Logbuch Netzpoltik erklärbärt Drosselpläne der Telekom

Linus Neumann und Tim Pritlove haben sich in ihren Podcast Logbuch Netzpolitik Clemens Schrimpe eingeladen und reden mit dem Spezialexperten™ über die Pläne der Telekom zur Drosselung der DSL-Anschlüsse und wieso die Telekom gar kein Bandbreiten-Problem haben kann. Außerdem geht es um das eGovernment-Gesetz samt De-Mail-Klausel, das Urteil des Landgerichts Dresden zur Funkzellenabfrage und den Klarnamenstreit bei Facebook.

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6 Ergänzungen

  1. Hat „Spezialexperte“ nicht üblicherweise eine negative Konnotation, oder lese ich nur zu oft fefe?

  2. Tim ist schuld. Der hat in einem seiner Podcasts in den letzten Monaten gelegentlich symmetrisches DSL gefordert, also upstream = downstream. Das führt die Telekom ja jetzt als Treuebonus für die Tech-Affinen ein, für die Kunden, die ihr Angebot reichlich und gerne nutzen. So Bonusmeilen-mäßig, ab 75 gesammelten GB-Treuepunkten. Dass es sich erstmal um 384 kbit/s pro Richtung handelt, ist nur ’ne Kinderkrankheit – wie ich die Telekom kenne, können wir bis 2020 bestimmt mit dem Doppelten rechnen.

    ;)

  3. Varinia Bernau erklärt heute in der Süddeutschen das Timotheus Höttges gegen den Shitstorm halten wird:
    „Nicht nur weil er ein so harter Hund ist. Sondern vor allem, weil er es seinen Kunden und Aktionären schuldig ist.“

  4. Es passt zwar gerade nicht zum Thema, ist aber mindestens genauso wichtig (nur werde ich nicht das gleiche Medienecho erreichen wie die Konzerne, die gerade Markteintrittsbarrieren forcieren):

    Ich fordere diskriminierungsfreien Zugang zur Identifizierungsfunktion des neuen Personalausweises. Der Steuerzahler hat schließlich dafür bezahlt!

    Nicht nur akkreditierte Firmen sollen ihren „gegenüberstehenden“ Kunden identifizieren dürfen, nachdem sich der Kunde entschieden hat, den Personalausweis online zu nutzen.

    Die API des Personalausweises soll für alle bedingungslos geöffnet werden!

  5. Kleines Transkript:

    Linus: Gibt es technisch gesehen einen Grund dafür, dass die das machen? Ist das irgendwie nachvollziehbar oder sinnvoll, aus einer rein technischen Perspektive?

    Clemens: Du stellst jetzt die selbe Frage wie die, die man der Atomindustrie gestellt hat: Wenn ihr nicht Atomkraftwerke bauen dürft, gehen dann in Deutschland die Lichter aus? Wenn ich die Telekom wäre, würde ich sagen: ja. Aber wenn du dir das mal anguckst: Die haben ja ein Netz, das funktioniert. Das funktioniert auch gar nicht so schlecht. Wenn sie jetzt auch immer rumjammern „das ist ja nötig für den Netzausbau“, dann muss man mal hinterfragen: Wie funktioniert so ein Netzausbau? Wo liegen da die Investitionen? Wo liegen da die laufenden Kosten?

    Wenn man das auf das Volumen abstellt, sogar auf das monatliche Volumen, würde man ja glauben, dass der Netzausbau monatlich immer wieder neue Kosten erzeugt. Dem ist aber nicht so.

    Netzausbau bedeutet: Du erschließt einen Standort. Das heißt du kaufst ein Grundstück oder mietest irgendwas, oder wenn du nur einen Kasten auf die Straße stellst, stellst du einen Antrag bei irgendeiner Behörde. Kaufst diesen Kasten, stellst den da hin, lässt dir einen Elektro-Anschluss legen. Das sind alles Investitionskosten, die du da rein tun musst. Dann kaufst du da Equipment, das du da rein schraubst, das eine Abschreibungsdauer hat. Aber dann ist es da.

    Und dieses Equipment kostet genauso viel egal wie viel es genutzt wird oder nicht. Deswegen halte ich zum Beispiel diesen Spin, wo man das mit dem Volumen, also mit der Nutzung dieses Netzes in Verbindung bringt, den halte ich einfach für falsch.

    Ja ok, so ein Switch verbraucht ein paar Milliwatt mehr, wenn er wirklich etwas tut. Vielleicht haben sie ein bisschen mehr Stromverbrauch. Aber das was richtig Geld kostet, also die Investitionskosten, das da hinzustellen, ist vollkommen unabhängig vom Volumen. Weil der Kasten steht da, auch wenn die Straße nicht surft. Und wenn sie alle gleichzeitig YouPorn klicken, steht der Kasten auch da und hat das selbe gekostet.

    Das ist garantiert nicht notwendig für den Netzausbau.
    […]
    Aber nochmal: Die Investitionen, die Kosten sind alles fixe Kosten, die man da rein schraubt: Abschreibungskosten, bisschen Stromverbrauch dazu. Aber das ist alles unabhängig vom Verbrauch. Ob du den Kasten nutzt oder nicht, ist vollkommen egal.

    Linus: Was ist an dem Argument dran: Dieser eine Kasten, der hier vor der Tür steht, ist jetzt ausgelastet, ich muss den nächsten daneben stellen?

    Clemens: Ja, aber das sind ja Anschlusskosten, für die sie ja von den Leuten auch Anschlussgebühren verlangen, monatliche Gebühren. Auch das hat wieder mit dem Volumen, das die Leute verbrauchen, nichts zu tun.

    Wo das Volumen ins Spiel kommt, ist beim Peering oder – nicht notwendigerweise nur im Backbone – aber auch bei den Verbindungen zur Außenwelt. Wo man die Telekom-Wolke verlässt in Richtung anderer Provider.

    Linus: Also da, wo das Netz, das die Telekom in Deutschland anbietet, mit dem Internet verbunden ist, mit den anderen Providern.

    Clemens: Mit dem Rest des Internets, ja genau.

    Linus: Dieser Übergang findet statt in Frankfurt und?

    Clemens: Der findet nicht nur da statt. Der findet überall da statt, wo du Peering machen willst. Der findet auch in mehreren deutschen Städten statt.

    Nun ist allerdings die Telekom auch dafür berühmt, dass sie eigentlich nicht peert. Weil sie sagt: „Wir sind so groß…“

    Also es gibt ein technisches Peering, das heißt, es gibt eine technische Beziehung oder ein Kabel zwischen zwei Providern.

    Dann gibt es sozusagen noch den politischen Ausdruck Peering, wo man wirklich das Wort „Peer“, also sozusagen „Gleichberechtigter“ nimmt. Wenn ein ISP eine Verbindung mit einem anderen ISP hat, der genauso groß ist und so stark ist wie er, dann peert man. Das heißt, man zahlt sich gegenseitig kein Geld. Man verbindet sich nur, dass das ganze funktioniert. Aber man zahlt sich gegenseitig kein Geld.

    Linus: Man legt ein Kabel rüber und diese beiden ISPs sind dann verbunden.

    Clemens: Ja genau. Und die sagen: Ich glaube, dass du mir genau soviel Verkehr lieferst wie ich, deswegen fangen wir gar nicht an zu rechnen und dann ist gut. Das ist das politische Peering.

    Wenn nun ein großer mit einem kleinen zusammenstößt, dann sagt der große: „Was hast denn du schon zu bieten? Ich biete dir das ganze Internet. Dafür zahlst du mir jetzt was.“ Das ist Transit.

    Ich glaube nicht, dass die Telekom bei ihrer Größe irgendjemandem irgendwo Transit zahlt. Ich glaube es nicht.

    Telekom gibt es ja auch nicht bloß in Deutschland. Die haben ihre internationalen Backbones. Der Telekom gehören Anteile an transatlantischen Glasfaserleitungen und so weiter und so fort. Die haben einfach ihre Kabel in die großen Internet-Exchanges dieser Welt und peeren dort mit ihresgleichen. Und der Rest soll halt zahlen, wenn er bei ihnen connected.

    Das heißt, ich glaube wirklich nicht daran, dass die Telekom dadurch, dass irgendwelche fünf Leute im Prenzlauer Berg häufiger auf YouTube klicken, effektiv wirklich mehr Geld bezahlen muss.
    […]
    Aber das widerspricht der Argumentation, die sie gegenüber den Kunden bringen, dass sie sagen: „Wir wollen, dass die Leute, die viel nutzen auch viel zahlen, weil sonst funktioniert unser Netz nicht.“

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.