Ich will mehr ARD im Netz

Spiegel Online berichtet über den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk und dessen künstlichen Begrenzung der Online-Aktivitäten bei derzeit 0,75 Prozent: Gezerre um mehr Geld für Web-Auftritte. Für mich ist es nach wie vor unverständlich, weshalb ARD und ZDF politisch so gedeckelt werden. Ich will die Möglichkeit haben, Sendungen von ARD, ZDF, ARTE, etc im Netz anzuschauen – und zwar mit offenen Standards. Immerhin zahle ich Geld dafür und zukünftig sollen Computer auch noch belastet werden. Bis heute bekomme ich nur den Video-Podcast der Tagesschau und manchmal gibts schlechte Real-/WMV Streams im Netz.

Die FDP setzt sich aus einer mir nicht nachvollziehbaren Sicht für eine „unbedingte Deckelung“ der Online-Ausgaben aus. Der Medienpolitische Sprecher der FDP, Hans-Joachim Otto, schrieb dazu in seinem Weblog:

Zugunsten eines weiterhin offenen, wettbewerbsstarken und innovativen Internet muß die Deckelung der Online-Ausgaben von ARD, ZDF und Co. unbedingt beibehalten werden. Ansonsten wird ein starker Verdrängungseffekt durch öffentlich finanzierte Angebote stattfinden. Ich möchte Sie alle dazu aufrufen, mich in dieser Angelegenheit zu unterstützen und mir Ihre Meinung mitzuteilen.

Ehrlich gesagt versteh ich die Logik der Argumentation nicht und so bin ich der Aufforderung nachgekommen und hab in den Kommentaren nochmal dezidiert nachgefragt. Antwort gabs bisher keine.

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7 Ergänzungen

  1. Entspricht zwar auch nicht meinem Empfinden, aber im meinem Freundeskreis sind einige der Meinung, dass Sendungen die im Netz sind die Grundversorung zuwiderlaufen. Bin selber auch dafuer, dass mehr im Netz passiert…

  2. Der Hintergrund ist der: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk entstand ursprünglich aus dem Gedanken heraus, „Meinungsvielfalt“ bei sehr begrenzten Verbreitungskanälen herzustellen. Weil es damals nur einen, später nur zwei Fernsehsender gab, sollten diese das gesamte politische und kulturelle Spektrum repräsentieren.

    Mit der Einführung des Privatfernsehens, und nun noch viel mehr mit der Verbreitung des Internet und der damit einhergehenden Medienkonvergenzen, ist die künstliche „Meinungsplanwirtschaft“ einfach nicht mehr nötig. Ein fairer Wettstreit der Meinungen findet auch so statt, der öffentliche Rundfunk ist somit noch nicht einmal als Gegengewicht zu den Privatsendern nötig.

    Im Gegenteil: Es beinhaltet eine nicht zu unterschätzende Wettbewerbsgefährdung, wenn sich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auch im Internet engagieren: Hier sind nämlich sonst nur private Anbieter aktiv, die nach wirtschaftlichen Kriterien arbeiten müssen. Das heißt, was ausgegeben wird, muss auch wieder rein, z.B. über Werbeeinnahmen oder Pay-Per-View-Modelle. Wenn parallel aber ARD und ZDF auftauchen, und ähnlich gute Angebote machen, dank GEZ allerdings werbefrei und umsonst, dann zerstört das komplett den Wettbewerb für Online-Medien.

    Die Restriktion des öffentlichen Rundfunks dient also der Medienvielfalt – auch wenn es auf den ersten Blick anders aussieht.

  3. Nein, danke. Logisch wäre ein breiteres Angebot der ÖR im Netz nur eine Folge der einzuführenden Gebühren auf Computer. Mir erscheint das aber wie ein Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt. Ich boykottiere deren Angebote im Netz aus genau diesem Grund. Und Meinungsvielfalt gibt es im Netz doch wohl genug!? Mit dem bestehendem Gebührenmodell und der Art und Weise des Eintreibens können die bleiben wo der Pfeffer wächst. Und mal ehrlich, bei dem derzeitigen Niveau schwinden auch die Argumente für ein „mehr im Netz“. Da ist das Angebot der BBC schon eine andere Welt.

  4. Klar gibt es im Netz genug Meinungsvielfalt. Ich schätze aber besonders die journalistischen Angebot der ARD und verschiedener dritte Programme, sowie ARTE, 3Sat & Co. sehr. Wenngleich auch nicht alles, was gesendet wird. Trotzdem möchte ich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wegen seiner weitgehenden Objektivität in der Berichterstattung nicht missen, sondern weiterhin als Ergänzung der Medienvielfalt dabei haben. Und zwar on-Demand, wann ich es will und online.

    Eine ganz andere Frage ist, ob wir weiterhin Milliarden Gelder für Fussball im FreeTV ausgeben mü+ssen. Von mir aus nicht, stattdessen könnten ein paar mehr Politikmagazine finanziert werden, wenngleich auch im Optimalfall icht die aus Bayern. Aber wenn es wieder zu einem Krieg oder sonstigen Krisen kommen sollte, verlass ich mich lieber auf die ARD als auf Sat1 oder RTL. Und lieber auf tagesschau.de als auf focus.de oder spiegel.de.

  5. Ich will, dass das viele Geld, das die ö-r Anstalten jetzt schon bekommen, sinnvoll einsetzen. Auch ich bin dafür, ALLE Sendungen ins Netz zu stellen, mit freien Codecs verarbeitet.

    Dafür brauchen die Sender aber nicht mehr Geld. Sollen sie doch ein paar Winz-Anstalten schließen, ein paar Sendefrequenzen freimachen, weniger Soaps bringen, weniger Musikantenstadl bringen, mehr Nachrichten, Informationen und Wissen.

    Nochmal: dafür ist nicht mehr Geld nötig und deshalb ist die Deckelung nach wie vor ein MUSS.

  6. Entscheidend sollte die Qualität des Online-Angebots von Fernsehanstalten aber auch der Medien allgemein sein.
    Gerade für die öffentlich-rechtlichen Sender, die von den Gebühren existieren, sollte auch die Veränderung des Informationsbedarfs eine Rolle spielen, dahingehend, dass Jugendliche das Netz als ihr Medium Nr. 1 entdeckt haben und entsprechend nutzen. Immerhin haben sie bei der Präsentation der neuen Shell-Jugendstudie ihre Sendung zuerst im Netz und erst anschließend über das Fernsehen ausgestrahlt. Davon und generell mehr Sendungen für’s Internet wäre wünschenswert.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.