Gute Gründe für Pseudonymität – und gegen eine Klarnamenpflicht

Laut einer Umfrage des Stern ist die Mehrheit der Deutschen für eine Klarnamenpflicht im Netz. Warum diese nur Nachteile bringt, sagt unsere Gastautorin Jillian York.

Pseudonyme haben eine lange Tradition. Hier ein Bild des bekannten Streetart-Künstlers Banksy, dessen Klarname nicht bekannt ist. Foto: CC-BY-NC 2.0 Thomas Hawk

Dies ist ein Gastbeitrag von Jillian C. York. Sie ist Director of International Freedom of Expression bei der Electronic Frontier Foundation (EFF).

Es gibt Tausende von Gründen, warum jemand einen anderen Namen benutzen möchte als seinen Geburtsnamen. Manche Leute haben Sorge, dass ihr Leben oder ihre Existenzgrundlage bedroht werden oder dass politische oder ökonomische Nachteile für sie entstehen. Andere wollen Diskriminierung vermeiden oder einfach einen Namen nehmen, der leichter zu merken oder buchstabieren ist.

Online vervielfachen sich die Gründe für Pseudonymität. Die Netzkultur hat Menschen lange Zeit ermutigt, sich Spitznamen oder Nutzernamen zuzulegen. Das sind Pseudonyme, die manchmal einen Bezug und manchmal keinen Bezug zur echten Person und der Offline-Identität haben. Langjährige Internetnutzer haben teilweise dieselben Spitznamen seit zwanzig Jahren.

Diskurse brauchen Pseudonyme

Pseudonyme haben auch in der Geschichte eine wichtige Rolle gespielt und das nicht nur in der Literatur von George Eliot und Mark Twain. Explizit politisch wurde zum Beispiel das Pseudonym „Publius“ genutzt, um in den Federalist Papers (einer Artikelserie in New Yorker Zeitungen) die Bevölkerung von der amerikanischen Verfassung zu überzeugen. Und auch im England des 18. Jahrhunderts griff ein „Junius“ im Public Advertiser in die politische Debatte ein. Die Menschen haben also schon immer unter Pseudonymen stark zum politischen Diskurs beigetragen – und sie tun es heute noch.

Diejenigen, die für Realnamen in Social Networks plädieren, haben eine Reihe von Argumenten ins Feld geführt: Echtnamen würden das Nutzerverhalten verbessern und ein zivileres Netz fördern, Klarnamen würden gegen Stalking und Belästigung helfen und die Täter einfacher greifbar machen, außerdem würde die Nutzung derselben davor schützen, dass Strafverfolger oder Behörden unter falschem Namen schnüffeln könnten; und überhaupt mache der echte Name die Menschen verantwortlich für ihre Aktionen im Netz.

Diese Argumente sind nicht ganz von der Hand zu weisen, aber sie treffen nicht den Kern des Problems. Denn die strikten Realnamen-Verfechter müssen nicht zeigen, dass das Bestehen auf der Nutzung von richtigen Namen einen Vorteil hat. Im Gegenteil: Sie müssen zeigen, dass diese Vorteile gegenüber den ernsten und großen Nachteilen überwiegen.

Klarnamen – gefährlich für Aktivist/innen

Wenn man sich zum Beispiel an Wael Ghonim erinnert, den nun bekannten Ägypter, dessen Facebookseite „We are all Khaled Said“ tausende Menschen inspiriert hat, die Revolte im Januar zu unterstützen. Obwohl die Seite erst im Sommer 2010 ins Netz gestellte wurde – kurz nach dem Tod von Khaled Said durch die Hände der Polizei –, entwickelte sie richtig Schwung Ende des Jahres 2010. Doch genau im November 2010 wurde die Seite von Facebook offline genommen, nachdem jemand dort gemeldet hatte, dass der Administrator der Seite ein Pseudonym benutze. Nur durch die guten Beziehungen des Google-Mitarbeiters Wael Ghonim und die Möglichkeit, Kontakt zu Facebookmitarbeiter aufzunehmen, gelang es, die Seite wieder online zu bekommen. Der Trick war, dass jemand anderes mit seinem Echtnamen als Administrator der Seite eingetragen wurde.

Dieser Fall ist eher außergewöhnlich: Nicht jeder hat so gute Beziehungen wie Wael Ghonim und kann diese nutzen. Wir wissen nicht, wie viele Leute und ihre Seiten durch die Facebook-Policy in Vergessenheit geraten sind, weil sie nicht wussten, wie sie mit einer Account-Deaktivierung umgehen sollten. In Ghonims Fall hätte die Nutzung seines echten Namens ihn in ernsthafte Schwierigkeiten bringen können. Zwar bringt Pseudonymität keine Garantien mit sich, aber es macht es für Behörden deutlich schwieriger, Aktivisten zu identifizieren.

Schutz vor Belästigung und Schikane

Es gibt also unzählige Gründe, warum ein Mensch sich sicherer fühlt, wenn er sich unter unter einem anderen Namen als dem Geburtsnamen anmeldet. Teenager, die Mitglieder der LGBT-Community sind, werden zum Beispiel regelmäßig Ziel von Belästigungen und Schikanen. Sie ziehen es deshalb vor, unter einem Pseudonym online zu sein. Ähnlich geht es Menschen, deren (Ehe-)Partner z. B. bei der Regierung arbeiten oder Personen des öffentlichen Lebens sind. Sie möchten ihr Leben und ihren Lebensstil weiterleben und fühlen sich wohler, wenn sie das mit einem anderen Namen online tun können, ohne direkt identifiziert zu werden. Ein weiteres Beispiel sind Opfer von häuslicher Gewalt und Vergewaltigung, die nicht vom Täter wiedergefunden werden wollen. Sie können sich mit einem alternativen Namen, einem Pseudonym besser schützen. Zusätzlich haben alle Menschen mit unpopulären, abweichenden und dissenten politischen Haltungen die Möglichkeit, ihr Leben und ihre Existenzgrundlage zu schützen, indem sie sich eben mit einem Pseudonym anmelden.

Der Supreme Court der USA drückte es im Fall McIntyre v. Ohio Elections Comm’n 514 U.S. 334, 357 (1995) so aus:

Anomymität ist ein Schutzschild gegen die Tyrannei der Mehrheit. Sie veranschaulicht den Sinn der Bill of Rights und das erste Amendment im Speziellen: unpopuläre Personen vor Vergeltung zu schützen, ihre Ideen vor Unterdrückung zu schützen und vor den Handlungen einer intoleranten Gesellschaft. Das Recht, anonym zu bleiben, darf nur dann verletzt werden, wenn es betrügerisches Verhalten schützt. Aber die politische Rede hat von ihrer Natur her manchmal unangenehme Konsequenzen, und im Allgemeinen räumt unsere Gesellschaft dem Wert der freien Rede größeres Gewicht als der Gefahr ihres Missbrauchs ein.

So wie der Gebrauch von echten Namen echte Konsequenzen haben kann, so kann die verpflichtende Nutzung derselben jeden von der Kommunikation ausschließen, der Vergeltung oder Nachteile für seine (abweichenden) Ansichten fürchten muss. Während ein Vorteil der Realnamenpflicht vielleicht ein zivileres Verhalten im Netz sein könnte, so ist sicher, dass die Realnamenpflicht auf Kosten der Meinungsvielfalt geht.

Die Blogger/innen von Geek Feminism haben in einem Wiki eine lange Liste von Menschen und Gruppen und potenziellen Gefahren für diese durch eine Klarnamenpflicht erstellt. Viele der Gründe auf dieser Liste plädieren für die Nutzung eines Pseudonyms aus Sicherheitsgründen, aber es gibt auch andere wichtige Gründe, warum jemand ein Pseudonym nutzen will.

Nehmen wir das Beispiel von Michael Anti, dem chinesischen Journalisten, der eigentlich Jing Zhao heißt. Anti wurde im Januar 2011 von Facebook geworfen, vermutlich weil jemand dort meldete, dass er einen anderen Namen als seinen Geburtsnamen nutzte. Obwohl er unter dem Pseudonym „Michael Anti“ schon seit zehn Jahren unter anderem in der New York Times publizierte, bestand Facebook auf der strikten Einhaltung seiner Realname-Policy.

Pseudonyme elementar für Meinungsfreiheit und -vielfalt

Trotzdem sind diese Strategien, die Echtnamen erfordern, fast unmöglich komplett umzusetzen, und wie verschiedene Beispiele gezeigt haben, führt die Durchsetzung dazu, dass gerade Menschen, die bekannt sind oder viele Feinde haben – das ist im Übrigen ein Ergebnis des Community Reportings – in den Fokus solcher Maßnahmen geraten.

Es ist natürlich das Recht von Firmen wie Google, Facebook oder wem auch immer, Strategien und Grundsätze zu entwickeln, von denen sie denken, dass sie besser zu ihren Services passen. Aber es ist kurzsichtig zu sagen, dass die Echtnamen-Pflicht zu einem zivileren Netz führe, wenn der Preis dafür Vielfalt und Meinungsfreiheit sind. Denn in der Tat hat die Realnamen-Pflicht einen Chilling Effect auf die freie Rede und die Meinungsfreiheit im Netz.

Dies ist eine gekürzte Version eines Artikels von Jillian York aus dem Jahr 2011. An den Argumenten und der Wichtigkeit von Pseudonymität hat sich seitdem nichts geändert. Der Artikel steht unter CC-BY.

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26 Ergänzungen

  1. Irgendwie wird die zentrale Frage nicht gestellt: Wer kann aus welchem Grund die Pseudonymität auflösen? Staatliche Stellen bei Straftatbeständen?

    1. Ja natürlich, das ist doch jetzt auch so. Bei den Tauschbörsen hat das doch alles auch wunderbar über die IP-Adresse geklappt.

      Also wozu brauchen wir Klarnamen? Für mich ganz klar induzierte Meinungsmache!

  2. Ein weiterer Grund: Viele Menschen sind nicht als Privatperson im Internet, sondern als Künstler, Performer, Models, Gamer, Blogger, Aktivisten, Kreative, Prominenz, … bitte zur Veranschaulichung mal an Pseudonyme wie Bud Spencer denken – was hätte der Klarname für einen Sinn gehabt?

  3. Markus Müller
    M. Müller.
    oder muss dann dort auch die Ausweisnummer mit dabei stehen?

    Wie gut das Umfragen auch nie getürkt werden. Vor allem nicht bei politischer Meiungsbildung, schon gar nicht im Internet, und wirklich NIE wenn es um Cyberkacke geht oder die Ausweitung der Totalüberwachung.

    1. … die Steueridentifikationsnummer!
      Nimm mal deine zur Hand!
      Genau … die ist völlig Anonym, nur diejenigen, die die Berechtigung haben, dürfen deinen Klarnamen lesen!

      Ja klar, wälst es nur wieder auf die STASI ab, die die PKZ auch so genutzt hat … die PKZ als Dreh und Angelpunkt in jeder Datenbank!
      … totale Kontrolle … nur war die EDV war noch nicht so weit, das man dieses System effizient nutzen konnte … Heute?
      Heute geht ohne EDV nichts mehr … bald wird bei jeder elektronischen Transaktion, die Steueridentnummer auftauchen … bei jeder behördlichen Anfrage … bald im implantierten Ausweis Chip … in Zugangskontrollen …

  4. Was ist jetzt eigentlich der konzeptionelle Unterschied zwischen einer Klarnamenpflicht überall und einem Judenstern?

      1. Tolle Beantwortung der Frage.
        Jetzt bitte das wort Unterschied beachten.
        Findest du keinen?

        1. Anhand deines „Klar-“ Namens kann ich nicht erkennen ob du ein schwuler schwarzhäutiger Jude bist oder ein hasspredigender Deutschtürke. Bei letzterem könnte sich ohnehin keiner merken wie der geschrieben oder ausgesprochen wird. Ob du Aids hast, ob du politisch rechts, links oder afd bist – all das bleibt im Verborgenen. Vielleicht empfindest du deinen Klar-Namen ja als eine Stigmatisierung und wirst deswegen ausgegrenzt? Kann ja sein, wenn du „Adolf bin Laden“ heist oder „Osama Priklopil“. Aber die meisten Menschen haben ganz unverfängliche Namen wie Schmidt oder Böhmermann.

          Ein Judenstern steht jedoch mit einem historischen Ereignis in Zusammenhang, der ja bereits verlinkt wurde. Ein Judenstern ist eben keine eindeutige Identifikation. Sogar Menschen nicht jüdischen Glaubens wurden wegen ihres Aussehens, wegen Meinungsäusserungen oder Zivilcourage, weil sie Juden beistanden, mit dem Judenstern „stigmatisiert“.

          Hilft dir das als „Denkansatz“?

          Noch ein paar Begriffe die du kennen solltest:
          https://de.wikipedia.org/wiki/Stigmatisierung
          https://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust
          https://de.wikipedia.org/wiki/Empathie

          1. „Anhand deines „Klar-“ Namens kann ich nicht erkennen ob du ein schwuler schwarzhäutiger Jude bist oder ein hasspredigender Deutschtürke.“
            Nein, aber du kannst vermuten, dass ich etwas bin – siehe die [[[Judenname]]] App, die vor recht kurzer Zeit durch die Medien ging.

            Dass das ungenau ist (was den Klarnamen eigentlich sogar schlechter macht), interessiert Hassgesteuerte nicht.

            „Ob du Aids hast, ob du politisch rechts, links oder afd bist – all das bleibt im Verborgenen“: Trifft auf Klarnamen und Judenstern in gleicher Weise zu. Kein Unterschied.

            “ Ein Judenstern ist eben keine eindeutige Identifikation.“
            Ein Name auch nicht. Beides bezeichnet Gruppen. Dazu muss man nicht mal Kevin Müller heißen. In meiner Stadt dürfte es z.B. mehr Nguyen geben als Müller, und wir sind nicht gerade ein Einwanderungszentrum.

            In allen Fällen kein konzeptioneller Unterschied.

            „Sogar Menschen nicht jüdischen Glaubens wurden wegen ihres Aussehens, wegen Meinungsäusserungen oder Zivilcourage, weil sie Juden beistanden, mit dem Judenstern „stigmatisiert““
            Kann dir mit deinem Namen genauso passieren. Du heißt Marianne Fress-Latte, bist also so eine Ökoterror-Gutmenschen-Tusse.
            Du kannst auch genauso heißen wie jemand, der „wegen Meinungsäusserungen oder Zivilcourage“ hingerichtet wird/werden soll – aber das hatten wir ja oben unter Aktivistinnen.

            —–
            Könnte es sein, dass hier irgendwas getriggert wurde?
            Weil ich statt sachlicher Antworten etwas bekomme, was ich persönliche Angriffe interpretiere.

            Ich habe die Frage gestellt, eben weil ich keinen Unterschied erkennen kann. Ich hätte gerne einen! Oder besser mehrere. Das ich keinen finde, macht mir nämlich Angst. Warum kann unter den geposteten Links nachgelesen werden.

          2. … jupp und bei Konvertiten (siehe Konversion https://de.m.wikipedia.org/wiki/Konversion_(Religion) ) wird es dann erst richtig Haarig!
            Die brauchen nicht ihre Namen zu ändern!
            … und wenn sie es dennoch tun, welcher ist jetzt der Klarname?
            Der Neue oder der Alte?
            Siehste, LennStar und schon kommen wir da ins Schleudern, nicht?
            Habo ist z.B. mein quasi „Künstlername“, mit diesem bzw. meinem anderen Künstlernamen, bringe ich öfters mal Leser auf die Palme und dann möchten sie gerne meinen Klar Namen wissen, um mich näher kennen zu lernen, mir ausführliche Fragen zu diversen Äußerungen stellen zu können … aber legt ein Künstler wert auf soviel Intimität mit fremden Leuten?
            Nicht viele, denk ich!
            Die Paparazzi vom Verfassungsschutz können da schon echt nervig sein!

          3. LennStar, …

            Warum du das als persönlichen Angriff betrachtest ist, weil du scheinbar das Konzept der Stigmatisierung kennengelernt hast, aber auf etwas herumreitest, einem Gedanken den du für genial hälst, aber im Hinterstübchen genau weist, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

            Vielleicht verwechselst du Korrelation mit Kausalität.

            Den Namen gaben dir deine Eltern, das Pseudonym du dir selbst. In beiden Fällen, in der Regel, aus positiven Beweggründen.

            Das Stigma hingegen wird dir, von anderen, aus negativen Beweggründen, aufgezwungen.

            Ich persönlich denke das Klarnamen quatsch sind, aus anderen Gründen. Wie du richtig sagtest, sie haben keine Aussagekraft. Ich bin nicht Youtube und ich komme auch nicht aus der Stadt Grabow. Noch habe ich etwas mit einem „Zucker-Schaum-Ding-mit-Schokoglasur-auf-Keks“ Hersteller zu tun. Ich wollte nicht Negerkuss sagen. Neger ist ja auch eine Form von Stigma, in den Köpfen vieler Menschen. Und auch die Diskussion darüber ist müßig.

            LennStar – ich entschuldige mich. Meine Worte sollten nicht verletzen, ich bin nur manchmal, aus evolutionären Gründen, ein doofes Arschloch. Als Mensch geboren, kann ich gar nichts dafür.

          4. “ “ Ein Judenstern ist eben keine eindeutige Identifikation.“
            Ein Name auch nicht. Beides bezeichnet Gruppen. Dazu muss man nicht mal Kevin Müller heißen. In meiner Stadt dürfte es z.B. mehr Nguyen geben als Müller, und wir sind nicht gerade ein Einwanderungszentrum. “

            Es gibt aber auch eindeutig identifizierbare Namen. Nicht dass das viele Menschen betrifft, aber die wären dann ja bei einer Klarnamenpflicht benachteiligt.

    1. Der Judenstern wurde eingesetzt, um die Individualität der Betroffenen aufzuheben und als „Juden“ kollektiv zu stigmatisieren. Er war Teil der Aktion, in dessen Kontext sämtliche Klarnamen der Juden offiziell durch „Sarah“ (für Frauen) und „Israel“ (für Männer) in offiziellen Dokumenten ersetzt wurden, um ihre Individualität aufzuheben und es so zu erleichtern, sie kollektiv als „Parasiten am Volkskörper“ zu bezeichnen, sie zu entmenschlichen und letztendlich zu ermorden. Die Klarnamenpflicht stellt sicher, dass jede individuelle Meinung einem Individuum zuzuordnen ist. Das ist der „konzeptionelle Unterschied“. Diese beiden Dinge gleichzusetzen, wie du es unterschwellig durch deine Frage tust, mag sich noch im Rahmen der Meinungsfreiheit befinden, halte ich allerdings für geschichtsvergessen und absolut unangemessen. Dazu stehe ich mit meinem echten Namen.

  5. Man denke mal an z.B. Youtuber, die islamkritische Videos machen. Wer hat Interesse herauszufinden, wer diese Personen sind?
    Klarnamen wären mit das Ende des Internets in der jetzigen Form.

    Aber Meinungfreiheit, Diskurs und Diskussion sind in einer narrativen Gesellschaft wohl nich mehr gewollt.

    1. Na‘ … welcher Politiker möchte gern privatorganisierte Aktionen gegen die Triebfeder seiner Politik?
      Ein „Sicherheitspolitiker“ fühlt sich sicher ordentlich angepieselt, wenn man ihm seine Terrorverdächtigen nimmt, in dem man sie von ihren Irrwegen abbringt!
      Nein, nein … ihren Glauben sollen sie ja nicht aufgeben, nur den Koran einmal Lesen!
      … die Übersetzung ist indes schwierig … z.B. das Wort „Dschihad“ kann bedeuten:
      – heiliger Krieg
      – bemühen
      Letzteres ist einem Hassprediger sicher nicht genehm!
      Was die damaligen Schreiber des Koran im Sinn hatten und was durch die sprachliche Entwicklung geändert hat … wir Normalsterbliche können das nicht überblicken!
      … und das nutzen unsere Politiker auch aus, diese nutzen nämlich auch lieber „heiliger Krieg“, als „bemühen“ … weil mit Krieg kann man sich profilieren, etablieren und ordentliche Sicherheitspolitik, mit ordentlichen Profiten, machen kann!
      … es ist Still um Schily geworden … http://www.berliner-zeitung.de/otto-schily-ist-heute-als-unternehmer-an-mehreren-fronten-aktiv—mit-durchwachsenem-erfolg-vom-minister-zum-firmenjongleur-15033218

  6. M. E. geht die Forderung nach Klarnamen vor allem auf die vielen Haßkommentare“ zurück. Möglicherweise würden Kommentatoren tatsächlich durch eine Pflicht zum Klarnamen zurückhaltender in ihrer Ausdrucksweise oder Kommentare ganz unterlassen. Aber ist das nicht eine Art von Zensur? – Ja, viele Dinge die geschrieben werden finde ich auch unerträglich. Aber ich bin auch froh, wenn jeder sagen kann was er denkt. Dann kann man damit umgehen. Meiner Meinung nach wird auch niemand zum Sozialist,wenn die NPD verboten werden sollte. Demokratie ist eben etwas für das man sich immer wieder einsetzen muss, weil es eben auch Pluralität in den Meinungen bedeutet.
    Vielleicht wäre es aber eine Idee die Gewaltenteilung um den neu aufkommenden Datensammelwust um eine vierte Gewalt zu ergänzen: Inspektikative (die Lateiner mögen es korrigieren). Diese könnte die Hoheit über Daten, deren Ermittlung und Weitergabe haben und vor dem Zugriff abhängiger Wissensdurstiger schützen..

    1. Zu DDR Zeiten gab es das Ministerium für Kultur -> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ministerium_für_Kultur_(DDR)
      Das hätte es abdecken können!
      Wurde aber abgewickelt, jetzt sucht jedes Kultusministerium des jeweiligen Landes nach den richtigen Formulierungen!
      Man könnte Anregen, das man wieder ein solches gründet, zum Zwecke der „Sprach/-Umgangskulturerhaltung“ …
      Naja … zumindest kann man in diesem Ministerium … verdiente Politiker unterbringen, die sich in der Wirtschaft keinen Platz durch angepasste Gesetze bzw. Basta Entscheidungen ergattern konnten, wie z.B. der Herr Gabriel -> http://mobil.n-tv.de/wirtschaft/Gabriel-und-OLG-beharken-sich-weiter-article18248221.html

      1. Tatsächlich finde ich es eine gute Idee etwas für die Umgangsformen zu tun. Es gab ja auch mal eine Netiquette. Einen neue Kniggebevormundung möchte ich dagegen nicht. Eher, dass man erlernt Lösungsansätze für die Probleme unserer Zeit zu entwickeln und ohne sie immer gleich zu bewerten, diskutiert. Man sollte versuchen die Aufmerksamkeitsspanne und die Geduld zu trainieren. Wenn wir lernen Lösungen zu entwickeln können wir Politikern auch besser mitteilen, was wir möchten und warum wir es möchten. Gleichzeitig würde es den Populisten den Wind aus den Segeln nehmen, ohne dass man ständig auf ihnen herumhakt und ihnen so nur unnötig Aufmerksamkeit verschafft.

  7. Ist wie im Kalten Krieg … „Totrüsten“!
    Die Gegner waren mit Klarnamen bekannt … wer mehr Kohle hatte, gewann!

    Hmmm … klingt nach … Behörde gegen Bürger … klar wer hier Gewinnt!
    Der Bürger hat nur begrenzte Ressourcen für seinen Anwalt … die Behörde/Land/Bund schließt mal eben eine Schule und … bezahlt drei Anwälte!

    Den Bürger Tot Klagen … jupp … da überlegt sich auch der Bürger mit Anrecht bzw. Grundrecht, sich dieses auch Einzuklagen oder auch nur mal darüber öffentlich mit seinem Klarnamen zu beklagen!

    Einschüchterung, Androhung von Repressionen, sich um Bürgerrechte nicht die Bohne scheren müssen … so macht Regieren Spaß!

  8. Für mich ist der Fall ganz konkret:

    Mein Facebook-Account mit Pseudonym-Name wurde von Facebook im Hinblick auf den fehlenden Klarnamen angemahnt: 7 Tage Zeit meinen Klarnamen mit Ausweis oder anderem Dokument an Facebook mitzuteilen. Ansonsten dauerhafte Sperrung des Accounts bis dies erfolgt.

    Ich habe daraufhin meinen Account gelöscht, obwohl ich immer gerne bei Facebook zu unterschiedlichsten Themen quer gelesen habe und auch schon mal den einen oder anderen Kommentar gepostet habe.

    Wenn ich meinen Klarnamen bei Facebook oder anderswo angäbe, dann wäre ich, weil ich das Internet beruflich nutze auch mit meiner Privatadresse zu finden (u.a. Büro zu Hause):

    Wenn ich mich dann also angemessen, höflich und natürlich nicht auf eine strafbare Art und Weise zu einem umstrittenen Thema äußere, kann es immer sein, daß man an Leute gerät, die diese Meinungsäußerung trotzdem nicht tolerieren und einen mit einem Shit-Storm belegen.

    Und sogar über den Klarnamen dann versuchen geschäftsschädigend zu wirken oder im Extremfall einen privat stalken, Sachbeschädigung begehen usw. weil man ja über den Klarnamen zu finden ist.

    Man muß glaube ich nicht viel Phantasie haben – wenn man nicht gar schon selber solche Erfahrungen gemacht hat – daß so ein Szenario nicht unwahrscheinlich oder völlig aus der Luft gegriffen ist.

    Das bedeutet nun für mich konkret, dass ich einer induzierter Selbstzensur unterliege, weil ich mich eben nicht zu kritischen Themen oder eine abweichende Meinung aufgrund des Klarnamenzwangs äußern kann.

    Daß ein gewerblich genutztes Profil einem Klarnamenzwang unterliegt finde ich vollkommen angemessen. Aber im privaten Bereich kann ich dies absolut nicht nachvollziehen:

    Neben den von mir oben angeführten Gründen, rät auch jeder Datenschutzbeauftrage und auch ein Karriere-Coach in der Regel dazu, so wenig wie möglich Persönliches im Internet anzugeben, wenn man sich dort auf Seiten registriert. Dazu zählt ins Besondere natürlich der Klarname und auch eine E-Mailadresse aus der sich der Klarname erschließt:

    Die Konsequenzen können ggf. gewaltig sein: Dem Chef/der Firma schmeckt etwas nicht und die Karriere ist dann eingeschränkt oder beendet. Oder man wird aufgrund einer umstrittenen Äußerung pauschal in eine bestimmte Ecke gestellt, verunglimpft etc.

    Darüber hinaus ist ja bei strafbaren Äußerungen oder Verhalten durchaus eine Ermittlung über die Behörden möglich. Somit kann man ja Straftaten verfolgen und in einem notwendigen Fall die Leute hinter den Pseudonymen ermitteln.

    Eine so für mich absolut untragbare und meine Freiheit einschränkende Situation.

  9. Klarnamenpflicht würde einiges ändern in der Welt. Vielleicht sogar die Chance liefern, dass es nie wieer Kriege gibt.

    In der heutigen Welt stimmt vieles grundsätzlich nicht. Deswegen sind Argumente, es war immer so, nicht gerade überzeugend.

  10. Wenn Klarnamen im Internet Pflicht sein würden, dann würde es wahrscheinlich mehr anonym veröffentlichte Bücher geben, da selbst bei einem Verbot für anonyme Bücher dies viel schwieriger umzusetzen bzw. zu kontrollieren ist als die Klarnamenpflicht im Internet.

  11. Für mich trifft der Begriff Klarnamenpflicht nicht den Kern der Sache.

    Ich bin sehr dafür, dass man Kommentare, Blogs etc. unter Pseudonym veröffentlichen darf. Es gibt hierfür schließlich, wie im Artikel genannt, starke Gründe, gerade, wenn es um den Schutz des Einzelnen geht.

    Es ist aber auch gar nicht nötig, dass der Klarname veröffentlicht wird und dennoch der Kommentator sich selbst zu seiner eigenen, natürlichen Person bekennt. Wir kennen das seit Jahrhunderten aus den Zeitungsleserbriefen unter dem Begriff „Autor ist der Redaktion bekannt.“. Niemand der adressierten Lesergruppe erfährt den Klarnamen, aber das Medium, das den Beitrag veröffentlicht, kennt ihn.

    Dieses Instrument erzeugt ‚Mäßigung‘, oder kennt Ihr Hasskommentare aus der Tageszeitung? Und, im äußersten Fall ermöglicht es tatsächlich die Verfolgung von Straftaten.

    Ich denke, dass das vielleicht nicht das Mittel der Wahl ist, wenn man in Ägypten oder China gegen die Obrigkeiten bloggen will. In Deutschland muss keiner wirkliche Repressalien befürchten.

    Eure Meinung?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.