Familienministerium: Britische Kinderpornographie-Filter funktionieren

Als unsere Familienministerin von der Leyen ihre Pläne bezüglich Sperrungen von Kinderpornographie-Seiten öffentlich kommunizierte, schrieb Alvar Freude einen offenen Brief an das Fmailienministerium. Nun ist die Antwort eingetroffen. Zwar heißt Alvar Freude nicht “ Herr Franke“, an den das Anschreibens addressiert ist, aber der Inhalt ist trotzdem interessant. Vor allem im Bezug auf die aktuelle Sperrung von Wikipedia in Grossbritanien, die gestern wieder aufgehoben wurde. Aus der Begründung:

Dass das System funktioniert, zeigen die jahrelangen Erfahrungen anderer Länder, die bereits Zugangssperren eingerichtet haben. Statt vor den Möglichkeiten im World-Wide-Web zu resignieren, werden alle Mittel gegen die Verbreitung von Kinderpornografie genutzt. Wenn Zugangsprovider das wollen, können sie heute punktgenau gefährliche Inhalte blockieren. Das zeigen die Beispiele aus dem Ausland. Die in Großbritannien eingeführte Technik vermag sogar einzelne Bilder zu sperren. Das Problem des unabsichtlichen Blockierens anderer Seiten („Overblocking“) ist damit technisch längst lösbar.

In Grossbritanien wurde ja gerade der Weltöffentlichkeit präsentiert, wie gut das System funktioniert: Während das beanstandete Album-Cover der Scorpions (Also das Bild) noch öffentlich zugänglich war, fiel die gesamte Wikipedia in UK einem Kollateralschaden zum Opfer und wurde fürs editieren gesperrt.

Zum Hintergrund: Netzpolitik-Interview: Alvar Freude über Netzsperrungen.

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8 Ergänzungen

  1. Punktgenau, oh ja.

    Man möchte sich in Trauer abwenden. Wie bei allen technischen Dingen muss da aber im Gegenteil wahrscheinlich mal wieder jemand hingehen und denen das genau erklären.

    Ob das für immer so bleiben wird, dass Politiker zwar denken, sich um das Netz kümmern zu müssen, aber keinerlei Motivation zeigen, zumindest die Grundlagen mal zu kapieren?

  2. Es ist beängstigend, mit welchem Nachdruck die eigene Ahnungslosigkeit demonstriert wird.

    Ein solches Schreiben jemandem wie Alvar Freude, der nun mal sehr kompetent auf diesem Feld ist, zuzuschicken, zeugt doch sehr von Selbstüberschätzung einerseits und blankem Aktionismus, der sich auch nicht durch fundierte Hinweise zu Reflexion hinreißen lässt, andererseits.

    Schön übrigens auch das dem Schreiben angehängte PDF, das Ihr hier gar nicht erwähnt, das aber – als wenn das nötig wäre – einmal mehr auf schmerzhafte Weise Zeugnis über die technische Kompetenz der Beteiligten ablegt.
    Es enthält tatsächlich ein auf der Website des Familienministeriums zugängliches Interview mit Frau von Leyen, das ausgedruckt, dann eingescannt und dann als Anhang an die Antwortmail geklatscht wurde.

    Da bin ich dann genauso sprachlos wie Alvar.

  3. Interessant ist vor allem wie die „Regierenden“ über das Internet bzw. dessen Benutzer (die meisten Bundesbürger – mit Ausnahme der Regierenden selbst und ihren sesselfu* Beamten) denken:

    „Technisch versierte Internetnutzer werden immer Wege finden, die Sperren zu umgehen. Entscheidend ist aber, dass dadurch der Zugang für die große Masse der durchschnittlich versierten Internetnutzer blockiert wird und die harten Fälle auf Nebenwege gezwungen werden.“

    Das bedeutet also, dass die große Masse der Internet-Nutzer (also alle Bundesbürger) „weiche“ Fälle darstellen und so wie die harten Fälle KiPo-Seiten aufsuchen. Damit wird ja mal eben so unterstellt, dass die große Masse der user scharf ist aus KiPo. Dass gerade die große Masse und der durchschnittliche user überhaupt kein Interesse an KiPos haben denkt in Berlin wohl niemand. Das passt ja gut ins Bild der CDU, wo Schäuble u.a. ja denken, dass das Internet was für Terroristen, Kriminelle und Pädophile ist….

    Manchmal bedauere ich, dass die Griechen so weit weg sind…..

  4. Ich muss euch leider enttäuschen. Der Text ist genau der gleiche Standard-Text den ich letzten Donnerstag schon als Antwort auf meine Bedenken bekommen habe. Von einem Bezug zur Wiki-Sperrung kann also keine Rede sein, aber es spricht natürlich Bände über die Kompetenz wenn trotz der Sperrung der gleiche Text rausgehauen wird wie vorher

  5. „fiel die gesamte Wikipedia einem Kollateralschaden zum Opfer und wurde gesperrt“ – hier wird aber auch nicht gerade mit Fachwissen geprotzt. Zur Klärung:

    Der anonyme Schreibzugriff war für die von der Sperre betroffenen nicht mehr möglich; allerdings resultierte das nicht direkt aus der Maßnahme, sondern daraus, dass eine Wikipedia-interne IP-Sperre alle anderen Nutzer der blockierenden Betreiber betraf. Außerdem wurde der Zugriff auf den Artikel gesperrt. Zum Bild kamen daher (über die Wikipedia) nur die von der Sperre betroffenen, die die URL oder zumindest den MediaWiki-Bildnamen kannten.

    Bitte das nächste mal einfach nix drüber schreiben wenn nur sowas bei rauskommt.

  6. „fiel die gesamte Wikipedia einem Kollateralschaden zum Opfer und wurde gesperrt.“

    Huh? Die gesamte Wikipedia gesperrt? Und wieso habe ich davon nichts gemerkt? Ich habe ohne Probleme auf die Wikipedia zugreifen koennen, vor, waehrend und nach der „Sperre“. Keiner meiner Kollegen und Bekannten hat sich beschwert, ich bin mir ziemlich sicher dass die auch alle zumindest ab und zu Wikipedia benutzen. Mindestens zwei davon haben einen anderen Provider als ich.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.