Aktion:Remixt Lessig!

Anfang letzter Woche hatten wir die Chance, ein Interview mit Lawrence Lessig in Berlin zu machen. Lawrence Lessig ist Autor mehrerer Bücher, ein US-amerikanischer Jura-Professor an der Stanford Law School und Mitgründer von Creative Commons. Im Moment ist er für ein Jahr Fellow an der American Academy in Berlin und hat sich hierher zurückgezogen, um zwei weitere Bücher zu schreiben. Trotz Erkältung und Husten hatte er sich fast eine Stunde Zeit genommen, verschiedene Themen ausführlich zu erklären. Auch wenn wir gerne noch viel mehr Themen angeschnitten hätten.

Das Ergebnis ist hier zu sehen. Ich habe das ganze Interview in kleine Teile geschnitten, so dass immer ein Block aus Frage und Antwort besteht. Beim schneiden kam die Idee, das ganze Interview gleich unter die Creative Commons Lizenz zu stellen, die am meisten Freiheit gewährt und alles zum Remixen unter der CC-Namensnennung auch zur kommerziellen Nutzung frei zu geben. Die einzelnen Blöcke sind alle als .dv-Dateien in einem beinahe unkomprimierten Zustand (Vorsicht: Teilweise sind die Dateien über 1 GB gross!**). Gleichzeitig finden sich hier bearbeitete Versionen in OGG Theora und weitgehend als AVI mit dem NetzpolitikTV-Intro, was der Wetterfrosch mal erstellt hatte.***

Es gibt sicherlich viele Leser und Leserinnen, die begnadeter im Videomixen sind als ich es mit meiner knappen Zeit im Moment bin und wahrscheinlich jemals sein werde. Deshalb macht damit, was Ihr wollt: Die einzige Regel ist, die Creative Commons Namensnennungs-Lizenz zu befolgen. Alle Remixe müssen einen Verweis auf netzpolitik.org haben*. Das ist alles. Das Videomaterial kann mit Unterstiteln versehen werden, anders zusammengestellt werden, man kann meine Rolle als Interviewer einnehmen und bessere Fragen stellen, man kann Musik unterlegen, Special-Effects einfügen, einzelne Teil-Aspekte in eigene Videoproduktionen eingebunden werden oder wieso nicht eine Best-of-Zusammenfassung machen? Ich bin gespannt, was dabei kreatives herauskommt. Ergebnisse können und sollen am besten in den Kommentaren verewigt werden.

Und hier ist das Interview:

1) Was sind die Creative Commons?
DV, OGG

Lessig antwortet mit den Beweggründen für die Gründung der Creative Commons. Ersatz für traditionelles Copyright mit anderer Ethik.

2) Creative Commons Lizenzen erklärt: Der Unterschied zwischen Nicht-kommerzieller und kommerzielle Nutzung?
DV, OGG

Lessig meint, man sollte den Wunsch der Nutzer akzeptieren, dass ihr Werk nicht ohne Erlaubnis kommerziell verwertet wird. Es gibt verschiedene Normen für verschiedene Gruppen. Es gibt Schwierigkeiten die Grenze zu ziehen. Er nennt ein paar, z.B. Blogs mit Werbung. CC ist nicht da, diese Grenzen zu ziehen, sondern um den Menschen ein Werkzeug zu geben, ihre Freiheiten zu signalisieren. Schon dadurch wird eine Diskussion in Gang gesetzt.

3) Wie kann man Dateien als Creative Commons lizenziert markieren?
DV, AVI, OGG

Lessig meint, dass Technik in digitalen Objekten ein Tracking bereits möglich macht. Ein wichtiges Werkzeug ist derzeit der CC-Publisher.

4) Was sind „Hybride Economies“ und „Sharing Economies“? Was sind richtige Geschäftsmodelle, die auf „sharing“ basieren?
DV, OGG

Lessig sagt es gibt verschiedene kreative Umgebungen. Traditionelles Modell ist wertvoll aber nicht die einzige Quelle der Ökonomie. Das Leben ist jedes Individuums ist geteilt in beide Modelle der Ökonomie. Im Business gibt es hybride Ansätze. Die Schwierigkeit ist die Motivationstrennung innerhalb eines Geschäftsmodells (Redhat Danger Pollution). Second Life, MySpace. Um Geld zu machen, ist es hybrid. ITunes ist nicht hybrid. Flickr ist sehr hybrid. Wikipedia ist nur sharing. Aber Geld geht bei Wikipedia nicht. Alle drei Ökonomien haben einen Platz, aber die Hybriden werden zunehmen.

5) Was ist an Kopierschutzsystemen falsch?
DV, OGG

Um die Probleme des Kopierschutzes zu verstehen, muss man die verschiedenen Ökonomien verstehen. Lessig findet Fernsehen unpraktisch. ReadOnly soll durchgesetzt werden. ReadWrite gibt mehr Freiheiten. DRM unterstützt die ReadOnly-Vision und sperrt RW aus. Um RO zu schützen brauchen wir andere Werkzeuge. Vergleich Insektenbekämpfungsmittel.

6) Informationelle Ökologie: Was kann die Free Culture Bewegung von der Umweltbewegung lernen und was sind die Bilder der Free Culture Bewegung?
DV, AVI, OGG

Lessig meint, man muss das ökonomisch sehen und wenn die Gesellschaft das tut, dann ist die Sache auf dem Tisch der Politik. Tschernobil ist der Couch-Potato. Tote Kultur.

7) Was sind die Science Commons und wie unterscheiden sie sich von den Creative Commons?
DV, AVI, OGG

Einfache Werkzeuge. Wie kann man das Rechtssystem hacken, so dass die Wissenschaftler glücklich sind?

8) Verwertungsgesellschaften wie die GEMA akzeptieren keine Creative Commons Lizenzierung, gibt es dafür berechtigte Gründe?
DV, AVI, OGG

In den Staaten sind die Verwertugsgesellschaften nicht exklusiv. Generelles Problem, dass die nicht verstehen, dass es Nutzungen gibt, die nicht besteuert werden sollten. J.P. Sousa und so. Singen am Lagerfeuer oder unter der Dusche. Mit CC kann man den Unterschied machen. Zum Schluss noch ein bisschen Angst. Wenn man alles regulieren würde, wäre das außerdem sehr teuer strukturell. Man muss die Linie ziehen, und dafür braucht man Diskussion.

9) Welche Chancen bieten die Creative Commons Lizenzen für Nichtregierungsorganistaionen?
DV, AVI, OGG

Jeder muss seine Ethik überdenken. NGOs sind nicht bessere Menschen. Sie sollten erkennen welche Wege Geld zu sammeln effektiv sind. Sie sollten erkennen, dass Wissen verbreitet werden sollte.

10) Die Netzneutralität-Debatte – Worum geht es da?
DV, AVI, OGG

Internet kommt historisch vom Telefon. USA großartiges Land. Seit 2005 gibt es keine Regulierung für Breitband mehr. Jetzt können die Anbieter diskriminieren. Das kann kleine innovative Unternehmen behindern, weil die Anbieter sie aus eigenen Interessen behindern können.

11) Was würde Lessig deutschen Politikern sagen, die das Urheberrecht reformieren?
DV, AVI, OGG

Lessig meint, man sollte eher praktisch als religiös denken. Man sollte nicht dem Prinzip hinterherrennen, sondern es als Werkzeug begreifen. Man sollte es weise einsetzen. Und es sollte Anreiz für Kreation bieten. Verlängerung macht natürlich keinen Sinn, da das Werk ja schon gemacht wurde. Man sollte auch nicht einfach generell verlängern. Die meisten Werke hätten eh keinen kommerziellen Wert. Man errichtet also eher sinnlose Zäune. Also mehr Schaden als Nutzen. Deswegen nicht religiös, sondern praktisch denken.

12) Abschluss: Welche Lizenz für dieses Interview?
DV, AVI, OGG

Einfache Namensnennungs-Lizenz wird bevorzugt, aber es sei unsere Freiheit.

Und hier gibt es das Interview nochmal als reine Audio-Dateien, wahlweise als OGG Vorbis und als MP3.

* Natürlich sehen wir es auch gerne, wenn die Beteiligten im Abspann genannt werden.Mit dabei waren Markus Beckedahl (Interviewer und Rohschnitt), Mario Behling (Kamera) und Andreas Pohl (Assistenz).

** Traffic ist auf dem aktuellen netzpolitik-Server eher kein Problem. Das grössere Problem war, alle Dateien online zu stellen. Teilweise fühlte ich mich mit dem Anspruch weit der Zeit voraus, einfach mal mehrere Gigabyte Videodaten online stellen zu wollen.
Die letzte Datei (Kopierschutz-DV) wird heute Nacht hoch geladen.

*** Das Outro zeigt weist noch auf eine andere CC-Lizenz hin, wie ich feststellte. Aber auch da gilt die CC-Namensnennungslizenz. Sag ich jetzt einfach mal so als Urheber,

10 Ergänzungen

  1. Philipp, ich hab hier nur Linux, aber die Lizenz erlaubt die Konvertierung. Ich verlinke in konvertierte WMV-Formate gerne und stelle ggf. auch den Serverplatz zur Verfügung.

    Aber: welchen Vorteil bietet WMV?

  2. > Aber: welchen Vorteil bietet WMV?

    Ist sicherlich ein doofes Format, aber es lässt sich im Windows-Gratis-Editor — MS Windows Movie Maker — zusammenschneiden (wie auch die meisten MPGs). Diese AVIs spielen auch so nicht ab unter meinem WindowsXP, ich musste dazu erstmal Zusatzsoftware und Codecs installieren. Und ich hab zwar ein Programm um die DVs zu konvertieren, aber die Downloads sind doch etwas zu groß für mich. Serverplatz hab ich, nur die Konvertierung ist bisher noch fehlgeschlagen… siehe auch
    http://blog.outer-court.com/forum/75615.html

  3. Oh, da hab ich Deinen Kommentar während meines Philippinen-Trips übersehen. Mit WMV hab ich hier auf meinen Linux-Systemen Probleme. Wundere mich gerade, wie wenig interoperabel Videoformate immer noch sind.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.