Dradio Wissen: Eine Weltorganisation für geistigen Reichtum? UPDATE

Wie lange sollen Urheberrechte dauern? Wollen wir Patente auf Lebewesen, oder auf Software? Wie verwalten wir als Gesellschaft unser Wissen? Mit solchen Fragen befasst sich die World Intellectual Property Organisation (WIPO). Bei dieser Teilorganisation der Vereinten Nationen handeln die Staaten der Welt Verträge wie etwa den, in dem steht, dass es illegal ist, digitale Restriktionen (DRM) zu umgehen. Diese Verträge werden dann von der EU und anschliessend auch von Deutschland umgesetzt, etwa die European Union Copyright Directive (EUCD).

Seit 2004 setzt sich die Free Software Foundation Europe bei der WIPO für eine bessere Verwaltung von Wissen ein. Unsere wichtigste Forderung ist, bei Urheberrecht und Patenten den Nutzen gegen die Kosten abzuwiegen. Viele Mitgliedsstaaten und die sehr starke Industrielobby bei der WIPO stellen diese künstlich geschaffenen Monopole auf Ideen als Selbstzweck dar. In Wirklichkeit sind Urheberrecht und Patente nur zwei Werkzeuge in einem ganzen Sortiment, um die Schaffung neuen Wissens zu fördern. Zu dem Thema gebe ich heute ab ca. 10:35 ein Interview bei DRadio Wissen.

[UPDATE: So, jetzt ist auch die Aufzeichnung online, leider nur als .mp3. Wie es bei Live-Interviews so geht, haben wir dann doch hauptsächlich über Zugang zu Wissen und das Urheberrecht als politisches Problem gesprochen.]

Leider geht der Trend bei der WIPO gerade in die entgegengesetzte Richtung. Wir hatten einige Hoffnung auf den neuen Generaldirektor Francis Gurry gesetzt, der 2008 die Leitung der Organisation übernahm. Der unternahm einige Schritte in die richtige Richtung. So stellte er etwa einen Chefökonomen ein, der Informationen über die tatsächliche Situation in den Mitgliedsstaaten zusammen tragen sollte, und die Auswirkungen von WIPO-Regeln beobachten. (Ihr habt schon richtig verstanden: Das hat dort vorher tatsächlich niemand gemacht.)

Mit den Hoffnungen ist es aber spätestens vorbei, seit sich Gurry im Juni 2011 nicht entblödete zu behaupten, dass das World Wide Web sich sehr viel besser entwickelt hätte, wenn es patentiert gewesen wäre. Als Triumph von Ideologie über Fakten ist das schwer zu überbieten.

Also wird FSFE wohl oder übel bei der WIPO weiter machen müssen. Dort bewegen sich die Dinge nur sehr langsam, aber wir können sie in die richtige Richtung drücken: Hin zu einer besseren Wissensordnung. Eure Unterstützung und Hilfe können wir dabei gut gebrauchen.

 

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