vermeiden, auch noch einen Blick auf den Teil des Artikels weiter unten werfen:

    Propaganda gehört zum Krieg. Vor allem, wenn ein Staat seinen Waffengang als gerecht, als berechtigt erklären will. Der erste Irakkrieg, Afghanistan, noch etwas perfider vor dem zweiten US-Einmarsch im Irak, es war das gleiche Spiel. Ganze Abteilungen arbeiteten am emotional geprägten Bild, dass die Politik der Kriegslenker in den Medien stützen soll. Ein ganz normales Geschäft – PR für den Krieg eben.

  2. Hi,

    eine gute Pressebetreuung ist wirklich normal. Staaten können das halt im Großformat aufziehen.

    In diesem Rahmen ist es ja interessant: Ich arbeite derzeit bei einem Uni-Radio und erhielt vor ein paar Wochen einen Anruf von der PR-Firma von HartAberGerecht. Die boten mir auch nett Informationen an und hätten wahrscheinlich auch sehr gerne Interviewpartner vermittelt.
    So läuft halt richtig gute Pressearbeit.

    mfg
    axel

  3. Unabhängig davon, ob es „gute Pressearbeit“ ist: Wenn Krieg als Event professionell vermarktet wird, ist das für mich einfach makaber.
    Propaganda ist alles andere als neu, aber man sollte sich die Absurdität doch mal ins Gedächtnis rufen: Wenn man morgens schon fröhliche Anrufe mit möglichen Horrorszenarien bekommt, ist die Grenze des guten Geschmacks für mich überschritten…

  4. Zu guter Pressearbeit über/in Isreal sollte man diese Doku nicht vergessen:

    „Peace, Propaganda, and The Promised Land
    This video shows how the foreign policy interests of American political elites-working in combination with Israeli public relations stratgies-influence US news reporting about the Middle East conflict. Combining American and British TV news clips with observations of analysts, journalists and political activists, Peace, Propaganda & the Promised Land provides a brief historical overview, a striking media comparison, and an examination of factors that have distorted U.S. media coverage and, in turn, American public opinion.“

    „Understand the underlying reasons and the tactics that the US media uses to distort the Israeli/Palestinian conflict and make it look controversial, rather than what it actually is, Israel’s imperialism.“

    http://imdb.com/title/tt0428959/
    http://www.chomskytorrents.org/TorrentDetails.php?TorrentID=1530

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