Philip Rizk: Deutsch-ägyptischer Blogger in Ägypten entführt

Der ägyptische Staatssicherheitsdienst hat bereits am Freitag den Studenten, Blogger und Journalisten Philip Rizk nach einer Demonstration entführt und hält ihn seitdem an einem unbekannten Ort fest.

Rizk wurde nach einer Pro-Gaza-Demonstration in eine Polizeistation gelockt und von dort aus entführt. Dabei lieferten sich die Sicherheitskräfte eine Verfolgungsjagd mit Rizks Kollegen, wie die britisch-ägyptische Journalistin Sarah Carr in ihrem ausführlichen Bericht beschreibt:

All hell broke out at 11 p.m. The lawyers rang down to say that Philip had been kidnapped: state security officers had told him that they wanted him for questioning without the lawyers in a room next door. They took him downstairs and put him in a Suzuki microbus which, when it appeared at the police station’s exit, we attempted to prevent moving by blocking its path. It forced its way through while state security officers frenziedly threw us out of the way.

Seitdem ist Rizk verschollen, auch wenn der schwedische Journalist Per Bjørklund berichtet, nach inoffiziellen Aussagen eines hohen Beamten sei der Blogger in das Kairoer Hauptquartier des Staatssicherheitsdienstes gebracht worden.

Es kann als sicher angesehen werden, dass Rizk wegen seines Engagements für den Gaza-Streifen entführt wurde. Dort hat der Student der amerikanischen Universität in Kairo zwei Jahre lang gelebt und unter anderem einen Dokumentarfilm über das Leben im Westjordanland in Palästina gedreht. Nach seiner Rückkehr nach Ägypten setzte er dieses Engagement fort – unter anderen im Rahmen der Demonstration, nach der er nun inhaftiert wurde. Auch sein Blog tabula gaza widmet sich ausschließlich dem an Ägypten grenzenden Landstreifen.

Die Unterstützung der Palästinenser wird von dem ägyptischen Regime, einem der engsten Verbündeten der USA im Nahen Osten, als Gefährdung seiner Machtbasis angesehen. In der Vergangenheit hat die stark politisierte ägyptische Bloggerszene sich immer wieder in diesem Bereich engagiert, so sitzt mit Mohamed Adel ein weiterer prominenter Blogger bereits seit November im Gefängnis, nachdem er in einem ähnlichen Zusammenhang wie Rizk festgenommen worden war.

Dieser dürfte aber dank seines deutschen Pass und guten Beziehungen zu der Familie des deutschen Botschafters in Ägypten bessere Chancen haben, bald wieder freizukommen, wie das Nahost-Blog Al Sharq berichtet.

Der schweizer Korrespondent André Marty hat weitere Eindrücke von einem Treffen mit Rizk:

Jeden Tag läuft er in seinem Quartier an einer Polizeistation vorbei. „Das erinnert dich daran, dass du der nächste sein kannst, den sie reinholen.“

Nachtrag (01:13): Wie gerade an die Mitglieder einer Facebook-Gruppe zur Unterstützung Philip Rizks verbreitet wurde, durchsuchen im Moment Angehörige der Staatssicherheit die Wohnung seiner Familie.

Nachtrag 2 (20:52) Nachdem die Geheimpolizei in der vergangenen Nacht zeitweilig abgezogen war, wurde später versucht, Philips Vater Maged ebenfalls in eine Polizeiwache zu locken – ausgerechnet mit dem Argument, er solle über die vorhergegangene Hausdurchsuchung aussagen. Das berichtet Philips Schwester via Facebook. Nach Intervention eines Anwalts verschanzte sich die Familie bis zum Abzug der Polizei am frühen Morgen.

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6 Ergänzungen

  1. er hat im gaza-streifen gelebt und dort eine westbank-doku gedreht?
    bitte an dem satz etwas drehen :)

  2. @Name

    Danke für den Hinweis. Die Information ist zwar so einer Quelle entnommen, dein Einwand, dass das nicht ganz passt, ist aber doch sehr nachvollziehbar. Geändert.

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