Microsoft übt Kritik an OpenDocument

Im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts wurde diese Woche eine Maßnahme auf den Weg gebracht, die den dortigen Regierungsbehörden ab dem 1. Januar 2007 die Benutzung offener Dokumentformate vorschreibt. Allen voran ist damit OpenDocument gemeint, entwickelt von der Arbeitsgruppe OASIS, die aus dem OpenOffice-Projekt hervorgegangen ist. Eric Kriss, Verwaltungs- und Finanzsekretär in Massachusetts, begründet die Entscheidung folgendermaßen:

It is an overriding imperative of the American democratic system that we cannot have our public documents locked up in some kind of proprietary format, perhaps unreadable in the future, or subject to a proprietary system license that restricts access.
(Quelle: Informal comments on Open Formats, Eric Kriss)

Bislang wurde in Massachusetts vor allem Microsoft Office verwendet, jedoch hat Microsoft Unterstützung der OpenDocument-Dateiformate unter Angabe technischer Gründe ausgeschlossen. Stattdessen versucht Microsoft-Manager Alan Yates in einem Brief an Eric Kriss und den Leiter der örtlichen Information Technology Division, Peter Quinn, eine Schwäche zu erläutern, die man bei OpenDocument ausgemacht zu haben glaubt:

The draft policy identifies four products that support the OpenDocument format: Sun’s StarOffice, OpenOffice.org, KOffice, and IBM Workplace. In reality, these products are slight variations of the same StarOffice code base, which Sun acquired from a German company in 1999. The different names are little more than unique brands applied by the vendors to the various flavors of the code base that they have developed. In essence, a commitment to the OpenDocument format is a commitment to a single product or technology. This approach to product selection by policy violates well-accepted public procurement norms.

Hier irrt Microsoft. Bei KOffice handelt es sich um ein seit 2000 1998 von Grund auf neu entwickeltes Office-Paket für die freie Desktop-Umgebung KDE, nicht etwa um einen StarOffice-Ableger. Notes-Nachfolger IBM Workplace benutzt zwar auch OpenOffice-Code, ist als Client/Server-Lösung aber derart anders aufgestellt, dass man wohl kaum vom selben Produkt sprechen kann. Nicht zuletzt wurden auch von AbiWord und TextMaker bereits Versionen angekündigt, die OpenDocument lesen und schreiben können sollen.

Unterm Strich zeichnet sich also breite Unterstützung für die immerhin erst im Mai verabschiedeten Formate ab, die auch bei der Europäischen Kommission im Gespräch sind und Gefallen finden.

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