Tagesspiegel: Wie aus Rangeleien massive Ausschreitungen werden

Ich bin etwas irritiert, wie der gedruckte Tagesspiegel über die Freiheit statt Angst Demonstration berichtet: Großdemo für mehr Datenschutz.

Im vergangenen Jahr hatte es auf der Demo desselben Veranstalters massive Ausschreitungen vor dem Hotel Adlon gegeben, acht Personen waren damals festgenommen worden. Gegen den Willen des Protestbündnisses hatte sich damals ein großer Block gewaltbereiter Autonomer während der Demo gesammelt und dann die Polizei angegriffen.

Vermutlich verwechselt der Redakteur die Demonstration am 22. September 2007 mit einer anderen. Ein Blick ins eigene Archiv hätte hierbei geholfen: Tausende protestieren in Berlin gegen zunehmende Überwachung.

Am Rande der Veranstaltung ist es nach Polizeiangaben zu Rangeleien mit etwa 400 Teilnehmern gekommen, die sich Vorkontrollen widersetzt hätten. Dabei seien am Hotel Adlon Stühle und Tische zerstört worden. Die Polizei hat nach eigenen Angaben mit Hilfe des Veranstalters die Lage beruhigen können.

Wie schnell doch beim Tagesspiegel mit etwas Zeit aus „Rangeleien“ „massive Ausschreitungen“ werden können. Und verwunderlich, wie aus „Vorkontrollen widersetzen“ dann „Polizei angreifen“ wird. Ich war damals vor Ort und hab letzteres nicht gesehen.

Ich freue mich ja, dass der Tagesspiegel diesmal vorher berichtet. Aber wenn der halbe Artikel vor massiven Ausschreitungen warnt, ist das doch eher kontraproduktiv. Schade.

Nachtrag: Zumindest der Online-Text wurde nachträglich angepasst:

Im vergangenen Jahr war es am Rande einer Demonstration desselben Veranstalters zu Rangeleien mit etwa 400 Teilnehmern gekommen, die sich Vorkontrollen widersetzt hatten. Dabei waren am Hotel Adlon Stühle und Tische zerstört worden. Acht Personen wurden festgenommen. Die Polizei hat deshalb die heutige Demonstration in der Gefährdungsanalyse als „störanfällig“ eingestuft. Mehrere 100 Beamte sind im Einsatz.

Der Nachtrag wurde aber nicht transparent kommuniziert.

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