Vertrauenswürdiges chinesisches Internet

Bereits im August veröffentlichte das volksrepublikanische Bildungsministerium eine Liste von neuen Begriffen, die gemeinhin wenig bekannt, aber bereits Teil der Alltagssprache geworden waren. Die Neuaufnahmen wurden vom Bildungsministerium dokumentiert, und waren auch für mich mehrheitlich neu, weil auf chinesisch: 教育部公布171条汉语新词.

Die „neuen Begriffe“ auf dinglisch sind dabei aber lediglich solche, die den Lesern dieses Blogs bekannt und nur müdes Lächeln auslösen dürften: grassroots movement, citizen journalism, netizen, … Zur Einschätzung hilft ein Artikel von Josie Liu, sie kommentierte die Liste so: Netizens Don’t Get New Web Vocabularies.

The list [of new vocabulary said to be mostly originated from the Web] containing over 170 new Chinese words, is compiled by language experts at the ministry, as part of its report on the use of Chinese language in 2006.

But a majority of the over 1000 netizens commenting on the new release, including some heavy web users, said they did not recognize most of these new words. Indeed, except for only a few terms, such as blog article, grassroots netizen, second-generation one-child family, and Gu Ge, the Chinese version for Google, the list is full of words that do not make much sense to even native Chinese speakers.

„I’m afraid it’s the first time for most Chinese people to see 90 percent of the words on the list,“ one commented.

Dennoch, oder vielleicht weil alle Medieinhalte im chinesischen Netz gefiltert und zwangsbegrünt werden, haben die Chinesen wohl großes Vertrauen in das chinesische Internet, wie neuere Umfragen zeigen. Gerade „Mainstream“ Medien schneiden da besonders gut ab, wobei wenig erstaunt, dass die ausländischen leicht vorne liegen, allen Ketten und guten inländischen Quellen zum Trotz – Lian Yue, dessen Blog letzte Woche einen BOB gewann, schrieb damals über die geplante Chemiefabrik in Xiamen und löste eine zweitägige Demonstration aus. Die Masse macht es nicht…

Es ist ein herrschendes Vorurteil, dass Blogs als ‚einzige unabhängige Informationsquelle‘ eben noch nicht entdeckt wurden. Diesem Vorurteil widmete sich die Chinese Blogger Conference 2007:

One of the most talked about sessions of the conference was a panel about the relationship between blogs and traditional media, moderated by Global Voices Online co-founder and University of Hong Kong journalism professor Rebecca MacKinnon. Joshua Chin wrote in his blog Chi-infamous that while the topic may be „old,“ it was „still relevant in China, where blogs count as virtually the only independent source of news.“

According to John Kennedy’s live blog of the conference, blogger Guo Daxia said that traditional Chinese media often report only the views of the government and the people in power, but online publishing allows „interactivity“ and provides an outlet for anyone to voice their opinion.

Concerned about bloggers who write anonymously, however, a member of the panel audience questioned whether journalism ethics could be upheld. According to Chin, former TV journalist Bei Feng replied, „The law makes it possible to hold people responsible for what they write online. For that reason, you’re even more careful about what you publish; your standards are even higher.“

Joi Ito war auch dort; mehr Details im Live Blog. (Ich wäre vermutlich hier hingegangen, um mich aufklären zu lassen.) Es gibt auch allerlei Material Votragsfolien im Netz zum Nachlesen.

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